Das erscheint gering angesichts der 14 Milliarden Euro-Scheine, die derzeit legal auf dem Markt sind. Aber, sagen die Verantwortlichen von Europol, die Zahl der beschlagnahmten Scheine sei nur "Spitze des Eisbergs". Sie schätzen, dass die Menge der kursierenden "Blüten" etwa drei- bis viermal so hoch ist.

 Die Italiener sind auf 20-Euro-Scheine spezialisiert

 Dabei haben die Behörden schon lange zwei Fälscherzentren ausgemacht und immer wieder im Visier. Das ist einmal Südbulgarien mit den Städten Plovdiv und Haskowo. Hier, heißt es, werden vor allem 200-Euro-Scheine produziert, die allerdings von minderer Qualität sein sollen und leicht als gefälscht erkannt werden können. Das zweite Zentrum liegt im italienische Kampanien in einem Raum um die rund 120.000 Einwohner zählende Stadt Gugliano mit den Eckpunkten Afragola, Marano, Castelvolturno und Aversa. Die Fälscher, die hier am Werke sind, werden von Europol "The Napoli Group" genannt. Sie bescheiden sich mit 20-Euro-Scheinen, die in äußerst hoher Qualität hergestellt werden – bis hin zu den Wasserzeichen und den Hologramm-Elementen. Die Fahnder sprechen immer wieder nicht ohne einige Bewunderung von "Künstlern", die – fast – perfekt arbeiten. Diese professionellen Fälscher verfügten über großes Know-how und hoch spezialisiertes Equipment samt entsprechenden Investitionen. Die zugleich mit ihren Werkstätten äußerst mobil sind, und somit rasch untertauchen oder ihren Standort verändern können. Mehr als 50 Prozent der in Europa kursierenden falschen 20-Euro-Scheine werden nach den Erkenntnissen der Polizei dort hergestellt.

 "Geldwäsche" über den Drogen-Einkauf

 Natürlich haben sie, vor allem in der in dieser Gegend heimischen mafiosen Camorra, starke und einflussreiche Helfer. Das sind Helfer, die vor allem für die richtige "Geldwäsche" sorgen. Was nördlich von Neapel produziert wird, kommt nämlich zunächst gar nicht auf den europäischen, auf den Euro-Geldmarkt. Vielmehr wandern diese falschen Scheine zunächst nach Nordafrika, in den mittleren Orient und vor allem auch nach Kolumbien. Damit nämlich kauft die Camorra Rauchgift, vorzugsweise Kokain, für den europäischen Markt ein – und die falschen Scheine sickern erst später allmählich und einigermaßen unauffällig zurück.

 Schaden in Deutschland: Eine Million

 Innerhalb der Eurozone ist die Bundesrepublik Deutschland bislang von einer größeren Euroschwemme verschont geblieben. Nach Auskunft der Deutschen Bundesbank wurden und werden im Jahresdurchschnitt lediglich rund 40.000 gefälschte Noten entdeckt; von einer größeren Dunkelziffer ist nicht die Rede. Die durch Falschgeld entstandene Schadenssumme liegt aber immerhin bei einer Million Euro; das sind etwa 100.000 Euro weniger als in früheren Jahren. Dabei dominierten mit 42 Prozent falsche 50-Euro-Schein, der Anteil der gefälschten 20-Euro-Scheine liegt bei 36 Prozent. Fazit der Bundesbank: Im internationalen Vergleich sei der Anteil an Falschgeld in der Bundesrepublik mit durchschnittlich rund fünf Fälschungen auf 10.000 Einwohner weiterhin deutlich unter dem Durchschnitt der Euro-Zone.

 

 

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