Der Aprilscherz ist in Italien ein Fisch
Trug Jesus Schuld am Aprilscherz oder war es der Kalenderwechsel im 16. Jahrhundert? Aprilscherze sind in aller Welt beliebt, denn Schadenfreude ist die schönste Freude.Aprilfisch Stromboli (Bild: Schwehn)
Jesus - von Pontius zu Pilatus
Pitré schließt nicht aus, dass der Ursprung in der biblischen Geschichte zu finden ist. Er bezieht sich dabei auf jene Episode, da Jesus von Pontius zu Pilatus geschickt wurde – er sich also zum Narren machte. Das allerdings ist nur eine seiner Interpretationen; für die Christen. Glaubhafter erscheint auch ihm die Geschichte, wonach der Wechsel vom Julianischen zum Gregorianischen Kalender im Jahr 1564 für Verwirrung, für Verunsicherung und schließlich für Hohn und Spott sorgte. Als nämlich der französische König Karl IX den Jahresanfang vom 1. April auf den 1. Januar legte, gab es nicht wenige, die sich gegen einen solchen Wechsel sträubten, auf dem 1. April beharrten und in der Folge vielerlei Spott hinnehmen mussten.
Drei klassische Beispiele
In den April schicken, jemanden zum April-Fisch machen: Es gibt drei "klassische" Beispiele, die über Grenzen und auch über Ozeane hinweg beispiellos geblieben sind.
1. BBC London stellte den Spaghetti-Baum vor
Das erste Beispiel stammt aus 1957 und entlockt noch heute nicht nur jedem Italiener Lachsalven, obwohl die Geschichte in der Schweiz spielt und in England erfunden worden ist. Es handelt sich um eine Reportage des englischen Fernsehsenders BBC, der am 1. April 1957 in der Schweiz gezüchtete Spaghetti-Bäume vorstellte und in bewegten Bildern zeigte, wie die Schweizer Bauern bündelweise gleichlange Spaghetti vom Baumgeäst ernteten. Der Sender erntete massenhaft Anrufe interessierter Engländer, die nach den Bäumen und der Aufzucht im eigenen Garten fragten. Als Aprilscherz enttarnt wurde die Reportage erst, als der Sender nachfragenden Bürgern den Rat gab, eine geöffnete Büchse Tomatenmark in den Garten zu stellen, ein paar Spaghetti reinzustecken und zu warten, was passiert.
2. Für die Amerikaner ein linksgedrehter Burger
Das zweite historische Beispiel ist erst elf Jahre alt und stammt aus den USA. Dort kreierte eine Fast-Food-Kette den Burger für Linkshänder und warb dafür am 1. April in großen Zeitungsanzeigen. Den 32 Millionen amerikanischen Linkshändern wurde mitgeteilt, der Burger für sie enthalte die gleichen Zutaten wie der für Rechtshänder, nur seien – aus ökonomischen Gründen und wegen der besseren Handhabung – Salami-, Tomaten- und Zwiebelscheiben um 180 Grad nach links gedreht. Der Aprilscherz löste einen vergeblichen Run von Linkshändern aus; viele Rechtshänder fragten beim Unternehmen nach, ob es auch die bewährte bisherige Burgerart weiterhin gebe.
3. Die Strumpfhose über der TV-Mattscheibe
Aus Schweden stammt das dritte immer wieder zitierte Beispiel; es stammt aus dem Jahr 1962. Dort vermeldete der seinerzeit einzig vorhandene Fernsehsender, interessierte Bürger könnten die bisher gesendeten Schwarz-Weiß-Sendungen auch in Farbe empfangen, wenn sie einen Nylonstrumpf über die Mattscheibe zögen und sich in einem bestimmten Winkel vor dem TV-Gerät platzierten. Nicht wenige Schweden wurden solcherart erfolgreich in den April geschickt.
Das Seil, um den Wind einzufangen
Zum April-Fisch werden in Italien vor allem die Kinder gemacht. Beliebt ist das Spiel, sie, mit ein paar Cent ausgestattet, in den Kaufmannsladen zu schicken mit dem Auftrag, unmögliche Dinge einzukaufen. Beispielsweise den Stock, der nur ein Ende hat oder das Seil, mit dem man den Wind einfangen kann. Neben dem gutmütigen Spott gehört dann aber dazu, dass sie das Einkaufsgeld behalten dürfen.
Bildquelle:
Karin Scherbart
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