1. Hunde aus den südlichen Ländern Europas

StraßenhundeHunde aus dem Süden unterscheiden sich im Charakter von deutschen Hunden. Das muss nicht unbedingt etwas Negatives heißen. Man muss sich aber sehr gut überlegen, ob man der Herausforderung gewachsen ist, so ein Tier bei sich aufzunehmen. Hunde aus den südlichen Regionen haben eine andere Körpersprache und sind auch wesentlich mehr Freiheit gewöhnt, als wir es von unseren Vierbeinern kennen. Viele haben keine Erfahrung damit, in einer Familie zu leben, weil sie seit ihrer Geburt auf der Straße gelebt oder in kleinen Rudeln auf dem Land herum gestreunert sind. Deshalb haben sie einen besonders großen Freiheitsdrang. Es gibt auch Hunde, die vom Menschen gezüchtet wurden, um auf den Hof aufzupassen und dann irgendwann ausgesetzt oder an ein Tierheim abgegeben wurden. Hunde werden in den südlichen Ländern eher als Arbeitstiere angesehen, die einen bestimmten Zweck erfüllen sollen. In den meisten Fällen werden sie nicht, wie hier in Deutschland, als Haustiere gehalten und haben noch keine richtige Beziehung zu einem Menschen aufgebaut.

Deutsche Urlauber, die sich entscheiden, einen Hund aus dem Süden bei sich aufzunehmen, müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie nichts oder nur sehr wenig über die Vergangenheit des Hundes wissen. Vor allem Eindrücke in der Kindheit prägen einen Hund und sein Verhalten. Wenn er als Welpe wenig Kontakt zur Außenwelt hatte, fehlen ihm bestimmte Sinneseindrücke, sodass er scheu, ängstlich oder sogar aggressiv auf neue Dinge reagieren kann.
Familien oder Einzelpersonen, die die Herausforderung annehmen wollen, müssen sich auf die Probleme und Überraschungen einstellen, die sich aus dem Charakter des Hundes ergeben können.

2. Die Adoption eines Vierbeiners

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wenn man einen Hund aus dem Süden adoptieren will. Man kann sich zum Beispiel an Pflegestellen wenden, die bundesweit vertreten sind. Die Hunde kann man vor der Adoption besuchen und sich ein Urteil darüber bilden, ob sie zu einem passen oder nicht.
Es gibt aber auch die Möglichkeit, einen sich noch im Ausland befindlichen Hund zu adoptieren. Der Hund wird mit dem Flugzeug, Auto oder der Fähre nach Deutschland gebracht und muss von seinem zukünftigen Besitzer nach Ankunft abgeholt werden. Bei der Abholung sollte auf jeden Fall eine Hundeleine und ein Halsband mitgebracht werden.

Die Reise bedeutet für das Tier eine Menge Stress, was je nach Charakter zu einer großen Empfindlichkeit führen kann. Schon bei dem Versuch, dem Hund das Halsband umzulegen, kann es zu einer Panikreaktion kommen. Wenn der Hund angekommen ist und nach Hause gebracht wird, sollte man sich darüber bewusst sein, dass der Hund einer für ihn völlig unbekannten Situation gegenübersteht. Es ist nur natürlich, wenn er verstört ist und sich erst einmal zurückzieht. Seine Angst kann sich aber auch in Jaulen und Bellen äußern. Eine völlige Überforderung bringen viele Hunde durch Schnappen zum Ausdruck.

2.1. Das Verhalten des Hundes verstehen

Wie wir Menschen werden auch Hunde von ihrer Umwelt geprägt. Ihr Charakter hängt davon ab, wie sie vorher gelebt haben und welche Erfahrungen sie in der Vergangenheit mit Menschen und anderen Tieren gemacht haben. Es kann sein, dass der Hund gut sozialisiert ist und sofort Anschluss an die Familie findet. Genauso gut kann es aber passieren, dass er sich in seinem neuem zu Hause unwohl fühlt und sich nicht integrieren kann. Da man oft nicht viel über das Leben des Hundes weiß, muss man auf alles vorbereitet sein.

Am Anfang stehen die Hunde ihrer Umgebung eher zurückhaltend gegenüber, das kann sich aber mit der Zeit noch ändern. Nach einer Eingewöhnungsphase zeigt sich häufig, wie viel Power der Hund wirklich hat. Das Tier braucht dann viel Bewegung, da er die auch aus seinem alten Leben gewohnt ist. Wenn er als Streuner auf der Straße gelebt hat, musste er ständig wachsam sein. Dadurch ist er in Deutschland dann sehr aktiv und darauf muss sich der Mensch einstellen.
Hunde aus dem Ausland sind in den meisten Fällen weder eine Leine noch ein Halsband gewöhnt und halten solche Maßnahmen auch für völlig überflüssig. Der Mensch muss ihn deshalb langsam daran gewöhnen.

Manche Hunde kennen noch nicht den Unterschied zwischen der Wiese vor dem Haus und dem Teppich drinnen, sodass sie am Anfang überall hin pinkeln. Befehle wie "Sitz" und "Platz", die deutschen Hunden im Regelfall geläufig sind, sind für sie reine Fremdwörter. Sie haben als Welpen oft keine Erziehung genossen und können deshalb auch noch keine Befehle verstehen. Man sollte am Anfang nur die wichtigsten Befehle einführen und konsequent mit dem Tier an der Ausübung arbeiten. Dabei darf die Belohnung nicht fehlen, um die Motivation aufrecht zu erhalten. Wenn man noch nicht viel Erfahrung mit der Hundeerziehung hat, sollte man den Besuch einer Hundeschule in Erwägung ziehen, damit der Hund auf den Menschen hört, und nicht anders herum.

Straßenhunde machen auch keinen Unterschied zwischen dem Essen in einem Fressnapf und dem Essen im Mülleimer. Sie sind es gewöhnt Reste zu essen und müssen deshalb erst einmal lernen, dass es in ihrem neuen Heim regelmäßig Essen in einem für sie bestimmten Napf gibt. Hinzu kommt, dass manche Hunde denken, sie müssten alles verteidigen, was sie bekommen. Dieser Futterneid gehörte lange zu ihrem Alltag und es braucht eine Weile, ihn dem Hund wieder abzugewöhnen.

Als der neue Besitzer sollten man sich auf jeden Fall auch darüber informieren, ob der Hund schon kastriert ist oder nicht.

2.2. Umgang mit Hunden aus dem Süden

Ganz wichtig für das funktionierende Zusammenleben ist, dass der Mensch dem Hund gegenüber kein Mitleid zeigt, damit es nicht zu Rangproblemen kommt. Natürlich braucht das Tier viel Liebe und Aufmerksamkeit, trotzdem muss ihm immer klar sein, wer der Rudelführer ist.


Vor allem muss man viel Geduld aufbringen, um eine Beziehung zu dem Tier aufzubauen. Es ist bekannt, dass Hunde ihrem Herrchen viel Liebe zurückgeben, aber bis es soweit ist, dauert es eine Weile, vor allem bei ängstlichen Hunden. Man muss zunächst die Sprache des Hundes lernen und verstehen – man muss denken, wie ein Hund. Denn mit Küssen und Umarmungen kann ein Hund nichts anfangen. Er nimmt sie eher als Drohung war. Deshalb sollte man auch nicht davon ausgehen, dass der Hund so gerne gestreichelt wird, wie die Menschen ihn gerne streicheln würden. Erst muss eine Bindung und gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werden.

 

Am wichtigsten in der Hundeerziehung ist das Loben. Bei jeder gewünschten Handlung, sollte man den Hund mit Leckerchen füttern. So können sie den Hund auch an Neues gewöhnen, zum Beispiel an Treppen, laute Geräusche, U-Bahn und so weiter.

 

Obwohl ein Hund aus dem Ausland erst einmal viel Arbeit mit sich bringt, kann er bei der richtigen Haltung zu einem besonders anhänglichen Begleiter werden. Auch Hunde, die Schlimmes erlebt haben, sind resozialisierbar, wenn man die nötige Geduld und viel Einfühlungsvermögen aufbringt.
Zu Schwierigkeiten könnte lediglich der, bei ausländischen Hunden besonders stark ausgeprägte, Jagdtrieb führen. Hier wird ein gezieltes Training benötigt. Aber auch das sollte man mit den richtigen Trainingsmethoden schaffen. Menschen mit Hundeerfahrung haben es sicherlich leichter. Wenn man gar keine Erfahrung mit Hunden hat, sollte man sich zunächst einen Hund aus einer deutschen Pflegestelle suchen, der die Umgebung schon gewohnt ist.

3. „Handelsware Hund“

Auch deutsche Tierheime sind überfüllt, deshalb sollte man auch in der näheren Umgebung nach einem Hund gucken. Wenn man dort keinen Passenden findet oder wenn man ausländischen Hunden helfen will, muss man sich vorher gut informieren. Denn in letzter Zeit hört man immer öfter von illegalen Hundeimporten mit zum Teil kranken Tieren. Leider geht die Entwicklung dahin, dass der Hund aus dem Süden immer mehr zur Handelsware wird. Um solche Geschäfte nicht zu unterstützen, sollte man sich um eine seriöse Vermittlung kümmern. Die erkennt man zum Beispiel daran, dass man erfährt, woher das Tier kommt, unter welchen Umständen es gelebt hat, ob es irgendwelche Krankheiten hat und wie alt es ist. 

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