Wenn katholische Priester ihren Dienst aufgeben - Berufliche Alternativen für ehemalige Priester

Schaut man sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt an, so wird einem schnell bewusst, dass es heute sehr viel schwieriger ist, eine gute Anstellung zu finden als vor 10 oder 20 Jahren. Katholische Priester, die aus ihrem Dienst ausscheiden müssen, haben es besonders schwer, beruflich wieder Fuß zu fassen. Dies hat unterschiedliche Gründe.

Studium der Theologie ist eine Randwissenschaft

Wer Priester werden möchte, muss in der Regel katholische Theologie studieren. Dieses Studium ist hochspezialisiert, weil es sich hauptsächlich mit Themen befasst, die sich auf die katholische Kirche beziehen (Philosophie, Kirchengeschichte, Altes- und Neues Testament, Pastoral- und Moraltheologie, Christliche Soziallehre, Dogmatik, Kirchenrecht usw.). Je nach Vorbildung kommen Latein, Griechisch und Hebräisch als Studieninhalte dazu. Nur am Rande werden Themen wie Pädagogik (Religionspädagogik) oder Psychologie behandelt, also Fächer, die man auch außerhalb des priesterlichen Dienstes nutzen könnte.

Theologen für Unternehmen nur selten interessant

Wer Theologie studiert, sollte sich von vornherein im Klaren sein, dass dieses Studium eine Randwissenschaft ist, die einem beim Ausscheiden aus dem priesterlichen Dienst nur selten nützt. Sicher mag es einige Unternehmen oder Verbände geben, die Diplomtheologen einstellen, aber in der Regel ist es sehr schwierig, als Theologe in der normalen Arbeitswelt Fuß zu fassen. Deshalb wäre es ratsam, entweder vor dem Studium einen Beruf zu erlernen oder während des Studiums wenigstens ein passendes Zweitstudium in Angriff zu nehmen. So minimiert man die Gefahr, bei einem Ausscheiden aus dem priesterlichen Dienst ohne Alternative dazustehen.

Theologiestudium ohne vorherige Ausbildung

Wenn sich jemand dazu entschließt, Priester zu werden, wurde dieser Wunsch normalerweise schon in der Kindheit oder Jugend durch die Mitarbeit in der Heimatgemeinde grundgelegt. Viele entschließen sich auch heute noch, direkt nach dem Abitur oder nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr mit dem Theologiestudium zu beginnen und gehen dazu oft ins Priesterseminar. Zwar nutzen in den letzten Jahren mehr und mehr junge Menschen die Möglichkeit, zunächst eine Ausbildung zu absolvieren, vor allem in den konservativen Kreisen der römisch-katholischen Kirche ist es aber Brauch, Priesteramtskandidaten von der Abiturprüfung weg zu "rekrutieren". Der Theologe David Berger hat in seinem Buch "Der heilige Schein" ausführlich über erzkonservative Priesterseminare geschrieben und es ist erschreckend, wie junge Menschen scheinbar im Namen der Kirche kaserniert, abgeschottet und dumm gehalten werden, um sie zu loyalen und unselbstständigen Priestern heranzuziehen. Scheitern sie als Priester, ist es fast abzusehen, dass sie aufgrund mangelnder Perspektiven am eigenen Leben und auch der Gesellschaft verzweifeln.

Der Dienst als Priester birgt hohe Belastungen!

Wer heute als Priester arbeitet, der ist immer seltener Seelsorger und dafür umso häufiger Manager seiner Gemeinde. Die Pfarreien werden aufgrund des Priestermangels immer größer, wodurch die Arbeitskraft des Priesters vor allem durch Sitzungen, Lehrertätigkeiten und vor allem Verwaltungsaufgaben gebunden wird. Auf all diese Tätigkeiten ist er durch das Theologiestudium allerdings nicht vorbereitet, was nicht selten zu Überforderung und Frust führt. Nicht selten endet dies im Alkoholismus, sodass manche Diözese einen eigenen Seelsorger haben, der sich um alkoholkranke Mitbrüder kümmert.

Zölibat als Fallstrick und Karrierebremse

Zudem macht vielen Priestern die zölibatäre Lebensweise zu schaffen, da sie vor der Priesterweihe gar nicht abschätzen konnten, welche Belastungen die Ehelosigkeit und der Verzicht auf jede sexuelle Betätigung mit sich bringen. Viele junge Männer werden Priester, obwohl sie wissen, dass sie homosexuell sind. Genau wie ihre heterosexuellen Mitbrüder vertrauen sie darauf, dass der liebe Gott ihnen die Sehnsüchte schon nehmen wird, wenn sie erst einmal die Priesterweihe hinter sich haben. Zwar mag es Priester geben, die trotz Zölibat glücklich sind, für viele allerdings erweist sich dieses Kirchengesetz als Fallstrick. Denn auch Priester sehnen sich nach einem Menschen, mit dem sie über ihre Probleme reden können, der ihnen zärtliche Nähe schenkt und der sie auffängt, wenn sie sich von ihrem Dienst überfordert fühlen. Deshalb unterhalten zahlreiche Priester heimliche Beziehungen zu Männern oder Frauen. Wird eine heterosexuelle oder homosexuelle Beziehung von Priestern publik, müssen sie ihren Dienst aufgeben bzw. werden suspendiert und entlassen. In der Kirche selbst dürfen sie nie wieder arbeiten, es sei denn, sie geben die Beziehung zur Partnerin oder zum Partner auf und kehren reumütig zurück. Tun sie dies nicht, stehen sie plötzlich ohne Einkommen, Perspektive und Absicherung da, denn die meisten Diözesen zahlen lediglich noch drei Monate Gehalt weiter, übernehmen in der Regel keine Kosten für Umschulungen und für die Nachversicherung zur Rentenversicherung wird der geringste Satz verwendet. Eine neue Arbeitsstelle zu finden ist fast immer problematisch, denn das Studium der katholischen Theologie ist meist wenig hilfreich, um beruflich wieder Fuß zu fassen.

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