Jacob und Wilhelm Grimm wurden 1785 bzw. 1786 als älteste Söhne eines Juristen in Hanau geboren. Ihre Schulzeit absolvierten sie in Kassel, ehe beide ein Studium der Rechtswissenschaften in Marburg begannen. Nur Wilhelm beendete das Studium, denn Jacob musste nach dem frühen Tod der Eltern für den Lebensunterhalt der Familie aufkommen und nahm eine Anstellung als Bibliothekar in Kassel an. Da ihn diese Tätigkeit aber nicht ausfüllte, widmete er sich nebenher dem Studium altdeutscher Literatur und entdeckte gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm die Begeisterung für die deutsche Volksdichtung.

Aus dem Leben der Gebrüder Grimm
Die Brüder Grimm: Eine Biographie

Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm


Seinerzeit war es Tradition, dass besonders an den langen Winterabenden während des Spinnens und Wartung der bäuerlichen Arbeitsgeräte Geschichten und Begebenheiten erzählt wurden, aus denen später die Märchen entstanden. Oft veränderten sich diese Erzählungen im Laufe der Jahre, weil beim Weitererzählen nicht selten eigene Erlebnisse einflossen. In den Märchen spiegelten sich damit gesellschaftliche Umstände wider, die vor allem in der Welt des Mittelalters angelegt sind. Menschen mit einfachen Handwerksberufen wachsen über sich hinaus und werden zu Helden, wobei sie mit dem Bösen abrechnen. Diese einfache Sichtweise beeindruckte die Gebrüder Grimm in hohem Maße und veranlasste sie zu einer umfangreichen Märchensammlung. Im Jahr 1812 erschien der erste Band ihrer Kinder- und Hausmärchen. Dafür sind die Brüder Grimm aber nicht wie häufig angenommen selbst über das Land gezogen, um in den Bauernstuben nach den neuesten Geschichten Ausschau zu halten. Sie bedienten sich vielmehr der Hilfe zahlreicher Personen aus den gebildeten Schichten der Bevölkerung, die ihnen nicht nur die Märchen zulieferten, sondern auch in anderen Aufzeichnungen recherchierten. Nach großem Erfolg erschien 1815 der zweite Band der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm.

 

Gebrüder Grimm waren nicht nur Märchenerzähler

Neben der liebevollen Zusammenstellung und Überarbeitung ihrer berühmten Märchensammlung beschäftigten sich die Brüder Grimm vor allem mit der Vereinheitlichung der deutschen Sprache und schufen von 1841 bis zu ihrem Tod ein "Deutsches Wörterbuch" in 32 Teilbänden. Da waren sie aber erst beim Buchstaben "F" angekommen und es sollte noch nahezu 100 Jahre bis 1961 dauern, ehe es fertig gestellt wurde. Jakob Grimm schuf von 1819 bis 1837 vor allem mit seiner "Deutschen Grammatik" ein mehrere tausend Seiten umfassendes beispielloses Werk, in dem er die historische Entwicklung der germanischen Sprachen darstellte. Die Sammlung deutscher Sagen brachte nicht annähernd so einen großen Erfolg wie die Herausgabe der Kinder- und Hausmärchen.

Deutsche Sagen der Gebrüder Grimm
Deutsche Sagen

Jedes Kind hat sein Lieblingsmärchen

In den meisten Familien begegnen den Kindern schon im Säuglingsalter die ersten Märchen. Auch wenn ein Säugling der Geschichte noch nicht bewusst folgen kann, beruhigt er sich doch ganz schnell durch die Zuwendung und den liebevollen Tonfall der erzählenden Person. Wenn das Verständnis dann wächst, ist es für Kinder angenehm, den einfachen Begebenheiten im Märchen zu folgen. Die klaren Strukturen zwischen arm und reich, klug und dumm, gut und böse, faul und fleißig machen es der kindlichen Auffassungsgabe leicht, das angesprochene Problem schnell zu erkennen und mit dem Helden zu sympathisieren. Eltern benutzen Märchen gern, um erzieherische Aspekte zu verdeutlichen, z.B. werden die sieben Geißlein gefressen, weil sie nicht auf die Mutter gehört haben. Am Ende jedoch geht meist alles gut aus. Das gibt den Kindern eine gewisse Sicherheit und Optimismus, stärkt ihr Selbstbewusstsein und bietet Lösungen für eigene Konflikte. Aber auch den Erwachsenen helfen Märchen, aus dem manchmal düsteren Alltag zu entfliehen. Vor allem während der Feiertage bleibt Zeit, in diese schlichte Welt abzutauchen. Die Brüder Grimm haben eine erstaunliche Vielfalt an Märchen zusammengetragen. Kaum einer hat alle der weit über 200 Erzählungen gelesen. Aber das persönliche Lieblingsmärchen wird jedem Kind auch noch in hohem Alter in Erinnerung bleiben.

Liebevolle Verfilmungen der Märchen der Brüder Grimm

Ein einzigartiges Erlebnis im Familienkreis ist das gemeinsame Anschauen von Märchenfilmen. Hier werden die Vorstellungen lebendig und tragen eine besondere Atmosphäre in die Wohnstube. Speziell zur Weihnachtszeit bietet das deutsche Fernsehen eine reichhaltige Auswahl alter und neuer Verfilmungen. Ein meisterlicher Leckerbissen sind dabei die Projekte der DEFA, die bereits über Jahrzehnte kleine und große Märchenliebhaber erfreuen.

 

DDR Märchensammlung

Vorschaubild by Lizzy Tewordt / pixelio.de

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