Bon Anniversaire, Eiffelturm
Seit der Weltausstellung vor 125 Jahren fasziniert uns das berühmteste Wahrzeichen Frankreichs mitten in Paris.Mit Skepsis und Kritik wird der komische Stahlturm anfangs aufgenommen
So beliebt wie er heutzutage ist, war der Eiffelturm allerdings längst nicht immer. Als das merkwürdige Gerippe aus Schmiedeeisen und Eisennägeln wenige Wochen vor der Pariser Weltausstellung am 31. Marz 1889 eröffnet wurde, war es ausgesprochen umstritten. Stand doch das eiserne Gerüst mit seinen für damalige Zeiten immensen Ausmaßen ganz im Gegensatz zur verschnörkelten Art des Klassizismus und entbehrte so ganz und gar jeglicher künstlerischer Ästhetik – zumindest, was den Zeitgeschmack gegen Ende des 19. Jahrhunderts anbetraf. Übrigens wurde er schon bald reichlich kitschig vermarktet, was Zeitgenossen wohl gewaltig auf die Nerven ging. So belegt es zumindest ein Artikel des berühmten Schriftstellers Guy de Maupassant für ein französisches Reisejournal aus dem Jahr 1890.
Frankreich auch der Suche für einen Ausdruck von neuem Selbstbewusstsein
Die Idee für einen 300 Meter hohen Turm war nicht zuletzt eine indirekte Folge des verlorenen deutsch-französischen Krieges von 1870/71. Frankreich litt schwer unter der Niederlage, die mit einer wirtschaftlichen Depression einher gegangen war. Als sich die Aussicht konkretisierte, dass Paris zum 4. Mal - nach 1855, 1867 und 1878 - eine Weltausstellung ausrichten sollte, war dies auch ein Anlass, ein Synonym zu finden für ein neues Selbstbewusstsein der französischen Nation. Zudem befand sich die aufsteigende Weltstadt in Konkurrenz zu britischen, amerikanischen und europäischen Metropolen wie London, New York oder Wien. Daher galt es, etwas zu finden, das die Einzigartigkeit der Weltausstellung 1889 besonders unterstreichen könnte. Verschiedene Monumente waren in der Diskussion. Schließlich einigte man sich darauf, einen hohen Turm zu konzipieren.
Luftaufnahme vom Gelände der Weltausstellung, aufgenommen von einer Montgolfière aus (Bild: Alphonse Liébert, 1889)
Innovative Technologien der Industrialisierung sollen in das neue Monument einfließen
Der Gegenentwurf des Büros von Gustave Eiffel stellte einen Mast vor, der von zwei Mitarbeitern des Teams, den Ingenieuren Maurice Koechlin und Emile Nougier, in Fachwerkbauweise konzipiert war. Anstelle einer geraden Säule aus Stein wurde ein leicht wirkendes Gebilde präsentiert, das sich nach oben hin verjüngte. Die Fachwerkstatik für Eisengerüste ist für heutige Begriffe eine genial einfache Umsetzung mittelalterlicher Bauweise in industrielle Architektur und Statik. Wer sich darüber wundert, dass uralte Häuschen aus Eichenfachwerk jahrhundertelang stehen und selbst bei großer "Altersschwäche" sich nur neigen, aber nicht zusammenstürzen, der sollte sich einmal näher mit der Verbindungstechnik der Stützbalken befassen. Es ist dieses kluge System, das von dem begabten Ingenieur Maurice Koechlin in eine innovative Statik umgesetzt wurde, die es ermöglichte Bauwerke von enormer Größe und mit einer hohen Tragfähigkeit zu konstruieren. Im Falle des Eiffelturms kam hinzu, dass diese schlanke, hohe Monument auch dem Wind standhalten sollte.
Die Erfahrungen in der neuen Art der Statikkonzeption hatte das Büro Eiffel übrigens bereits seit mehreren Jahren. Denn dieselben Ingenieure hatten das statische "Innenleben" der Freiheitsstatue entwickelt, die im Jahr 1886 als Geschenk Frankreichs an die jungen Vereinigten Staaten errichtet worden war.
Der ursprüngliche Entwurf von Koechlin und Nougier wurde von Gustave Eiffel überarbeitet und optisch durch die heute typischen runden Bögen ergänzt. Zusätzlich "vermarktete" Eiffel die Idee des eisernen Turms, indem er ihm über die reine Funktion als Ausstellungsmonument hinaus die Möglichkeit des Einsatzes in der Forschung und Wissenschaft zueignete. Für heutige Begriffe ist dies eine frühe Anwendung der Markteting Technik, ein Produkt mit einem "Zusatznutzen" auszustatten.
Man nennt das Stahlgerüst "Tour Eiffel" nach seinem Erbauer
Noch in der Planungs- und Wettbewerbsphase erhielt der Koloss aus Eisen seinen Namen, unter dem er bis heute bekannt ist. Es waren ausgerechnet die Kritiker, die das in ihren Augen komische Gebilde nach dem Namen seines Schöpfers Eiffelturm nannten. Bis zur Eröffnung des weltberühmten Bauwerks Ende März 1889 hatte sich der Name bereits allgemein durchgesetzt.
Der Mann, nach dem das Bauwerk benannt ist, machte sich als Architekt und Ingenieur einen Namen in einer Zeit, als die zweite Welle der Industrialisierung mit dem Bau der Eisenbahnen nach Stahlbrücken und anderen Verbindungen mit hoher Tragfähigkeit verlangten. Wer bei dem Namen Eiffel an die Region im heutigen Nordwesten der Bundesrepublik denkt, liegt dabei sogar nicht ganz falsch. Die Familie von Gustave Eiffel stammt aus dem Ort Marmagen in der Eifel. Anfang des 18. Jahrhunderts waren Vorfahren nach Frankreich eingewandert. Dem für französische Verhältnisse unaussprechlichen Namen Bönickhausen fügten die Immigranten den Nachsatz Eiffel hinzu.
Quellen:
Merkur Online
Heute so interessant wie damals (Bild: Doreena Randler, 1975)
Der umstrittene "la Tour Eiffel" bleibt über 40 Jahr lang das höchste Gebäude der Erde
Innerhalb von nur zwei Jahren wurde das Wunderwerk der Technik errichtet. Verbaut wurden 10.000 Konstruktionsteile aus sogenanntem Puddeleisen und 2,5 Millionen Nietnägel. Pünktlich mit Beginn der Weltausstellung in Paris am 6. Mai 1889 war der Koloss aus Stahl fertig. Offiziell wurde er sogar bereits früher, am 31. März 1889, eröffnet. Die endgültige Höhe betrug schließlich 300 Meter. Damit war das für damalige Verhältnisse weltweit höchste Bauwerk entstanden. Und der stählerne Turm blieb bis zum Jahr 1930 an der Spitze der weltweit höchsten Bauwerke. Dann erst überbot das Chrysler Building in New York die eiserne Konkurrenz in Paris um satte 19 Meter.
Das Monument war zunächst nur für eine Dauer von 20 Jahren vorgesehen. Dass es bis heute an seinem Platz blieb, verdankt der Eiffelturm nicht zuletzt den fortschreitenden technischen Errungenschaften, vor allem der Telegrafie, dem Funk und der Telekommunikation. Als die Telegrafie und die junge Funktechnologie aufkamen, erwies sich der Eisenturm als nützliche Station, die man sowohl militärisch als auch zivil nutzen konnte. So entstanden schon um die Jahrtausendwende zum 20. Jahrhundert Funkverbindungen zwischen dem Eiffelturm und militärischen Anlagen und bereits 1906 wurde auf dem Turm ein Radiosender installiert. Heute verlängert die unübersehbare Funkantenne das Stahlgebilde auf 324 Meter Höhe.
Quellen:
Merkur Online
Spiegel Fotostrecke
http://www.spiegel.de/fotostrecke/eiffelturm-125-jahre-wahrzeichen-von-paris-fotostrecke-111878.html
Bauzeitung
http://www.db-bauzeitung.de/files/db_essays/0204_koechlin.pdf