Was bedeutet "kompostierbar" wirklich?

Kompostierbare Materialien sind speziell dafür entwickelt, in industriellen Kompostieranlagen oder auf dem Heimkompost biologisch abgebaut zu werden. Sie zerfallen schnell zu nährstoffreichem Kompost und hinterlassen keine schädlichen Rückstände.

Wichtig: Zwar sind alle kompostierbaren Stoffe biologisch abbaubar, aber nicht alle biologisch abbaubaren Materialien eignen sich für den Heimkompost oder das Vergraben im Garten. Achte daher auf Hinweise oder Zertifizierungen wie ASTM D6400 (industriell) oder ASTM D6868 (heimkompostierbar) auf der Verpackung.

Und was bedeutet das für die Entsorgung?

Auch wenn ein Produkt als kompostierbar gekennzeichnet ist, heißt das nicht automatisch, dass es im Biomüll landen darf. Denn die Realität in deutschen Kompostieranlagen sieht oft anders aus: Viele sind nicht auf die Verarbeitung solcher Kunststoffe ausgelegt – selbst wenn sie theoretisch biologisch abbaubar wären.

Was sagt das Gesetz? Laut Bioabfallverordnung dürfen nur solche Materialien in den Biomüll, die sich in den üblichen Kompostierungsprozessen vollständig und rückstandsfrei zersetzen. Kompostierbare Kunststoffe erfüllen diese Anforderungen oft nicht zuverlässig – insbesondere in den kurzen Zeiträumen, die in industriellen Anlagen üblich sind. Deshalb landen sie vielerorts trotz Kompostierbarkeit im Restmüll.

Was bedeutet das für die Praxis? Viele Verbraucher verlassen sich auf die Kennzeichnung "kompostierbar" – doch wie zuverlässig ist sie wirklich? Um das herauszufinden, hat ein Marktcheck verschiedene Produkte unter die Lupe genommen.

Die Ergebnisse des Marktchecks

Zum Check zugelassen wurden insgesamt 46 Produkte, unter anderem Biomülltüten, Feuchttücher, Kaffeekapseln, beschichtetes Backpapier und Verpackungen, die mit Aussagen oder Siegeln als kompostierbar oder biologisch abbaubar beworben wurden.

Von ihnen erwarteten Verbraucher:innen, dass sie umweltfreundlich und einfach zu recyceln sind. Ist diese Erwartung realistisch?

Vanessa Holste von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg fasst die ernüchternden Ergebnisse des Marktchecks zusammen. Demnach haben Kunststoffe im Biomüll nichts verloren, egal was auf der Verpackung steht.

Das verunsichert viele Verbraucher:innen und lässt sie nach klaren, politischen Richtlinien fragen.

Der Marktcheck zeigt: Nicht alle als kompostierbar gekennzeichneten Kunststoffe halten, was sie versprechen. Einige Produkte zersetzen sich nur unter idealen Bedingungen, andere hinterlassen Rückstände oder benötigen deutlich mehr Zeit als in Kompostieranlagen üblich.

Die Begründung der Aussage

Als Tatsache wird angesehen, dass sich manche Kunststoffe, unter unterschiedlichen Bedingungen in CO2 und Wasser aufspalten.

Bei den Schlussfolgerungen dass diese demzufolge in den Bioabfall gehören, wird nicht berücksichtigt dass Bioabfall in industriellen Kompostieranlagen, anders als auf dem heimischen Kompost, dort nur wenige Wochen verbleibt. Diese Zeit ist nach der Beurteilung der Experten der Verbraucherzentrale zu kurz für eine ausreichende Zersetzung des Materials.

Vanessa Holste klärt darüber auf, dass es in den meisten Landkreisen in Baden-Württemberg verboten oder mit Einschränkungen erlaubt ist, die als kompostierbar oder biologisch abbaubar beworbenen Produkte, wie(Bio)Mülltüten, Tragetaschen, Kaffeekapseln, Backpapier, Lebensmittelverpackungen, Einweggeschirr und Besteck, in der Biotonne zu entsorgen.

Wie Verbraucher immer wieder feststellen, fehlt ein Hinweis darauf auf den Produkten oder er ist nur schwer zu finden.

Abfallaufkommen im Jahr 2023 weiter gesunken

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) zum Internationalen Tag der Umwelt am 5. Juni 2025 mitteilt, ist das Abfallaufkommen in Deutschland, im Jahr 2023, im Vergleich zum Vorjahr, nach vorläufigen Ergebnissen, erfreulicherweise, um rund 5 Prozent, auf den niedrigstem Stand seit 2010 gesunken.
Es fielen demnach erstmals seit 2012 weniger als 200 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle, an.

Es setzte sich, so das Statistische Bundesamt, der Rückgang des Abfallaufkommens seit dem Höchststand im Jahr 2018, weiter fort.

Die Abfall-Verwertungsquote stagniert seit 2019 bei rund 80 Prozent.

Siegel bieten bisher keine Orientierung

Siegel und Webeaussagen erwecken auf Verpackungen oft den Eindruck, dass sie im Biomüll entsorgt werden dürften oder auf dem Kompost kompostierbar seien.

Tatsache ist, so Holste, dass es aktuell keine gesetzliche Regelung gibt, in der die Kriterien aufgezeichnet sind die Produkte erfüllen müssen um als kompostierbar zu gelten.

Aus dem Grund gelten die momentan privat entwickelten Siegel, streng genommen, als zusätzliche Produktwerbung

Die Siegel, die die Verbraucherzentrale auf 18 der 46 untersuchten Produkte gefunden hat:

  • Der Keimling,
  • Compost HOME
  • Compost INDUSTRIAL
Die Maus erklärt: Was passiert mit dem kompostierbaren Biomüll

Forderung: Eine verlässliche Kennzeichnung

Damit die Verbraucher:innen nicht verunsichert werden fordert die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ein wirksames und gültiges Kennzeichnungssystem für kompostierbare und biologisch abbaubare Produkte.

Bei der Anwendung der Begriffe kompostierbar und biologisch abbaubar müsse das Verständnis der Verbraucher:innen zugrunde gelegt werden. Nur wenn diese Kennzeichnung umgesetzt werde, sei es für Verbraucher:innen möglich verlässlich nachhaltig zu handeln.

Bis dieses Kennzeichnungssystem in Kraft sei, helfe zum Schutz vor Irreführung und der Umwelt nur ein Verbot von Werbeaussagen wie kompostierbar oder biologisch abbaubar auf Produkten, die nicht flächendeckend in Deutschland im Biomüll entsorgt werden dürfen.

Fazit:Kompostierbar heißt nicht automatisch Biomüll

Auch wenn kompostierbare Kunststoffe auf den ersten Blick umweltfreundlich wirken, ist ihre Entsorgung oft problematisch. Die Kennzeichnung allein reicht nicht aus – entscheidend sind die tatsächlichen Bedingungen in den Kompostieranlagen und die gesetzlichen Vorgaben. Verbraucher sollten daher genau hinschauen und im Zweifel lieber auf zertifizierte Heimkompost-Produkte oder klassische Bioabfälle setzen.

Was Verbraucher beachten sollten Wer kompostierbare Produkte verwendet, sollte auf eindeutige Zertifizierungen achten und sich über die regionalen Entsorgungsregeln informieren. Denn nicht jede Kommune akzeptiert solche Materialien im Biomüll. Eine bewusste Kaufentscheidung und ein kritischer Blick auf die Verpackung helfen, Fehlwürfe zu vermeiden und die Umwelt tatsächlich zu entlasten.

Und: Je bewusster du einkaufst, desto mehr trägst du dazu bei, dass nachhaltige Lösungen auch wirklich nachhaltig wirken.

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