Bulgarien: Rupite oder Spirituelle Erfahrung bei 40 Grad im Schatten
Die im Jahre 1996 verstorbene Seherin Baba Wanga wird in Bulgarien wie eine Heilige verehrt. Ein Lokalaugenschein der Baba Wanga Gedächtnisstätte in Rupite.Baba Wanga Statue/Rupite
Sveta Petka Kirche/Rupite
Ich wundere mich über die wenigen Autos am Parkplatz. Baba Wanga wird in Bulgarien wie eine Nationalheilige verehrt. Der Prozeß der Heiligsprechung durch die Bulgarisch Orthodoxe Kirche ist im Laufen. Dementsprechend mehr Besucher hätte ich mir erwartet. Der Taxifahrer, mit dem ich eine Pauschale vereinbart habe, gibt mir zwei Stunden Zeit, bis zur Rückfahrt und ich entschließe mich aus Pietätsgründen, die Zigarette außerhalb des Areals fertig zu rauchen. Die Gedächtnisstätte beinhaltet neben der, der Heiligen Petka geweihten Kirche, das Haus in dem Baba Wanga die letzten Jahre bis zu ihrem Tod lebte und ihre Grabstätte. Zu Baba Wangas Lebzeiten sollen Hilfesuchende vor ihrem Haus Schlange gestanden sein. Ein Termin mußte drei Jahre vorher beantragt werden. Ich überlege mir wie weit ich durch meine Reiselektüre " Unterwegs im Namen des Herren" von Thomas Glavinic beeinflußt bin und ob meine Enttäuschung über das Fehlen, von weinenden, nach Erleuchtung suchenden Gläubigen daher rührt. Glavinic war mit einem befreundeten Fotografen in Medjugorje und hat das Erlebte in einem Buch verarbeitet. Für mich das erste Buch, das ich auf Reisen zu Ende gelesen habe. Bei Strandurlauben schaffe ich es nicht, weil mich das Sonnen zu sehr in Anspruch nimmt und bei Kultururlauben bin ich in der Regel abends so erschöpft, daß mich schon das Halten des Buches überfordert. Das Lesen während längerer Busfahrten habe ich nich nie in Betracht gezogen, schließlich konzentriere ich mich hierbei auf den Verkehr um bei einem sich anbahnenden Unfall entsprechend reagieren zu können.
In der Sveta Petka Kirche zünde ich ein paar Bienenwachskerzen an und beobachte alte Frauen wie sie Ikonen küssen und rückwärts die Kirche verlassen. Es sind andächtige Szenen, von religiöser Ekstase jedoch keine Spur. Rupite ist nicht Medjugorje und Bulgaren gelten nicht als besonders religiös. Noch nie hat sich ein Bulgare bei mir mit seinem Vornamen und im Nachsatz seinem religiösen Bekenntnis vorgestellt. Bei Kroaten in Wien ist mir das schon oft passiert. Das klingt dann ungefähr so: "Josipa, römisch katholisch". Vor dem Grab der Baba Wanga stehend fallen mir drei junge Frauen auf, die sich gegenseitig in ordinären Posen fotografieren. Ich stelle mir vor wie sie diese Fotos auf Facebook posten, gleichzeitig streift mein Blich über das Gelände nach Ausschau nach weiteren Besuchern. Bis auf eine Familie mit Kind und den fotografierenden vollschlanken Grazien und drei alten Frauen, bin ich der einzige Besucher und ich tue mir einigermaßen schwer mir den Ort zu Babas Wangas Lebzeiten vorzustellen. Baba Wanga hatte diesen Ort, auf Grund der starken Energie, aus der sie Schöpfte um die Zukunft vorherzusagen, gewählt. Ich frage mich ob der leichte Schwindel der mich befällt mit dieser Energie oder mit den 40 Grad im Schatten zu tun hat. Am gegenüberliegenden erloschenen Vulkanhügel gedenkt ein Kreuz der Opfer eines Vulkanausbruches vor Jahrtausenden und die aus der Erde austretenden heißen Mineralquellen, die sich zu kleinen Seen formieren, riechen stark nach Schwefel. Mit unzähligen Baba Wanga Kühlschrankmagneten, die ich als originelle Souvenirs erachte in der Tasche, entschließe ich mich die letzte halbe Stunde in dem Restaurant außerhalb des Areals zu verbringen. Das Restaurant bietet neben seinem gastronomischen Angebot, zwei Becken mit mineralhaltigem Wasser unterschiedlicher Temperatur. Auf einem Plakat wird die heilende Wirkung des Wasser bei diversen Krankheiten angepriesen. Zu meinem Erstaunen finde ich Psychosen darunter und ich nehme mir vor eine befreundete Psychiaterin zu fragen was sie davon hält.
Mineralquellen/Rupite
Erloschener Vulkan/Rupite
Der Taxifahrer freut sich, daß ich pünktlich am Parkplatz erscheine. Er hat sich in der Zwischenzeit ein Baba Wanga Bild gekauft und es über dem Autoradio platziert. Die Fahrt nach Sandanski verläuft unspektakulär. Als ich auf der Busfahrt nach Blagoevgrad kurz einnicke schrammt ein uns entgegenkommender Lastwagen den Bus. Für den Rest der Fahrt bin ich hellwach und nehme mir vor in Zukunft mit der Bahn zu reisen. Die Baba Wanga Magnete in meiner Tasche wissend, hält sich meine Nervosität während der Fahrt jedoch in annehmbaren Grenzen. In Blagoevgrad angekommen beschließe ich den Abend im Hotelzimmer zu verbringen.
Hotel-Tipp:Aparthotel Blagoevgrad
Das Aparthotel Blagoevgrad liegt an der nördlichen Stadteinfahrt von Blagoevgrad in angenehmer Ruhelage. Das Zentrum der Stadt ist zu Fuß in ungefähr fünfzehn Minuten zu erreichen. Die Taxitarife im Bezirk Blagoevgrad entsprechen ungefähr den Kosten für ein innerstädtisches Busticket in Deutschland oder
Österreich und sind somit auch eine attraktive Option. Von außen eher ein zweckmäßiger Bau, offenbart das Hotel dem Besucher im Inneren seinen Charme durch die Liebe zum Detail. Als Gast hat man die Wahl, zwischen verschieden Themen-Zimmer die sich in punkto Einrichtung an folgenden zehn Weltstädten orientieren: Paris, Havanna, Bangkog, New York, Harare, Siena, London, Rom, Abu Dhabi und Bremen. Alle Zimmer sind geräumig und mit Klimaanlage ausgestattet. Das Personal des Hotels ist äußerst hilfsbereit und bemüht den Gästen einen angenehmen Aufenthalt zu bereiten. Da das Frühstück frisch zubereitet wird, ist man diesbezüglich auch zeitlich relativ ungebunden.
Bildquelle:
Reisefieber
(Dezember in Goa, Indien)