Demenz und Ernährung - 5 Tipps zum besseren Verständnis
Viele Demenzkranke verlieren das Interesse an Essen und Trinken. Mit viel Phantasie und Kreativität kann hier Abhilfe geschaffen werden.Gerichte von früher anbieten
Lieblingsgerichte geben dem Demenzkranken Sicherheit. Mahlzeiten, die bekannt sind, schaffen Vertrauen. Möglich wäre es, sich nach der Biographie des Betroffenen zu richten. Wo ist er aufgewachsen, welche regionale Küche gibt es dort. Nicht vergessen sollte man den Jahreszeitenkalender. Früher wurden bevorzugt Nahrungsmittel verzehrt, deren Erntezeit gerade aktuell war, zum Beispiel Kartoffeln im Herbst, Hülsenfrüchte wie Bohnen und Erbsen im Sommer. Sind Essenswünsche nicht bekannt, kann es allerdings schwer sein, vernünftige Entscheidungen zu treffen. Hier lassen sich unter Umständen Verwandte und Bekannte befragen. Eine weitere Möglichkeit ist es, den Betroffenen mit Bildern zu konfrontieren. Unter Umständen werden so Erinnerungen von früher zum Leben erweckt.
Sinne wie Geschmack und Geruch ansprechen
Duftet es morgens nach aufgebrühten Kaffee oder liegt das Aroma eines frisch gebackenen Brötchens in der Luft, weiß der Demenzkranke, es ist Zeit für das Frühstück. Nimmt ein Freund zusätzlich am Tisch Platz und isst mit, kann der Betroffene zusätzlich motiviert werden. So werden Erinnerungen an früher geweckt, vielleicht an nahe Bekannte oder die Enkelkinder. Ein schön dekorierter Lieblingsplatz oder das Aufleben alter Gewohnheiten wie ein Tischgebet kann wahre Wunder bewirken. Übrigens sollte der Geschmack nicht außer Acht gelassen werden, dieser kann sich im Laufe der Erkrankung ändern. So wird Süßes am längsten wahr genommen, sauer und bitter verlieren im Laufe der Zeit an Intensität. Auch wenn Süßigkeiten im früheren Leben keine Rolle gespielt haben, kann der Einsatz von Zucker wahre Wunder bewirken. Bereits abgelehnte oder vergessene Speisen werden plötzlich wieder ansprechend.
Tischmanieren dem Krankheitsbild anpassen
An eine Demenz erkrankte Person entwickelt ihre eigene Tischkultur. So wird plötzlich mit den Fingern gegessen, Besteck und Teller geraten in Vergessenheit. Dieses sollte toleriert werden, da das Verhalten ein Teil der Erkrankung ist. Manchmal macht es Sinn, die einzelnen Nahrungsmittel auf kleinen Tellern nacheinander zu servieren. Das schafft Klarheit und verhindert unnötige Irritationen. Ist eine selbstständige Nahrungsaufnahme nicht mehr möglich, muss das Essen an gereicht werden. Hierbei sollte neben der betroffenen Person Platz genommen werden, seine Hand wird in Richtung Mund geführt. Die Lippen werden mit dem Essen oder Flüssigkeit bestrichen, oftmals öffnet sich der Mund reflexartig, sodass die Nahrung aufgenommen wird.
Fingerfood - mit den Fingern essen zu dürfen, sollte bei Demenzkranken als selbstverständlich akzeptiert werden. (Bild: spencer / Pixabay)
Fingerfood anbieten
Wird die Benutzung von Gabel und Löffel schlichtweg vergessen, das Messer vielleicht als Bedrohung empfunden, können Betroffene noch eine zeitlang bei ihren Tischnachbarn zuschauen, soweit gemeinsame Mahlzeiten möglich sind. Funktioniert auch dies nicht mehr, sollte es gestattet werden, mit den Fingern zu essen. Man spricht hier von Fingerfood. Diese Art der Nahrungsaufnahme ist dem Verabreichen von Nahrungsmitteln unbedingt vorzuziehen, da hier eine Abhängigkeit durch fremde Personen verhindert werden kann. Als Fingerfood eignen sich Würstchen, Kartoffeln, hart gekochte Eier, Obst- und Gemüsesticks. Die einzelnen Portionen dürfen hierbei die Größe eines Happens nicht über schreiten. Ansonsten besteht das Risiko des Verschluckens.
Ess-Stationen einrichten
Ess-Stationen bieten die Möglichkeit, Nahrungsmittel im Vorbeigehen aufzunehmen. Diese sollten an stark frequentierten Plätzen aufgestellt werden. Hintergrund der Idee ist der oftmals starke Bewegungsdrang von Demenzkranken. Diese nehmen selten eine komplette Mahlzeit am Tisch ein, sind unruhig und ständig auf Achse. Als Folge erhöht sich der Kalorienverbrauch. Um einen Mangel vorzubeugen, können Ess-Stationen hier eine gute Hilfe sein. Diese sollten kreativ gestaltet sein, so werden sie von den Betroffenen besser akzeptiert. Übrigens werden farbige Getränke besser akzeptiert als pures Mineralwasser. Möglich wäre es auch, hochkalorische Trinknahrung wie Fresubin anzubieten, diese sorgt gleichzeitig für genügend Energie und Flüssigkeit.
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Ein paar Worte zum Schluss
Einen an Demenz erkrankten Menschen optimal mit Nahrungsnitteln zu versorgen, bedeutet in jedem Fall auf ihn eingehen und viel Geduld und Zeit mitzubringen. Regelmäßige Mahlzeiten sind und bleiben wichtig, auch im hohen Alter. Sie geben dem Tag Sinn und Struktur. Ein Gericht sollte schmecken und gesund sein. Gemeinsam am Tisch zu sitzen fördert soziale Kontakte, schafft Gespräche und wirkt einer Isolation entgegen. Sollten sämtliche Tischmanieren in Vergessenheit geraten, so sollte auch dieses toleriert werden, es ist Teil der Erkrankung. Gerade hier müssen Angehörige und Freunde aufgeklärt werden. Eine Demenz ist ein schleichender Prozess. Der Betroffene verändert sich und wird immer weniger von dem, was er früher einmal wahr. Nahe Verwandte oder vielleicht der eigene Ehepartner sollte sich dieser Problematik annehmen. Übrigens versteht es sich von selbst, die Selbstständigkeit von Demenzkranken solange es geht zu erhalten. So lassen sich Mahlzeiten gemeinsam zubereiten, das Tisch decken kann jeder alleine für sich übernehmen.