Das Lektorat ist eine Investition, keine Ausgabe

Die schlechte Nachricht zuerst: Nichts von dem, was ich hier von mir gebe, ist neu! Steht alles schon an anderen Stellen, wurde alles bereits mehr als bloß einmal erwähnt. Wenn du also weißt, dass du kein Lektorat brauchst, kannst du jetzt aufhören zu lesen. Es wird dir nichts bringen.

Dieser Beitrag bringt dir was, wenn du eine oder mehrere der folgenden Aussagen mit ja beantworten kannst:

  • Meine Textverarbeitung zeigt Rechtschreibfehler an – das reicht mir. 
  • Ich mag's nicht, wenn andere in meinen Texten rumfummeln
  • Das Lektorat meiner Texte übernehme ich selbst
  • Ein Lektorat ist mir zu teuer
  • Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, ob ich ein Lektorat brauche.

Gehen wir es der Reihe nach an. Als erstes die Antwort auf die Frage: Was ist ein Lektorat?

Viel mehr als nur die Fehlersuche

Angenommen, du spielst Klavier. Kannst Noten lesen, findest die Töne auf der Klaviatur, deine Familie ist begeistert – würdest du deswegen gleich die Stadthalle mieten für ein Konzert? 

Angenommen, du hast mit deinen 19 Jahren einen top-trainierten Körper, dem du alles abverlangst bei deinen Besuchen im Fitnessstudio auf dem Laufband, dem Crosstrainer, der Ruderbank – würdest du allein deshalb schon eine Anmeldung für die olympischen Spiele ins Auge fassen?

Mal abgesehen davon, dass du möglicherweise wirklich ein brillanter Pianist bist oder eine zu schönster Hoffnung Anlass gebende Athletin – wahrscheinlich käme dir das schlichtweg lächerlich vor. Mindestens würdest du einen Lehrer um Rat bitten, du würdest einen Trainer engagieren, und du würdest ihnen vertrauen.

Mein Tipp: Schreiben können heißt nicht automatisch, dass die Menschen auch lesen wollen, was du schreibst. Aber Trainer können dir auf der Suche nach mehr Lesern helfen. Du kannst es den Menschen leichter machen, deine Texte zu lieben. Aber kennst du auch wirklich die Kniffe? Und so bin ich, endlich, angelangt, wo ich mit dir hin wollte: beim Lektorat.

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Dem Werk dienen, den Leser im Blick

Einem Trainer geht es ausschließlich um den Schüler, einem Lehrer ausschließlich um die Schülerin. Einem Lektor hingegen geht es ausschließlich um das Werk; und dabei nimmt er Rücksicht auf den "Schüler", auf dich, der du schreibst und mehr Leser erreichen willst mit deinen Texten. 

Klar, dass der Text nach einem Lektorat fehlerfrei ist. Also keine Rechtschreibfehler mehr aufweist oder grammatikalische Schwächen wie zum Beispiel falsche Verbformen. Das sind die Basics. (Wobei ich ehrlich sein muss: Zu 98,7 Prozent fehlerbereinigte Texte zählen in unserem Metier schon als fehlerfrei – gegen den Fehlerteufel sind wir, bin ich machtlos; wenn er zuschlägt, bleibt nur die Bitte um Verständnis.)

Ein gutes Lektorat aber ist wie der Gang zum Zahnarzt: Nachher bist du froh, dass du ihn konsultiert hast. Die Rechtschreibkorrektur ist in diesem Beispiel nur das Zähneputzen. Aber Löcher reparieren, das kann nur ein Lektorat. Bleeching? Kann nur das Lektorat. Extrahieren, Zahn ziehen – kann nur das Lektorat! Und glaube mir: Extrahieren, streichen, kürzen gehört zum besten, was ein Lektorat leistet. Auch wenn es dich noch so sehr schmerzt.

Der Lektor ist vielleicht dein erster Leser. Er geht mit Herz an die Sache. Mit Emphase und Empathie. Und mit Sachverstand. Er spürt, wenn du den Pfad deiner Geschichte verlässt, und führt dich wieder zurück. Ein "normaler" Leser, der vielleicht Geld ausgegeben hat für deinen Text, hat diese Möglichkeit nicht. Er reagiert anders: Er pfeffert deinen Text in die Ecke und kauft nie wieder ein Buch, einen Text von dir.

Zwei ganz schlimme Wörter: "Nie wieder!"

Besser scheitern mit einem Lektorat

Zahnarzt, die Zweite. Ich möchte, ach! ich muss dir einen Zahn ziehen! Wenn du glaubst, die Menschen werden lieben, was du schreibst – vergiss es! Es wird nie der Fall eintreten, dass jedem alles gefällt, was du veröffentlichen willst. Sei froh, wenn einige sagen: "Gut gemacht!" Sei glücklich, wenn einer deiner mehr als hundert Texte den Weg zu Facebook findet oder zu Twitter!

Ein Buch, das mehr als fünftausendmal verkauft wurde, lässt im Verlag die Champagnerkorken fliegen! Bleib bescheiden in deinen Erwartungen, aber unersättlich in deinem Anspruch!

Der Kabarettist Georg Schramm hat folgende Geschichte erzählt. Gert Voss ist gefragt worden, was ihn antreibt, noch im Alter auf der Bühne schwerste Rollen zu spielen; der Schauspieler am Wiener Burgtheater ist Jahrgang 1941. Voss' Antwort: "Besser scheitern. Jeden Tag besser scheitern."

Voss hat einen Regisseur.

Du könntest dir einen Lektor suchen.

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Wie ich als Lektor arbeite, erfährst du auf meiner Homepage.

Ob mit Feder oder Füller: Ein ...

Ob mit Feder oder Füller: Ein Lektorat basiert auf Erfahrung (Bild: johannes flörsch)

jofl, am 15.11.2012
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