Christoph Scholder; „ Oktoberfest “
Der Erstlingsthriller von Christoph Scholder hinterfragt, wie und ob eine Gesellschaft erpressbar ist. Kann man mehr als 70 000 Menschen zu Geiseln machen?Christoph Scholder Späteinsteiger in die Buchbranche - Biographisches
1967 wurde der Diplom-Soziologe Christoph Scholder in Tübingen geboren. Nach Beendigung des Gymnasiums in Tübingen erlernte er den Beruf des Bankkaufmannes. Im Anschluss daran stuiderte er Soziologie, Psychologie und Philosophie. Als diplomierter Soziologe lehrte er an verschiedenen deutschen Universitäten. Im Jahr 2010 veröffentlichte er seinen ersten Thriller im Verlag Droemer und Knaur.
"Oktoberfest"
Sehr profan beginnt der Roman über die Geschäftsbeziehung von Karl Romberg und Werner Vogel zu berichten. Keinerlei Spannung oder wie vom Klappentext zu erwarten Aktion. Dagegen werden Vorkommnisse aus den 90-er Jahren und zu Beginn des neuen Jahrtausends in der russischen Armee eingeblendet. Der Leser wird verwirrt. Doch dann nachdem sich die anfänglich uninteressante Geschäftsbeziehung mit dem nahemden Oktoberfest verbindet, beginnt langsam der Thriller zu dem zu werden, was er verspricht. Am zweiten Samstag auf der Wies'n geschieht das schier unfassbare. Eine Truppe von 90 ehemaligen Elitesoldaten der russischen Armee bringen 70 000 Menschen in ihre Gewalt. Sie wollen von der bayrischen Landesregierung 2 Milliarden Euro in Form von ungeschliffenen Rohdiamanten erpressen. Die erste Reaktion der Landesregierung, die sich als nicht erpressbar präsentieren möchte und ihren Gegner mehr als unterschätzt, endet in einer Katastrophe. 2 000 Menschen, die in einem Zelt gefangen sind, werden Opfer eines Giftgaseinsatzes. Nun wird die Bundesregierung um Hilfe gebeten. Ebenso werden alle Spezialeinheiten der Bundesrepublik mobilisiert. Doch um Situation nicht noch mehr eskalieren zu lassen, braucht man einen Mann, der in der Lage ist, mit so einer Gefahr umzugehen.
Hier tritt Wolgang Härter auf die Aktionsfläche. Er ist der Mann, der mit entsprechendem Kalkül die Situation in den Griff bekommen soll. Nach erfolgreicher Übergabe der Diamanten endet der thriller jedoch noch nicht. Denn Härter will die Drahtzieher der Geiselnahme entlarven und stellen, denn er hat schon zu Beginn einer Mission erkannt, dass er es mit einem sehr gefährlichen und sehr guten Gegener zu tun hat.
Personenkonstellation - Charakteristik im Innenverhältnis
Kopf der Geiselnehmer ist Oleg Blochin, ein kampferprobter Soldat der russsischen Armee. Durch seine vielen Einsätze hat er jegliche menschlichen Eigenschaften verloren. Er ist vom Mensch zur kampfmaschine mutiert.
Aufe der Gegenseite steht Wolfgang Härter. Offiziell existiert er nicht, wird nur vom Verteidigungsministerium angefordert, wenn es um schier unlösbare Aufgaben geht. Er zeichnet sich durch besonnenes und intelligentes Vorgehen aus.
Beide Gegner kennen einander nicht. Doch sie müssen erkennen, dass sie beide gleichwertig sind. So ist das Vorgehen der Geiselnehmer dadurch geknnzeichnet, dass Blochin in der Vorbereitungsphase fast alle möglichen Intervenierungsmöglichkeiten der Bundesregierung einkalkuliert hat. Nur eine Person hat er nicht kalkulieren können. Das ist Härter. Er versucht, sich ein Bild von seinem unbekannten Gegner zu verschaffen. Dabei tritt er in verschiedenen Rollen auf. Seine wahre Identität bleibt auch zu diesem Zeitpunkt nur für wenige erkennbar.
"Oktoberfest" - ein gelungener Debütthriller - Sprachlicher Aufbau und gestalterische Besonderheiten
Faszinierend am Thriller von Christoph Scholder ist die Einbeziehung von Zitaten von Carl von Clausewitz. Seine Rückblicke versieht er mit exaktem Datum, teilweise mit Uhrzeit und Angabe der Lokalität. Die am Anfang entstehende Verwirrung wird im Laufe des Fortgangs des Thriller aufgelöst und schließt sich dadurch zu einem Bild. Trotz dieser Rückblenden, die für das Gesamtverständnis wesentlich sind, verliert der Leser nie den sogenannten roten Faden, da die Sätze kurz und verständlich sind.
Die Authentizität des Geschehens wird dadurch geschaffen, dass der Autor mit Fach- und Sachkenntnis im militärischen Bereich aufwarten kann. Durch exakte Beschreibungen von Waffensystemen und Möglichkeiten der Überwachung wird der Leser in eine für ihn unbekannte Welt versetzt. Ebenso identifiziert sich der Leser mit dem auf Härter lastendem Druck, innerhalb einer kurzen Zeit sich auf den unbekannten Gegner einzustellen und somit in der Lage zu sein, ihn zu bezwingen.
Überraschung entsteht immer dann, wenn eine schier unlösbare Situation sich unerwartet löst und auch unerwartete Beziehungen aufgedackt werden.
Zusammenfassend ist dem Autor Christoph Scholder ein gelungener Debütthriller gelungen, auch wenn man sagen muss, dass der Anfang sehr langatmig ist. Hier besteht doie Gefahr, dass der Leser das Buch zur Seite legt. Man wird aber entschädigt, wenn man weiter liest.
Bildquelle:
Karin Scherbart
(Asterix bei den Pikten – Rezension)