Das Vier-Ohren-Modell: Reden und Hören im Kommunikationsquadrat
Das Vier-Ohren-Modell erklärt, warum es zu gestörter Kommunikation kommen kann: Aussagen werden nicht nur nach ihrem rein sachlichen Inhalt interpretiert.Das Vier-Ohren-Modell
Dieser Umstand fand auch in der Kommunikationslehre seinen Niederschlag. Die berühmten fünf Axiome des Österreichers Paul Watzlawick (1921-2007) beinhalten die Erkenntnis, dass jede Botschaft über eine Sach- und eine Beziehungsebene verstanden wird. Der deutsche Psychologe und Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun (*1944) entwickelte diesen Grundsatz weiter und veröffentlichte 1977 erstmals ein sogenanntes Kommunikationsquadrat. Danach beinhaltet eine Aussage vier verschiedene Aspekte, unter denen sie verstanden werden kann. Friedemann Schulz von Thun wies daher jedem Sprecher vier "Schnäbel" und jedem Hörer vier "Ohren" zu. Daraus entstand schließlich der populäre Begriff "Vier-Ohren-Modell".
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Bestandteile des Vier-Ohren-Modells
Das Vier-Ohren-Modell weist jeder Aussage einen sachlichen Inhalt, eine Beziehungsebene, einen Appell und eine Selbstoffenbarung zu. Schwerpunkt und Interpretation dieser vier Betrachtungsweisen werden natürlich vom Empfänger der Botschaft definiert.
Ein Beispiel: Herr und Frau X sind mit dem Auto unterwegs. Sie sitzt am Steuer. Das Auto nähert sich einer Kreuzung. Plötzlich sagt er: Da vorn steht ein Stoppschild. Frau X kann diese Aussage nun vierfach verwerten.
Das Sach-Ohr
"Da vorn steht ein Stoppschild" ist zunächst eine rein sachliche Information. Es wird lediglich mitgeteilt, dass sich weiter vorn ein Stoppschild befindet. Mit dem Sach-Ohr hört man also, wovon gesprochen wird. Inhalte und Fakten werden erfasst.
Das Beziehungs-Ohr
Mit dem Beziehungs-Ohr hört Frau X aus der Information ihres Mannes jedoch weit mehr heraus. Beispielsweise könnte sie sich entmündigt fühlen und enttäuscht sein, weil Herr X ihr offenbar das unfallfreie Autofahren nicht zutraut. Vielleicht erkennt sie sogar den versteckten Vorwurf der Unachtsamkeit, obwohl er dies nicht zwingend so gemeint haben muss.
Das Appell-Ohr
Der Hinweis des Herrn X auf das Stoppschild wird natürlich auch als Aufforderung interpretiert. Warum sollte er sonst auf einen Umstand hinweisen, den Frau X sicherlich selbst bemerkt hat? Der Appell lautet in diesem Fall: "Halte dort vorn an! Tritt endlich auf die Bremse!" Mit dem Appell-Ohr untersucht man eine Information daher nach den Gesichtspunkten: Wozu werde ich aufgefordert? An welche Gefühle appelliert der Sprecher?
Das Selbstoffenbarungs-Ohr
Der vierte Aspekt jeder Aussage legt Motive, Denkweisen und Verhaltensmuster des Sprechers offen, natürlich wiederum aus Sichtweise des Hörers. Wenn Herr X also vom Beifahrersitz aus auf das Stoppschild hinweist, kann dies unter anderem bedeuten:
- Er fühlt sich unsicher, wenn er nicht selbst fährt.
- Bestimmte Verkehrssituationen (Großstadt, hohe Geschwindigkeit usw.) beunruhigen ihn.
- Er möchte seiner Frau helfen.
- Herr X belehrt gern seine Mitmenschen.
Mit dem Selbstoffenbarungs-Ohr erfährt der Hörende somit, wie der Sprecher sich möglicherweise selbst einschätzt und was dessen Aussage über ihn selbst verrät.
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