Betrug im Boxsport beim Gewicht, Namen und Alter
Beim Boxen wird öfter mal geschummelt. Das betrifft nicht nur Punktrichterentscheidungen. Auch die Boxer selbst können manchmal Betrüger sein.Bevor Boxen als Eventsport wieder gesellschaftsfähig wurde, hatten viele mit diesem Sport eher negative Assoziationen. Halbwelt, Schiebereien und Boxer, die im Gefängnis landeten. In der Tat geht es beim Boxen nicht immer mit rechten Dingen zu:
Betrug im Boxen beim Alter
Das wusste schon Marvin "Marvellous" Hagler, der als Amateur den 23. Mai 1952 als Geburtsdatum in seinem Startausweis stehen hatte. Als Hagler später Weltmeister wurde, wies er plötzlich eine Geburtsurkunde mit dem Datum 23. Mai 1954 vor. Mit diesem Schwindel konnte Hagler in den 70ern Jahren bei Turnieren bereits in der Seniorenklasse starten, was für ihn mit einem höherem Preisgeld verbunden war. Umgekehrt verhält es sich ähnlich. So kommt es nicht selten vor, dass "Erwachsene" bei internationalen Juniorenwettkämpfen antreten. Dank einer solchen "Verjüngungskur" erhöhen sich allein aufgrund der besseren Physis die Gewinnaussichten. Selbst Kuba, die Boxmacht Nummer 1 bei den Amateuren, beteiligte sich an solchen Schiebereien. So wurde Pedro Carrion 1994 Juniorenweltmeister. Als er später aus Kuba flüchtete, gab er in seiner Berufsboxlizenz 1971 als Geburtsjahr an. Damit war er zum Zeitpunkt seines größten Amateurerfolgs eigentlich 23 Jahre alt und hätte gar nicht mehr als Junior boxen dürfen.
Betrug im Boxen beim Namen
Im Boxzirkus weit verbreitet ist das Antreten unter verschiedenen Identitäten. Sogar der legendäre Sugar Ray Robinson machte davon Gebrauch. Denn er war so begabt, dass ihn sein Manager und Entdecker George Gainford mit 15 Jahren das erste Mal in den Ring schickte, obwohl die damaligen US-Bestimmungen einen Start vor dem 16. Lebensjahr nicht zuließen. Also besorgte er seinem jungen Ringtiger den Startausweis eines anderen Fighters, der nicht mehr recht zog und Ray Robinson hieß. Sugar Ray selbst war als Walker Smith geboren, hat aber später seinen Namen offiziell umwandeln lassen.
Besonders wild trieben es viele Clubfighter im US-Bundesstaat Indiana. Dort gab es ein Nest von Boxern, die sich gegenseitig dabei behilflich waren, ihre Kampfrekorde zu frisieren, um irgendwann als Herausforderer für einen Titelkampf vermarktet werden zu können. Da die Boxlizenzen früher meist ohne Lichtbild ausgestellt wurden, war es für die Kämpfer ein Leichtes, an mehrere Startberechtigungen zu kommen. So nannte sich Reggie Strickland, der selbsternannte König der Verlierer, beispielsweise Reggie Buse oder Reggie Raglin. Der ehemalige WM-Herausforderer Craig Houk kämpfte gelegentlich als Tim Bennet oder Garry Meyers. Sein Kollege Rocky Berg war als Rocky Vires bekannt. "Wir müssen unter verschiedenen Namen kämpfen, um oft genug antreten zu können, Schutzsperren zu umgehen und unser Geld zu verdienen", begründete Weltergewichtler Verdell Smith die Notwendigkeit der Ersatznamen. Seine Aliase waren Tommy Bowles und Tim Brooks.
Betrug im Boxen beim Gewicht
Gerne gemogelt wird auch beim Kampfgewicht der Boxer. Wer erinnert sich nicht an das offizielle Wiegen vor der Begegnung zwischen Jose Luis Castillo und Diego Corales, als einer von Castillos Betreuern auf frischer Tat dabei ertappt wurde, wie er mit dem Fuß die Waage manipulieren wollte! Beliebt im Lager der Amateure ist übrigens der Kniff, dass die Waage für den Gastboxer auf hartem Untergrund aufgestellt wird, während unter die Waage des Heimboxers schnell eine weichere Unterlage geschoben oder das Messgerät auf Teppichuntergrund postiert wird. Nach dieser Methode hat schon mancher Heimboxer gerade noch sein Gewicht gebracht oder der Gast war im Falle des härteren Bodens plötzlich schwerer als angenommen.