Ein Fest zu Ehren der Taranteln

Coarsegold, dessen Name auf den Goldrausch Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgeht, setzt heute auf eine ganz individuelle Attraktion. Bereits seit 1997 findet hier  das Tarantel-Festival statt. 2013 feiert es der nahe dem Yosemite National Park gelegene Ort zum 16. Mal – diesmal am Samstag, dem 26. Oktober. Der bewegliche Termin lässt sich leicht merken: Stets handelt es sich um den Samstag vor Halloween.

Festbesucher erwartet ein abwechslungsreiches Programm rund um die Taranteln, wobei selbstverständlich einige der Tiere höchstpersönlich mitwirken.

 

 

Flauschige Mitgeschöpfe mit mehr Knopfaugen als Goldhamster, Streifenhörnchen oder Teddybär:

 

Wie bitte - ich und hässlich?

Wie bitte - ich und hässlich? (Bild: tpsdave / Pixabay)

Zwar keine echte Tarantel, aber ein Beispiel dafür, was für Gesichter Spinnen von Nahem betrachtet haben. Taranteln verfügen sogar über acht Augen: zwei große und sechs kleine.

Festival-Programm

Taranteln hautnah

In mehreren Terrarien warten große Spinnen auf den direkten Kontakt mit Menschen, die mutig genug sind, die Tiere auf ihren Armen, Händen oder sogar dem Kopf krabbeln zu lassen. Einmal getraut, zeigt sich, dass Taranteln braver sind, als zunächst befürchtet, einige von ihnen wirken sogar eher etwas scheu. Die Spinnen zeigen oft, dass sie zwischen der ihnen vertrauten Person am Terrarium und dem hingehaltenen Arm eines Fremden genau zu unterscheiden wissen. Kinder sind oft geradezu begeistert von den sonst als Gruselgeschöpfen verschrienen Wesen und machen so eine prägende Erfahrung für ihr weiteres Leben. Damit findet das Anliegen des Tarantel-Festivals seinen gelungenen Ausdruck: nämlich den Taranteln Sympathie und Respekt entgegen bringen. In Coarsegold gilt es als schwerer Fauxpas, etwa eine Tarantel zu töten.

Die tun nix

 

 

Kreischwettbewerb

An Ironie fehlt es den Veranstaltern des Tarantelfestes nicht, und so darf natürlich ein Wettbewerb um das markerschütterndste Gekreische nicht fehlen. Schließlich übersteigt nach wie vor die Zahl der Arachnophobiker – wie Menschen mit Angst vor Spinnen wissenschaftlich bezeichnet werden – die Zahl der Menschen, die vor Spinnen nicht Reißaus nehmen oder sie sogar mögen. Zur Teilnahme an so einem "Scream Off Contest" ist sicher als Inspirationsquelle ein reichhaltiger Konsum von Horrorfilmen von Vorteil.

 

Wer hat die haarigsten Beine?

Wegen der starken Konkurrenz der Taranteln wird der Wettstreit um die am stärksten behaarten Beine nur unter Menschen ausgetragen. Eine strenge Jury kürt sowohl einen Sieger als auch eine Siegerin mit den tarantelwürdigsten Beinen, da sich sonst doch unfaire Wettbewerbsvorteile zugunsten der Männer ergeben würden.

 

Tarantelrennen

Was wäre eine Veranstaltung anlässlich des massenhaften Erscheinens der großen Spinnen  mit ihren immerhin acht starken Beinen ohne ein Wettrennen? Die Taranteln laufen dabei durch je einen Schlauch, an dessen beiden Enden jemand zur Kontrolle steht. Der Starter der Tarantel, die am schnellsten den gegenüberliegenden Ausgang erreicht, erhält eine Trophäe und ein paar Dollars. Neben als Haustieren gehaltenen Taranteln nehmen noch Wettläufer aus der Menge der eigentlich zum Dating nach Coarsegold gekommenen Spinnen teil, sind also untrainiert und das Ganze ist daher mehr Spaß und Glück als kalkulierter Ehrgeiz. Anschließend werden die wildlebenden Artgenossen an ihrem Fundort wieder freigelassen.

 

Greifbar nah: Halloween

In die Paarungszeit der Taranteln in Coarsegold fällt passenderweise Halloween, sodass das Tarantel-Festival mit ein paar Motiven daraus ergänzt wird wie zum Beispiel Wettbewerbe im Kürbis-Dessert-Zubereiten, im Dekorieren von Kürbissen oder einem Kostüm-Wettbewerb mit und ohne Spinnenverkleidung. Mottofrei finden dazu Pizza-Wettessen, Wettkämpfe um die gewaltigste Kaugummiblase und andere Erwachsene und Kinder ansprechende Ereignisse statt.

So viel Spaß mit giftigen Taranteln?

Echte Taranteln sind für Menschen nicht gefährlich. Sie fressen zum Beispiel Käfer, kleine Schlangen oder Nagetiere. Die ihnen einst fälschlicherweise zugeschriebene Giftigkeit beruhte auf Irrtümern wie der Verwechslung mit anderen großen Spinnenarten sowie insbesondere der gefährlichen, allerdings zierlicheren Schwarzen Witwe. Auch der Redewendung "wie von der Tarantel gestochen" liegen derartige Missverständnisse zugrunde. Auf dem Tarantel-Festival von Coarsegold kann sich jeder unbekümmert dem Vergnügen mit den starken, haarigen Spinnen überlassen. Vielmehr gibt es die Chance auf das Abbauen von überflüssigen Vorurteilen und Ängsten gegenüber Spinnen, spannende Erlebnisse und unvergessliche Eindrücke. Ebenso unbegründet sind Sorgen von Tierschützern, denn die Einwohner von Coarsegold bringen ihren tierischen Mitbewohnern liebevolle Achtung entgegen und nehmen ihre Invasion – oder inzwischen Anhänglichkeit? – mit Humor.

Auf nach Coarsegold!

Textdompteuse, am 23.09.2013
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Bildquelle:
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

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