Der Süden Frankreichs ist voller Geschichte und Geschichten. Griechen und Römer hinterließen ihre Spuren.

Ich liebe Pflichtbesuche in Museen. Besonders mit angeheirateten Verwandten. Und ganz besonders, wenn diese auch noch so klug sind. Also wir standen vor einem Bild. Nicht vor einem. Vor dem Bild. Cafe de nuit. Ganz besonders mag ich es, wenn mich dann so kluge Leute nach meinen Impressionen fragen. "Also, die Küche da ist eher bescheiden. Die kochen so einen Touristen-billig-Fraß. Hat sehr wenig mit haut cuisine zu tun". Auf der Skala von Mitleid bis Volltrottel war in ihren Blicken alles enthalten. Woher sollten die auch wissen, dass erstens Vincent mein Lieblingswahnsinniger ist, zweitens ich lange Zeit in Südfrankreich zuhause war. Mit Farbe die Stimmung der Menschen und ihrer Umgebung wiederzugeben, war halt seine Stärke.

Für Mitautoren mit Flugangst gleich mal vorab, man kann auf wunderschönen Landstraßen, vorbei an den Alpen Richtung Nimes fahren. Dabei sollte sich der Reisende Zeit nehmen, Wasserfälle und sehenswerte Felsentäler besichtigen.

Wenn man schon mal in Nimes ist, lädt le pont du gard zu einem Besuch ein. Eines der höchsten und besterhaltensden Aquäduktes aus Römerzeiten. Nimes war ein griechischer Handelsstützpunkt. Der Name kommt vom Gott der Süßwasser - Quellen Nemausus. Bekannt ist die kleine Stadt durch ihre antike Arena. Der spanische Einfluss spiegelt sich in den Stierkämpfen wieder. Die sind hier aber unblutig. Es sei denn, der Stier gewinnt. Das nennt man course camarguaise. Aus der Camargue kommen auch die schwarzen Stiere. Das Fleisch dieser wild aufgewachsenen Tiere ist eine Delikatesse. Und schmeckt frisch gegrillt auf die Hand am besten. 

Die Stadt liegt zwischen der felsigen Garrigues-Region und der flachen Küstenlandschaft der Camargue. Die wilde, schroffe Felsenlandschaft mit ihren Schluchten (gorches) lädt zum Wildwasser-Kanu ein. Bringt aber in den letzten Jahren durch Starkregen und sintflutartige Sturzbäche Überschwemmungen und Probleme.

Das milde Klima läßt Wein, Obst und Gemüse besonders gut gedeihen. 

Ca. 400 Arten Wasservögel leben im Natursschutzgebiet der Camargue.

Die Camargue ist ein Naturschutzgebiet zwischen den beiden Armen der Rhone. (Petit Rhone / Grande Rhone) Bedeutend ist die Stadt Arles. Dort gibt es alte Kirchen, römische Amphitheater, urige Gassen und Plätze. Einer davon ist der Place du Forum, dort gibt es heute noch die Terrasse du cafe le soir, gemalt von van Gogh 1888. Oft wird das mit cafe de nuit verwechselt. Das Nachtcafé ist am Place Lamartine. Mit Rot und Grün wollte er die schreckliche Leidenschaft der Menschen ausdrücken. Hat wohl die Biostruktur-Analyse gelesen.

Das Landschaftsschutzgebiet ist ca 90000 ha groß. Die Besonderheit sind die sogenannten Etangs. Das sind Salzwasser- oder Brackwasserseen (Meerwassersaline). Die ziehen Scharen von Vögeln an. Der rosa Flamingo hat seine Färbung von seiner bevorzugten Nahrung, kleinen Krebsen. Die gefährlichen Stiere, hier taureau (Toro) genannt, werden in freilaufenden Herden gehalten. Denen sollte man auch nicht zu nahe kommen. Sie werden von den Gardians (Cowboys) auf ihren Camargue-Pferden getrieben (Abrivado). Diese Pferderasse gibt es nur hier. Farbig geboren, werden sie später alle weiß. Zum Stiertrieb würde ich auch keine andere Rasse nehmen. Stiere werden hier seit dem Altertum verehrt. Sind das Symbol für Mut, Stärke und Fruchtbarkeit (Mithraskult).

Beim französischen Stierkampf geht es um Geschicklichkeit. Glöckchen werden von den Hörnern des Stiers gepickt, dann heißt es weglaufen und in Sicherheit springen. Nichts für ungeübte Touris.

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch die Pferde laufen hier frei rum. Aber die Herden finden den Weg nach Hause von selbst. Und die sind nicht herrenlos!

 

La fete des Gitans, tausende Zigeuner aus ganz Europa pilgern zur "Schwarzen Madonna".

Wer die Camargue besichtigt, kommt an Saintes-Maries-de-la-Mer nicht vorbei. Die Kleinstadt im Departement Bouche-du-Rhone mit ihrer Wehr-Kirche ist Anziehungspunkt für Touristen. Aber nicht nur für die. Der Wallfahrtsort wurde sowohl von Wikingern als auch Sarazenen als Einfallstor zur Plünderung Arles missbraucht. In der Kirche wird die schwarze Muttergottes, Sara, Schutzheilige der Gitans (Zigeuner) aufbewahrt. Die Auffindung der Reliquien der heiligen Marie Jacobe und Marie Salome führten zu einem Marienkult. Daher stammt der Name "Notre Dame de la Mer" der später zu Saint Maries de la Mer wurde.

Sowohl im Mai als auch Ende Oktober pilgern Gläubige hier hin. Am 24. Mai strömen Zigeuner aus ganz Europa zur Wallfahrtskirche, tragen die Statue der "Schwarzen Madonna" durch die Straßen und über den Strand ins Meer, um ihr zu huldigen. Der ganze Ort ist ein farbenfrohes Straßenfest. Da überwiegend spanische Roma einfallen, entstehen am Mittelmeerstrand spontane Flamenco-Festivals.

Nebenbei malte van Gogh hier seine Fischerboote am Strand. Wunderschöne Bilder und Nachdrucke (auch von Vincent van Gogh) gibt es hier zu kaufen: http://www.artflakes.com/de/shop/vicky 

Wer den Zigeunern entkommt, alle wollen die Zukunft lesen, Teppiche verkaufen oder sonst was, klettert die Stufen der Wehrkirche hinauf.

Dort oben ein "cassecroute" (belegtes Baguette) mit Blick aufs Meer ist einmalig.

Urlaub am Meer kann auch den Horizont erweitern. Gerade der Süden Frankreichs ist voller Geschichte.

Jetzt wollt Ihr noch wissen, was ich hier getrieben habe. In erster Linie mal ein bisschen das Leben genossen. Aber dazu braucht man auch Kohle. Da ich gerne das Angenehme mit dem Nützlichen verbinde, hab ich als Rettungsschwimmer am Strand gearbeitet. Ich habe sogar ein Diplom.

Ja hätte Pamela Anderson das mal gewusst, die hätte Baywatsch bestimmt lieber in Frankreich mit mir gedreht als mit David Hasselhoff in Malibu.

Bei allem, was man über Pam sagt, sie ist Mitglied bei PETA, Menschen für einen ethischen Umgang mit Tieren. Und das sagt doch viel mehr aus, als ein par Pin-up Bilder.

Im Januar so einen Artikel einzustellen grenzt an Sadismus. Aber, der Sommer kommt. Und der Mai ist am Mittelmeer besonders schön.

Autor seit 12 Jahren
315 Seiten
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