Erste Sichtung des "Ziegensaugeres"

Puerto Ricos neues Wappentier: Der Chupacabra!

Er ist neben "Nessie" und dem "Bigfoot" (respektive: "Yeti") das berühmteste, angeblich real existierende Monster der Welt: Der Chupacabra, wörtlich: "Ziegensauger"! Seit er erstmals 1995 auf Puerto Rico gesichtet wurde, reißen die Augenzeugenberichte über Sichtungen des schauderhaften Vampirwesens nicht mehr ab. Angeblich sollen sogar Kadaver gefunden worden sein, die seine Existenz beweisen würden. Skeptiker bezweifeln indes, dass es sich beim inzwischen fest in die Popkultur integrierten Monster um ein reales Lebewesen handelt. Wenden wir uns deshalb der Faktenlage zu, soweit diese vorliegt.

Der Ziegensauger tritt in Erscheinung

August 1995: Madelyne Tolentino aus dem Dorf Barrio Campo Rico hilft um etwa 4 Uhr morgens ihrer Mutter bei einem Wohnungsumzug, als sie jene Kreatur erblickt, die später als "Chupacabra" internationale Berühmtheit erlangen würde. Rund vier Fuß (etwa 1,2 Meter) groß soll das Monster gewesen sein, das sich vorerst wie ein Mensch auf zwei Beinen fortbewegte.

 

Allerdings hatte es bis auf die Anzahl der Extremitäten nicht viel mit einem Mensch gemeinsam: Lange, dünne Arme, die in je drei zugespitzten Fingern endeten. Seine Hautfarbe sei ähnlich jener von Reptilien gewesen. Besonders auffallend waren die Stacheln entlang der Wirbelsäule sowie die riesigen Augen. Als ihre Mutter auf das Wesen aufmerksam wurde, ging sie darauf zu, woraufhin die Kreatur floh – hüpfend wie ein Känguru! Ab diesem Zeitpunkt wurde der Chupacabra immer wieder gesichtet. Anfangs nur in Puerto Rico, später auch in Nicaragua sowie im US-Bundesstaat Texas, der traditionell stark von Lateinamerikanern besiedelt ist.

 

I shot the Chupacabra!

Im August 2000 schoss ein nicaraguanischer Bauer nahe der Stadt Tolapa auf ein Wesen das er verdächtigte, für den Tod mehrerer Schafe verantwortlich zu sein. Drei Tage später wurde der Kadaver jener Kreatur entdeckt, die den Beschreibungen von Madelyne Tolentino verblüffend ähnelte. Der Kadaver wurde an einer Universität genauen Untersuchungen unterzogen, entpuppte sich aber als der Körper eines verwilderten Hundes. Daraufhin behauptete der Bauer, man habe an der Universität den Kadaver des von ihm erlegten Tieres gegen jenen eines Hundes ausgetauscht.

Echter Vampir oder urbane Legende?

Der Boom des Chupacabra lässt sich vor allem dem glücklichen Zufall verdanken, dass exakt zu jener Zeit das neue Medium Internet rasend schnelle Verbreitung fand. Erstmals konnten Artikel, Bilder und sogar Videos abseits der traditionellen Massenmedien Millionen Menschen zugänglich gemacht werden. Mittlerweile findet man zuhauf Augenzeugenberichte und Schnappschüsse, die angeblich den Chupacabra abbilden. Auf Youtube kann man sogar Amateurvideos mit Aufnahmen des Ziegensaugers angucken.

 

Doch handelt es sich beim Chupacabra um eine reale Kreatur oder eine urbane Legende? Dieser Frage widmete sich unter anderem der bekannte US-Skeptiker Benjamin Radford, Herausgeber des "Skeptical Inquirer"-Magazins. Was Radford herausfand, liest sich ebenso verblüffend, wie die angeblichen Augenzeugenberichte selbst. Via Facebook kontaktierte der erklärte Skeptiker Madelyne Tolentino und konnte mit ihr über den "Erstkontakt" sprechen.

 

Radford war bereits zuvor aufgefallen, dass ihre Beschreibung des Chupacabra erstaunliche Ähnlichkeit mit dem von H. R. Giger designten Filmmonster SIL aus der Horrorreihe "Species" aufwies, siehe nachfolgende Szene (Danke an Michael Schneider von der Twilight-Redaktion) aus dem ersten Teil der Filmreihe.

Eine nicht zufällige Ähnlichkeit. Denn wie Tolentino Radford gegenüber zugab, hatte sie den Film "Species" nur wenige Wochen vor ihrer Sichtung gesehen. Da der Film Anfang Juli 2005 in den US-amerikanischen Kinos angelaufen war, deckt sich dies auch zeitlich auf schlüssige Weise. Tolentinos Begegnung mit dem Chupacabra machte zunächst lokale Schlagzeilen, ehe sie von UFO-Forschern via Internet weltweit verbreitet wurde. Zudem erlangte die Sichtung durch eine populäre lateinamerikanische Talkshow große Bekanntheit.

 

Bemerkenswert und aufschlussreich ist die zeitliche Komponente. Bis August 1995 liegen keinerlei Berichte über ein Blut saugendes Monster namens Chupacabra vor. Nach der viralen Verbreitung des sensationellen Augenzeugenberichtes wurde der "Ziegensauger" plötzlich vermehrt gesichtet. Allerdings weichen die einzelnen Beschreibungen des Chupacabra teilweise stark voneinander ab, bis hin zu absurden Behauptungen, wonach das Wesen über mehrere Meter hohe Bäume gesprungen sei.

 

Existenz eines Chupacabra biologisch unmöglich

Überhaupt distanzieren sich selbst viele aufgeschlossene Kryptozoologen vom Chupacabra und sehen darin lediglich einen Medienhype, der auf einer Mischung aus Aberglauben und Missdeutungen realer Lebewesen basieren könnte. Aus biologischer Sicht ist es ohnehin völlig auszuschließen, dass sich ein Wesen von der Größe des "Ziegensaugers" vom Blut seiner Opfer alleine ernähren könnte.

 

Science-Fiction-Film "Species": Vorlage für den Chupacabra?Sehr exotische Deutungsversuche gehen dahin, den Chupacabra als entlaufenes "Haustier" außerirdischer Wesen oder – auch dies wiederum eine Parallele zum Science-Fiction-Film "Species" –als Endresultat aus einer Reihe geheimer Experimente der US-Regierung zu betrachten.

 

Schlussfolgerung

Betrachtet man die Faktenlage möglichst unvoreingenommen, so lässt sich nur ein logischer Schluss ziehen: Beim Chupacabra handelt es sich unzweifelhaft um ein modernes Legendenwesen, das wie eine abenteuerliche Kreuzung zwischen einem Vampir und einem Außerirdischen anmutet.

 

Entfernte mythologische Verwandtschaft besteht zum philippinischen Monster namens "Sigbin", einer Kreatur, die des Nachts das Blut ihrer Opfer trinke. Kurioserweise soll sein Körper einigen Berichten nach ausgerechnet dem einer Ziege ähneln, womit sich der mythologische Kreis zum "Ziegensauger" schließt.

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