Die "Stettin" bis 1945

Am 16. November 1933 wurde die von den Stettiner Oderwerken gebaute "Stettin" in Dienst gestellt. Sie war damals der größte Eisbrecher unter deutscher Flagge. Eigner des Schiffes war die Industrie- und Handelskammer zu Stettin, die eine eigene Eisbrecherflotte unterhielt, damit auch im Winter Schiffe den Stettiner Hafen erreichen können. Das modernste und größte Schiff dieser Flotte war die "Stettin". Daneben gehörten vier weitere Eisbrecher zur Flotte: die "Preussen", "Pommern", "Berlin" und "Swinemünde".

Das Schiff wurde erstmals in Deutschland mit dem in Finnland entwickelten Runeberg-Steven gebaut. Damit teilt eine Schneidspalte das Eis, das dann seitlich abgebrochen wird. Mit dieser besonderen Rumpfform und einer Maschinenleistung von max. 2.200 PS konnte die "Stettin" Eis bis zu einer Stärke von 50 Zentimetern bei einer Geschwindigkeit von 1 bis 2 Knoten brechen. Mit umfangreichen Zusatzausrüstungen wie Schlepphaken, Hochleistungspumpen und kräftige Winden war sie auch als Bergungsschiff einsetzbar.

Das Einsatzgebiet der "Stettin" war bis 1945 die Oder und das Stettiner Haff. Im März 1945 verließ sie mit mehr als 500 Kriegsflüchtlingen an Bord ihren Heimathafen Stettin und erreichte die dänische Hauptstadt Kopenhagen.

Die "Stettin" von 1945 bis 1981

1945 wurde die "Stettin" der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Hamburg zugeordnet und erhielt beim Tonnenhof in Wedel einen neuen Liegeplatz. Bis 1981 war der Eisbrecher im aktiven Dienst. Einsatzgebiete waren der Unterelbe, der Nord-Ostsee-Kanal, die Kieler Bucht und andere Gewässer der Ostsee. Hohe Personal- und Unterhaltungskosten machten den Einsatz des Schiffes mehr und mehr unwirtschaftlich. Und auch das notwendige Personal konnte nicht gewonnen werden. Daher wurde die "Stettin" 1981 durch die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord außer Dienst gestellt. Die Verschrottung drohte.

Stettin beim DampfDrumrum 2017 in Flensburg (Bild: Harald Rossa)

Die Stettin ist ein technisches Kulturdenkmal

Es gründete sich ein Förderverein "Eisbrecher STETTIN e.V.". Der setzte sich zum Ziel, das Schiff als technisches Kulturdenkmal fahrbereit zu erhalten. 1982 erwarb der Verein für 70.000 DM die "Stettin", das auch als technisches Kulturdenkmal anerkannt wurde, vom Staat und bereedert das Schiff bis heute. Inzwischen sind erhebliche Gelder und eine große Zahl von Arbeitsstunden der Vereinsmitglieder in das Schiff investiert worden. So konnte die "Stettin" als fahrendes Dampfschiff mit Kohlefeuerung erhalten werden. Das Schiff beteiligt sich seither an großen Veranstaltungen wie dem Hamburger Hafengeburtstag, der Kieler Woche, dem Flensburger DampfRundum, der Hanse Sail u.a.

Wenn nicht unter Dampf, dann liegt der Dampfeisbrecher "Stettin" im Hamburger Museumshafen Oevelgönne.

Havarie 2017

Im August 2017 kollidierte die "Stettin" während der Hanse Sail in Rostock mit der Fähre "Finnsky". Dabei riss der Rumpf der "Stettin" über Wasser auf einer Länge von zwei Metern auf. Dieser Riss im Rumpf wurde in Rostock geschlossen und die "Stettin" kehrte mit eigener Kraft nach Hamburg zurück.

Mehr zum Thema

  • Andreas Westphalen: Dampfeisbrecher Stettin und die deutschen See-Eisbrecher. Hauschild Bremen 2008, ISBN 978-3-89757-422-9
  • Hans Georg Prager und Christian Ostersehlte: Dampfeisbrecher Stettin – seine Vorgänger und Nachfolger. Prager Lübeck 1986, ISBN 3-925769-00-5
Autor seit 10 Jahren
230 Seiten
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