Die Comroad Story

Gegründet wurde Comroad 1995 in Oberschleißheim von Bodo Schnabel. Unternehmenszweck war die Herstellung und Produktion von Telematik- und Navigationscomputern für Fahrzeuge. Was heute selbstverständlich und so gut wie in jedem Auto serienmäßig ist, war damals in den späten 90ern beziehungsweise in den Nuller Jahren eine kleine Revolution. Plötzlich musste man keinen Atlas oder Karten mehr mitschleppen, sondern lediglich das Ziel in einen kleinen Computer eintippen. Smartphones gab es damals übrigens noch nicht, die damaligen Handys waren vom heutigen technischen Stand weit entfernt. 1998 hatte das Unternehmen einen Jahresumsatz von 2,3 Millionen Euro, 1999 war dieser bereits auf 10,2 Millionen Euro angestiegen. Im Jahr 2000 waren es dann 43,9 Millionen Euro. Innerhalb von drei Jahren waren die Umsätze also sprunghaft angestiegen und der Börsenwert des Unternehmens war auf 1,2 Milliarden Euro gestiegen. Geprüft wurde Comroad damals von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG.

Der Betrug

Das Problem an den Traumumsätzen von Comroad war, dass diese fast komplett erfunden waren. Während des Prozesses gegen Bodo und Ingrid Schnabel kam heraus, dass in den Jahren 1999 bis 2001 rund 95 % der Umsätze reine Luftbuchungen waren. Das heißt, sie existierten nur auf dem Papier. Belegt wurden diese Buchungen mit fiktiven Rechnungen, die von Ingrid Schnabel geschrieben wurden. Während die Aktienkurse des Unternehmens stiegen, das AllTime High lag bei rund 60 Euro, verkauften die Schnabels ihre Aktien und kassierten so rund 30 Millionen Euro.

Aufgedeckt wurde der Betrug von der damaligen Börse Online Journalistin Renate Daum, die dafür 2002 den Helmut Schmidt Journalistenpreis erhielt. Ihr war ein Muster aufgefallen.

Comroad veröffentlichte jeweils zum Quartalsende einen vorläufigen Umsatz, der dann später teilweise deutlich reduziert wurde. Später kam heraus, dass ein Geschäftspartner und Großkunde von Comroad, VT Electronics mit Sitz in Hongkong, überhaupt nicht existierte.

Das Urteil

Bodo Schnabel wurde daraufhin zu einer Haftstrafe wegen Kursbetrug, Insiderhandel und Betrug verurteilt. Auch seine mittlerweile Ex-Frau Ingrid Schnabel und frühere Aufsichtsrätin wurde verurteilt. Außerdem musste Schnabel den geprellten Anlegern Schadenersatz zahlen.

2005 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen.

Die KPMG, die angeblich nichts von den Scheinbuchungen mitbekommen hatte, schloss übrigens ebenfalls Vergleiche mit den geprellten Anlegern. Die Ex-Frau von Bodo Schnabel hat Privatinsolvenz angemeldet. Das Privatvermögen der Schnabels in Höhe von rund 20 Millionen Euro wurde gepfändet.

Bodo Schnabel heute

Laut seinem Xing Profil ist beziehungsweise war Bodo Schnabel Director der Nanomatic Ltd mit Sitz in Hongkong. Das Unternehmen ist seit 2016 aufgelöst und die Homepage ist nicht mehr erreichbar. Laut einem Bericht der Wirtschaftswoche hat das Unternehmen in drei Jahren 3,2 Milliarden Euro Minus gemacht.

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