Zwangslaisierung eines katholischen Priesters - Disziplinierungsversuche der katholischen Kirche

Die Suspendierung eines Priesters aufgrund von Homosexualität oder anderer Gründe ist schon lange keine Ausnahme mehr. Dass aber Bischof Becker von Paderborn nun gegen den Willen des Betroffenen Papst Benedikt um die kirchenrechtliche um dessen Laisierung bitten möchte, ist ein neuer Höhepunkt im fragwürdigen Umgang mit einem Menschen, der sein Priestersein ernst nimmt und dessen einziger "Verstoß" gegen geltendes Kirchenrecht darin besteht, weiterhin für die Menschen da sein zu wollen.

Laisierung im katholischen Kirchenrecht

Ein katholischer Priester kann selbst laut Canon 290, Nummer 3 CIC (Codex Iuris Canonici) den Papst um seine Laisierung, d.h. seine Rückversetzung in den Laienstand bitten. Der Wunsch muss also explizit vom betroffenen Priester kommen. Zwar nennt Canon 290, Nummer 2 die Möglichkeit der Entlassung, dafür ist aber ein Verfahren notwendig. Ein solches Verfahren strengt nun Bischof Becker gegen den betroffenen Priester an.

Verfahren wegen unerlaubter Ausübung priesterlicher Dienste

Ausschlaggebend für diesen Schritt war vermutlich eine Eucharistiefeier im Vorfeld des Papstbesuches im Jahr 2011, zu dem der Priester Menschen aller Konfessionen eingeladen hatte. Da ihm derartige Handlungen aufgrund seiner Suspendierung im Jahre 1998 verboten sind und die katholische Kirche die Interkommunion ablehnt, nahm der Bischof von Paderborn dies zum Anlass, gegen den Priester vorzugehen. Dies teilte ihm der Bischof bzw. der Offizial (Kirchenrichter) der Diözese durch ein Schreiben vom 15. November 2011 mit.

Die Kirche hat ein Glaubwürdigkeitsproblem

Das Vorgehen gegen den Priester macht wieder einmal deutlich, dass die Kirche ein fundamentales Glaubwürdigkeitsproblem hat. In seinem Antwortschreiben an den Bischof von Paderborn beklagt der Betroffene zu Recht, dass es in der katholischen Kirche unzählige Priester und auch höhere Würdenträger mit Partnern oder Partnerinnen gibt, die nicht nach den Maßgaben des Kirchenrechts leben. Der Verfasser dieses Artikels kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass die Kirche nicht selten Kenntnis von solchen Beziehungen hat, dies aber stillschweigend toleriert, solange solche "unstandesgemäßen" Beziehungen von Klerikern nicht öffentlich werden. Damit verleugnet und verschleiert die Kirche die Realität in ihren eigenen Reihen. Ein solches Verhalten kann man wohl nur als ein Zeichen von Doppelmoral und Unglaubwürdigkeit deuten.

Ist die Kirche von heute noch die Kirche Christi?

In seinem Antwortschreiben an Bischof Becker klagt der betroffene Priester diesen und alle deutschen Bischöfe an, ihrer Berufung durch Gott nicht gerecht zu werden. Er zeigt auf, dass die christliche Kirche schon kurz nach ihrer Entstehung damit begonnen hat, sich vor allem dadurch zu definieren begann, dass sie andere ausgegrenzt und ausgeschlossen hat, was im krassen Widerspruch zu Jesus von Nazareth steht, der die Menschen ohne Ansehen ihrer Person oder ihres Seins einlud und sich auch zu ihnen einladen ließ. Ihm ging es um den Menschen selbst. Hier stellt sich die Frage, worum es der katholischen Kirche heute geht. Immer öfter hat man den Eindruck, ihr Handeln dient lediglich ihrem Macht- und Strukturerhalt und nicht mehr den Menschen. Damit würde sie sich aber gegen die Intention Jesu stellen und wäre nicht mehr die Kirche Christi.

Neubesinnung ist notwendig

Wenn die katholische Kirche den Anspruch erheben will, oberste Hüterin der Moral zu sein, dann muss sie sich gefallen lassen, dass die Menschen, für die sie da sein soll, sie kritisch betrachten und ihr Handeln immer wieder neu hinterfragen. Denn die Menschen unserer Zeit sind nicht mehr so naiv und gutgläubig, wie in früheren Zeiten, sondern merken sehr schnell, wenn ein Mensch oder eine Institution nicht gut für sie ist. Die ersten Anzeichen für eine zunehmende Bedeutungslosigkeit der katholischen Kirche sind bereits zu erkennen, denn immer mehr Menschen wenden sich von ihr ab.

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