Blankenburg (Harz) – Blütenstadt am Harz
Eine sehenswerte Altstand und viele schöne Gartenanlagen lohnen einen Besuch in dem Kurort.Sehenswürdigkeiten
Das Areal des Großen Schlosses auf dem "Blanken Stein" oberhalb der Stadt wurde von einer Burganlage eingenommen. Etwa ab 1133 residierten hier die Grafen von Blankenburg und später bis 1599 die Grafen von Regenstein. Unter denen wurde aus der mittelalterlichen Burg ein dreiflügeliges Renaissanceschloss. 1599 fiel das Schloss als erledigtes Lehen an die Herzöge von Braunschweig zurück. Von 1705 bis 1718 ließ Herzog Ludwig Rudolph von Braunschweig-Wolfenbüttel es von seinem Landbaumeister Herrmann Korb zu einer barocken Residenz umgestalten. Es entstanden Repräsentationsräume wie der Graue Saal, Redutensaal, Kaisersaal und eine Hofkirche als mehrgeschossiges Oktogon. Der Süd- oder Turmflügel behielt seine Renaissanceformen. Bis auf geringen Umbauten entspricht die Gestalt des Schlosses auch heute noch dieser Zeit. Derzeit wird das Schloss in Abschnitten saniert. Führungen gibt es jeden Samstag von 14.00 bis 16.00 Uhr.
Oberhalb des Rathauses steht die mittelalterliche Kirche St. Bartholomäus, die auch Bergkirche genannt wird. Turm und Chor der Kirche zeigen spätromanische Mauerteile aus der Zeit um 1200. Die um 1300 geschaffenen Stifterfiguren im Chor stehen in der Tradition der Naumburger Stifterfiguren.
1442 wurde erstmals ein Rathaus erwähnt. Das entstand vermutlich um 1400. 1497 kam eine Schlaguhr auf den Turm. 1584wurde das Haus aufgestockt. 1735 erfolgte eine Sanierung und 1738 erhielt es einen mit Schiefer gedeckten Turm. Der heutige Bau stammt aus dem 16. und 18. Jahrhundert. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhielt das Tathaus barocke Elemente. 1870 wurde der Balkon angebaut.
In der Altstadt von Blankenburg steht das Kleine Schloss. Dieses Gartenschloss entstand 1725 und ist von einem barocken Terrassengarten mit drei erhaltenen Wasserbassins, einer Reihe von Sandsteinfiguren und geschnittenen Hecken umgeben. Diese Gartenanlage gehört zu dem Netzwerk "Gartenträume Sachsen-Anhalt". Das Haus wird heute vom Stadtmuseum genutzt.
Das 1146 gegründete Zisterzienserkloster Michaelstein ist heute eine Station an der Straße der Romanik durch Sachsen-Anhalt. Es entstand etwas abseits der Stadt am Rand des Harzes. 1543 übernahmen die Grafen von Blankenburg den Besitz. Sie richteten eine Klosterschule ein. Anfang des 18. Jahrhunderts ließ Herzog Ludwig-Rudolf von Braunschweig es umbauen und richtete hier ein Predigerseminar ein. 1720 wurde die barocke Klosterkirche geweiht. Das Viereck der Klosterbauten um den Kreuzgang ist der Mittelpunkt der ehemaligen Abtei. Die Räume aus der spätromanischen und gotischen Zeit sind gut erhalten. Kreuzgang, Refektorium und Kapitelsaal sind in der eindrucksvollen Schlichtheit einer Zisterzienserabtei zu erleben. Auch die beiden Klostergärten sind nach dem Vorbild mittelalterlicher Pläne und Aufzeichnungen gestaltet. Im Kräutergarten auf der Südseite gedeihen etwa 260 bekannte Kräuter. Im Gemüsegarten auf der Ostseite der Klausur werden etwa 100 Pflanzen angebaut. Heute haben in den Klosterbauten die "Stiftung Kloster Michaelstein - Musikinstitut für Aufführungspraxis" und die Landesmusikakademie ihren Sitz.
Blick über die Stadt (Bild: haros)
Museen
Das Kleine Schloss beherbergt heute das Stadtmuseum. Es dokumentiert, wie aus dem Ackerbürgerstädtchen und Verwaltungssitz Blankenburg in den letzten zwei Jahrhunderten ein Kurort und ein Industriestandort wurde. Weiter wird die Geschichte der herzoglichen Residenz in Blankenburg während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verdeutlicht. Zum Bestand des Museums, gehört eine regionalgeschichtliche Präsenzbibliothek mit wertvollen bibliophilen Büchern.
Das Musikinstitut im Kloster begann 1977 mit der Sammlung historischer Musikinstrumente. Heute umfasst der Bestand etwa 900 Stücke aus dem 18. bis 20. Jahrhundert. Anhand dieser Exponate Ausstellung lässt sich die Entwicklung vom barocken zum modernen Musikinstrument nachvollziehen.
Ein 1684 errichtetes Fachwerkhaus ist heute das Herbergsmuseum. Es war von 1884 bis 1916 eine Herberge Wandergesellen. Heute ist es die einzige historische Gesellenherberge in Deutschland, die als Museum hergerichtet ist. Zu erleben ist das einstige Herbergsmilieu mit Innenhof, Stall, Waschküche, Küche, Logierzimmer und Restaurationszimmer. Eine Ausstellung berichtet mit Dokumenten, Abbildungen und Sachzeugen von der Wanderschaft der Handwerksgesellen.
Ziele in der Umgebung
Rund drei Kilometer nördlich der Stadt stehen die Reste der einstigen Burg und späteren Festung Regenstein. Die mit 180 mal 90 Metern relativ große Burg wurde 1169 erstmals erwähnt. Hier herrschten vom 12. bis 15. Jahrhundert die Grafen von Regenstein über einen großen Teil des Nordharzes und seines Vorlandes. In der Mitte des 15. Jahrhunderts gaben die Grafen den Regenstein zugunsten von Blankenburg und Derenburg auf. Die Burg verfiel. 1671 besetzten Truppen des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, auch der "Große Kurfürst" genannt, diese alte Residenz. Eine Bergfestung mit fünf Hauptbastionen, mehrere Gebäude und einen 197 Meter tiefen Brunnen entstand hier. Unter König Friedrich Wilhelm I. von Preußen wurde die Festung weiter ausgebaut. Sie nahm dann den gesamten zwei Kilometer langen Höhenrücken ein. Im Verlauf des Siebenjährigen Krieges sind die Festungsgebäude 1758 zerstört worden. Regenstein war bis 1945 eine preußische Exklave im Herzogtum Braunschweig. Die gesamte Anlage ist inzwischen ein Freilichtmuseum. Noch immer sind die gemauerten Bastionen und Erdwerke sowie die Toranlage sichtbar. In einigen Kasematten sind Funde aus der Burgen- und Festungszeit des Regensteins ausgestellt.
Nordöstlich der Burgruine Regenstein gibt es im Waldgebiet "Heers" auf einer Lichtung eine Gruppe großer Sandsteinfelsen. In denen gibt es zahlreiche kleine Höhlen. Dieser Platz soll ein Thingplatz gewesen sein.
Die Teufelsmauer ist ein geologisches Naturdenkmal. Sie ist eine aus Sandstein gebildete Felsformation im nördlichen Vorland des Harzes. Sie erstreckt sich über rund 20 Kilometer von Ballenstedt über Rieder und Weddersleben bis Blankenburg.
Auf dem Ziegenkopf, ein Berg südlich von Blankenburg, gibt es einen Aussichtsturm. Der ist bequem über den Parkplatz der Berggaststätte erreichbar. Nebenan gibt es einen Spielplatz und einen kleinen Streichelzoo. Vom Turm bietet sich ein herrlicher Blick auf die Umgebung. Der reicht bei guter Sicht bis zum Brocken.
Die Wilhelm-Raabe-Warte ist ein 21,60 Meter hoher Aussichtsturm auf dem Eichenberg. Der wurde 1896 zu Ehren des damaligen deutschen Kaisers Wilhelm II. Von seiner Aussichtsplattform gibt es einen guten Blick über die Stadt Blankenburg und in das nördliche Harzvorland.
Seit 1886 gibt es die Rübelandbahn zwischen Blankenburg und Elbingerode. Sie war die erste gemischte Reibungs-Zahnradbahn der Welt und wurde elektrisch betrieben. Das Stromsystem ist mit 25 kV und 50 Hz in Deutschland ungewöhnlich. Der regelmäßige Personenverkehr ist eingestellt. Doch eine Arbeitsgemeinschaft betreut die Dampflokomotive 95 027 und veranstaltet mit ihr Sonderfahrten über diese ungewöhnliche Strecke im Harz.
Geschichte
Erste Siedlungsspuren im Stadtgebiet stammen aus der Altsteinzeit. Die erste urkundliche Erwähnung Blankenburgs erfolgte 1123. Da setzte der Sachsenherzog Lothar von Supplinburg setzte Poppo, einen Neffen des Bischofs Reinhard von Halberstadt, als Grafen auf die Burg ein. Graf Poppo I. von Blankenburg gehörte wohl dem fränkischen Adelsgeschlecht der Reginbodonen an. Seine Nachkommen besaßen auch die nahe Burg Regenstein. Diese war wie Grafschaft Blankenburg ein Lehen des Bistums Halberstadt.
Kaiser Friedrich I. Barbarossa ließ Blankenburg verwüsten. Denn die hielt dem Welfen Heinrich dem Löwen die Treue. 1599 starb Graf Johann Ernst von Regenstein als letzter männlicher Vertreter des Geschlechts. Die Grafschaft fiel als "erledigtes Lehen" an die Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg zurück.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Blankenburg von Wallenstein 1625 besetzt. Neun im Rathaus eingemauerte Kanonenkugeln erinnern daran. Die Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg erwählten Blankenburg im 17. Jahrhundert zur Nebenresidenz. Die Stadt erlebte ab 1707 eine Blütezeit unter Herzog Ludwig Rudolf. Aus dieser Zeit stammt das "Kleine Schloss" mit dem in Terrassen angelegten barocken Lustgarten. Im Siebenjährigen Krieg blieb Blankenburg ein neutraler Ort und bot dem herzoglichen Hof eine sichere Zuflucht. Die Stadt bot auch dem französischem König Ludwig XVIII. von 1796 bis 1798 ein Exil. Von 1807 bis 1813 gehörte Blankenburg zum Königreich Westphalen.
Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelten sich Bergbau und Hüttenwesen. Eisenerz, Sandstein, Farberden und Kalk wurden hier abgebaut. In den Gründerjahren nach 1871 entstanden zahlreiche Betriebe in der Stadt. Darunter die 1872 entstandene Eisenhütte "Harzer Werke". Die Eisenbahn von Halberstadt nach Blankenburg fährt seit 1872. Ab 1875 gab es eine Schmalspurbahn nach Tanne. Die brachten den Aufschwung für den Fremdenverkehr. Zahlreiche Hotels, Pensionen und Ausflugslokale entstanden in der Stadt. In der ließen sich auch viele Pensionäre nieder. 1937 wurde Blankenburg als Heilbad anerkannt.
Der Zweite Weltkrieg ging bis kurz vor Kriegsende relativ spurlos an der Stadt vorbei. Am 20.April 1945 wurde ein Teil der Stadt bei einem Bombenangriff zerstört. Die seit 1914 auf dem schloss Blankenburg wohnende herzogliche Familie verließ unter Mitnahme des Inventars die Stadt. Das Schloss wurde ein Erholungsheim und später eine Fachschule.
Von 1815 bis 1945 war Blankenburg die Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises. Der wurde 1945 geteilt. Der Ostteil mit Blankenburg wurde der sowjetischen Besatzungszone zugeordnet und gehörte dann zur DDR. Nach der Wende blieb Blankenburg beim Land Sachsen-Anhalt. Ab 1991 stand das Schloss leer. Inzwischen bemüht sich der Verein Rettung Schloss Blankenburg e.V. um die Wiederbelebung des Gebäudes. 2010 wurden die ehemals selbständigen Orte Cattenstedt, Derenburg, Heimburg, Hüttenrode, Timmenrode und Wienrode eingemeindet.
Literatur
- Bernhard Kiekenap: Spuren des Löwen - Geschichte und Tradition in Braunschweig und Blankenburg. Appelhans Verlag Braunschweig 2002
Bildquelle:
Reisefieber
(Dezember in Goa, Indien)