Buchveröffentlichung bei Druckkostenzuschussverlagen
Haben Autoren, die ihr Buch bei einem Druckkostenzuschussverlag veröffentlichen, eine Chance am Buchmarkt oder verschwenden sie nur ihr Geld?Autoren gesucht
Jeder Nachwuchsautor schreibt in der stillen Hoffnung, Leser zu finden. Zwar bietet das Internet jedem die Möglichkeit, seine literarischen Ergüsse im Web zu publizieren. Doch als Königsform der Veröffentlichung gilt immer noch das Buch. Somit nimmt es nicht Wunder, dass insbesondere die großen Publikumsverlage wie Random House, S. Fischer oder Rowohlt unzählige Manuskripte mit der Bitte um Prüfung und Veröffentlichung erhalten. Und genauso wenig verwundert es, dass die meisten dieser Manuskripte abgelehnt werden.
Für hoffnungsfrohe Autoren stellt dies eine schmerzhafte Erfahrung dar: Sie haben Monate, vielleicht sogar Jahre an einem umfangreichen Manuskript getüftelt, es von Freunden zur Probe lesen lassen und immer wieder überarbeitet, und anstatt als nächster Stern am Bestsellerhimmel entdeckt zu werden, langt eine standardisierte Absage nach der anderen ein.
Bei der Suche nach Verlagen stößt so mancher Autor auf verheißungsvolle Internet-Anzeigen wie: "Autoren gesucht", und wird auf der betreffenden Verlags-Website darüber informiert, dass dieser an das Talent und die Fähigkeiten noch unbekannter Autoren glaube und ihnen deshalb die Chance einer Veröffentlichung geben möchte, die sie bei den großen Publikumsverlagen nicht erhielten.
Frohgemut sende der Nachwuchsautor sein Manuskript ein und wähnt sich am Ziel seiner Träume, als wenig später eine Zusage erfolgt! Erst bei genauer Betrachtung der Konditionen für eine Buchveröffentlichung wird ersichtlich, dass die Publikation mit Kosten für den Autor verbunden ist und es sich um einen Verlag handelt, der in literarischen Zirkeln als Druckkostenzuschussverlag bezeichnet wird. Die englische Bezeichnung für solche Verlage, "Vanity press", bringt es noch präziser auf den Punkt, ist letztendlich doch die "Eitelkeit" eine der treibenden Kräfte hinter der Verlagssuche.
Der Wunsch, ein Manuskript, in das man Zeit und Herzblut investiert hat, endlich veröffentlicht zu sehen, kann dermaßen übermächtig werden, dass der Autor jeden Strohhalm ergreift, um sein Ziel zu erreichen und Freunden und Bekannten stolz ein gedrucktes Exemplar seines Buches schenken zu können.
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Druckkostenzuschussverlag: Reine Abzocke oder Chance?
Tatsächlich wurden die Manuskripte vieler späterer Bestsellerautoren von den Verlagen zunächst abgelehnt, weshalb sich manche Schriftsteller dazu entschlossen, ihre Bücher selbst zu publizieren. Christopher Paolini, Autor der "Eragon"-Romanserie, ist eines der prominentesten Beispiele hierfür, ein anderes stellt Amanda Hocking dar, die mit ihren digital erhältlichen eBooks reich wurde.
Ist die Veröffentlichung bei einem Druckkostenzuschussverlag reine Abzocke, wie es vielfach behauptet wird? Lassen Sie mich vorab zwei Anmerkungen treffen: Zum einen spiegelt dieser Artikel meine rein persönliche Ansicht wider, zum anderen musste ich als Hobbyautor noch nie für eine Veröffentlichung bezahlen und ich werde an dieser Praxis gewiss auch niemals etwas ändern. Allerdings kannte ich einige Autoren, die in einem Druckkostenzuschussverlag veröffentlichten und jeweils unterschiedliche Erfahrungen sammelten.
Grundsätzlich spricht aus meiner Sicht nichts gegen die Inanspruchnahme eines Druckkostenzuschussverlages, so der Wunsch nach einer Veröffentlichung groß ist, der Autor über das nötige Geld verfügt und seitens des Verlages keine trügerischen Hoffnungen erweckt werden, sprich: Im Vorfeld stehen die Unkosten etwa für den Druck und das Lektorat fest, und es werden keine unrealistischen Versprechen abgegeben.
Dem Autor sollten jedoch einige Punkte klar sein, die ich nachfolgend kurz erläutern möchte.
Unterschied Druckkostenzuschussverlag und Publikumsverlag
Der wesentliche Unterschied zwischen einem Publikumsverlag wie Rowohlt und einem der vielen Druckkostenzuschussverlage ist rasch auf einen Punkt gebracht: Der Publikumsverlag trägt das gesamte unternehmerische Risiko bei einer Buchveröffentlichung, während bei einem Druckkostenzuschussverlag der Autor selbst für die Veröffentlichung seines Buches bezahlt. Publikumsverlage finanzieren sich über den Verkauf ihrer Werke, was auch einleuchtend erklärt, weshalb sie penibel darauf bedacht sind, nur Manuskripte zu veröffentlichen, die auf dem Buchmarkt eine reelle Chance haben.
Dieses Risiko wird bei einem Druckkostenzuschussverlag auf den Autor umgewälzt und sollte diesem deshalb bewusst sein.
Leistungen müssen extra bezahlt werden
Ein weiterer entscheidender Unterschied besteht in den angebotenen Leistungen. Publikumsverlage übernehmen sämtliche Kosten, angefangen vom Lektorat über die Cover-Erstellung bis hin zum Marketing. Viele Druckkostenzuschussverlage bieten zwar ebenfalls derlei Dienstleistungen an, verlangen hierfür jedoch eine Bezahlung durch den Autor. Insbesondere Autoren, die in der Rechtschreibung oder beim Stil nicht sattelfest sind, benötigen ein Lektorat, welches wiederum oftmals mit Kosten verbunden ist.
Gerade in diesem Punkt dürfen keinesfalls Abstriche gemacht werden: Ein mit unzähligen Fehlern, Stilblüten, logischen Ungereimtheiten oder unfreiwillig komischen Dialogen gespicktes Buch hat auf dem Markt praktisch keine Chance zu bestehen und wird allenfalls höhnische Kritiken erhalten. Mit dem reinen Buchdruck ist es somit nicht getan: Jedes Buch muss penibel lektoriert werden! Auch dies muss somit berücksichtigt und gegebenenfalls bezahlt werden.
Veröffentlichung im Druckkostenzuschussverlag: Imageproblem
Autoren sollten auch berücksichtigen, dass Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen mit einem Imageproblem verbunden sein können. Wer für eine Veröffentlichung bezahlt, so der Tenor, kam bei keinem "richtigen" Verlag unter und verfüge deshalb über geringe schriftstellerische Fähigkeiten, andernfalls wäre er ja bei einem Publikumsverlag gelandet.
Meine persönliche Ansicht dazu ist, dass dem nicht zwangsläufig so sein muss. Ich habe mittlerweile einige Bücher gelesen, die in Druckkostenzuschussverlagen veröffentlicht wurden, und darunter befanden sich tatsächlich solche, die unter jeder Kritik waren und niemals die Form einer Druckermaschine hätten erblicken dürfen.
Einige dieser Bücher aus Druckkostenzuschussverlagen hätte ich mir andererseits auch als Veröffentlichungen in Publikumsverlagen vorstellen können. Allerdings leiden die talentierten Autoren, die in einem Druckkostenzuschussverlag veröffentlicht haben, unter der schieren Menge an qualitativ indiskutablen Werken aus selbigen Verlagen und werden mit diesen zwangsläufig in einen Topf geworfen.
Buchveröffentlichung bei einem Druckkostenzuschussverlag: Darauf sollten Sie achten
Ehe Sie einen Vertrag bei einem Druckkostenzuschussverlag unterschreiben, sollten Sie sich im Klaren darüber sein, für eine oder mehrere Dienstleistungen bezahlen zu müssen. Mit den reinen Druckkosten ist es meist nicht getan, da auch noch die Erstellung eines Covers oder ein Lektorat als Extrakosten anfallen können. Beachten Sie dies bereits im Vorfeld, um einen Überblick der Gesamtkosten zu erhalten!
Ausgehend von diesen Kosten können Sie errechnen, wie viele Exemplare Ihres Buches verkauft werden müssen, um die Unkosten wieder hereinzuholen. Nutzen Sie bei der Vermarktung Ihres Buches die modernen Wege des Marketing, da Sie sich Inserate in großen Zeitungen oder ausgefallene Werbekampagnen kaum werden leisten können. Eine Website zum eigenen Buch ist nahezu Pflicht und kann beispielsweise bei blogger.com kostenlos und einfach erstellt werden. Ein Facebook- oder Twitter-Account sind gleichfalls zu empfehlen, um potenzielle Leser für Ihr Buch zu gewinnen.
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, sich den Traum von einer Buchveröffentlichung bei einem Druckkostenzuschussverlag zu erfüllen, etwa, weil es sich um ein sehr spezielles Thema oder eine Autobiographie handelt. Keinesfalls sollten Sie sich für die Erfüllung dieses Autorentraumes verschulden! Nehmen Sie nur Geld in die Hand, das Sie verschmerzen können. Denn: Auf einen Bestseller zu setzen, ist auf dem Buchmarkt analog zur Hoffnung, im Casino auf einen Schlag reich zu werden. Nicht unmöglich, aber sehr, sehr unwahrscheinlich.
Bleiben Sie deshalb stets realistisch und spekulieren Sie nicht mit übertriebenen Buchverkäufen, um nicht am Ende auf einem Berg Bücher und Schulden sitzen zu bleiben.
Kostenlose Alternative: Bücher auf Amazons Kindle veröffentlichen
Risikolos, da mit keinerlei Kosten verbunden, ist die Veröffentlichung von Büchern auf Amazons Kindle. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Sie Ihr Manuskript als eBook für den Kindle veröffentlichen können, finden Sie in diesem Artikel.
Persönlich empfehle ich Ihnen natürlich die "klassische" Methode der Verlagssuche bei einem Publikumsverlag, die zwar mühsam und mitunter frustrierend, aber auch lehrreich ist. Der Artikelautor, der bei seiner Verlagssuche wohl jeden nur erdenklichen Fehler beging, kann hiervon ein Liedchen trällern. Letztendlich erbrachten die hieraus gewonnen Lektionen aber viel Erfahrung, die er mit seinen Artikeln weitergeben möchte.
Bildquelle:
Karin Scherbart
(Asterix bei den Pikten – Rezension)