Der Darm – Schauplatz geheimer Kriegsführung
Milliarden Mikroben tummeln sich in unserem Darm - nützliche ebenso so wie schädlicheGesunde Ernährung – ein Schritt zur gesunden Verdauung
Immer wenn wir Nahrung zu uns nehmen, sollte dies in erster Linie dafür dienen, unseren Hunger zu stillen. Wir tanken sozusagen auf, versorgen unseren Körper mit "Treibstoff" und füllen die Reserven. Denn wir wollen und müssen bei Kräften bleiben, um widerstands- sowie leistungsfähig zu sein. Darüber hinaus weiß jeder: Ein leerer sowie knurrender Magen ist ein unangenehmer Wegbegleiter.
Von unserem Appetit, den jahrelangen Gewohnheiten sowie unserem seit frühester Kindheit anerzogenen Essverhalten hängt es ab, wann, wie viel und vor allem was wir essen. Dabei steht für die meisten Menschen weniger die Gesundheit, Bekömmlichkeit oder die Verdauung im Vordergrund, sondern ein voller Teller, Aroma, Würze und der Geschmack.
Wichtiger jedoch, als dem Gaumen mit schmackhaftem Essen eine Freude zu bescheren sowie den Magen ordentlich zu füllen ist, den Darm bei seiner wichtigen Aufgabe der Nahrungsverwertung durch die Auswahl entsprechender Lebensmittel zu unterstützen. Wer Probleme mit der Verdauung hat oder sich aus anderen Gründen gesundheitsbewusst ernährt, wird sein Augenmerk sicherlich ohnehin verstärkt auf vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung lenken.
Der Darm – Ökosystem mit eigener Schaltzentrale
Der Darm ist ein hochsensibles und äußerst komplexes System. Seine Muskeltätigkeit lässt sich nicht willentlich vom Gehirn steuern; er hat seinen "eigenen Kopf". Doch können wir mit der Ernährung durchaus positiven Einfluss auf die Verdauung sowie die Verteilung von "guten" und "schlechten" Darmbakterien nehmen.
Seit langem ist bekannt, dass der Darm eine wesentliche Rolle für die Gesundheit spielt und weit mehr kann, als nur "Abfall" zu verwerten. Über Hundert-Millionen Nervenzellen sind auf den Schleimhäuten der Darmwand aktiv unterwegs und senden unentwegt Impulse vom "Darmhirn" an das "Kopfhirn", wobei 90 Prozent vom Darm an das Gehirn und nur 10 Prozent vom Gehirn an den Darm gesendet werden. Je besser es dem Darm geht, umso positiver sind die Signale. Ballaststoffarme, zu fettreiche sowie üppige Nahrung liegt nicht nur schwer im Magen, sondern bedeutet auch für den Darm eine enorme Kraftanstrengung. Denn seine Aufgabe, alles in einen verdaulichen Speisebrei umzuwandeln und durch den meterlangen Muskelschlauch zum Ausgang zu schieben, wird erheblich erschwert. Unter Umständen bleibt der Brei länger im Verdauungstrakt, entwickelt Gase, die zu unangenehmen Blähungen oder Bauchschmerzen führen können. Schlechte Laune mit Befindlichkeitsstörungen sind vorprogrammiert. Man fühlt sich schwer, im wahrsten Sinne des Wortes "voll".
- Müdigkeit
- Abgeschlagenheit
- Appetitmangel
- Blähbauch und sogar
- Kopfschmerzen
können ihre Ursache in verzögerter Verdauung und Darmträgheit haben.
Im Umkehrschluss ist der Darm unter guten Voraussetzungen zu 90 Prozent in der Lage, in seinen Schleimhäuten das Wohlfühlhormon Serotonin zu bilden. Dieses gelangt mit den Impulsen über die Blutbahn an das Gehirn und sorgt für Glücksgefühle.
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Von uns unbemerkt – Kampf der Bakterien in der Darmflora
Der Darm – Sein Inneres so dunkel wie das Universum. Die Bakterienarten - So zahlreich wie die Sterne der Milchstraße.
Dabei liegt auf der Hand: Gute Bakterien wirken sich wesentlich günstiger auf die Darmflora aus, als die schlechten. Trotzdem tummeln sich naturgemäß nützliche sowie schädliche Bakterien im Dickdarm, wo ihnen rund 50 Quadratmeter Schleimhaut zur Verfügung stehen. Es wird geschätzt, dass der Dickdarm mit bis zu 500 verschiedenen Bakterienarten besiedelt ist. Milliarden Mikroben sitzen in dicken Schichten in den zottigen Schleimhäuten, warten ständig auf Nahrung. Dabei bilden viele Bakterienarten Stoffe, die wiederum auf andere Bakterienstämme giftig wirken. Besteht das aufgenommene Essen aus wenig Ballaststoffen, viel Fett, Fleisch sowie tierischen Fetten und Zucker, werden aus- schließlich die schlechten Bakterien genährt. Die nützlichen Bakterien dagegen verhungern regelrecht und können so nicht mehr für das nötige Gleichgewicht sorgen.Schlechte Bakterien können:
- ansteckende Krankheiten auslösen
- Gifte abgeben
- Krebserregende Substanzen produzieren
Deshalb ist es besonders wichtig, für eine gesunde Darmflora zu sorgen, um ausreichend mit den "guten" Bakterien versorgt zu sein. Sie kämpfen nicht nur gegen die "Machenschaften" der Schädlinge, sondern sind für die Stärkung der Abwehrkräfte und des Immunsystems unentbehrlich.
Was man für einen gesunden Darm tun kann
Während noch vor einigen Jahrzehnten der "Sonntagsbraten", d.h. einmal in der Woche Fleisch, obligatorisch war, beginnt der Tag heute für die meisten mit Wurst. Das Pausenbrot ist häufig auch mit Wurst belegt, weiter geht es mit Fleisch zum Mittag.
Oft steht Abends nochmal Wurst auf dem Speiseplan. Zudem mangelt es überwiegend an ausreichender Bewegung. Bereits Schulkinder pflegen diese Essgewohnheiten und züchten sich damit Verdauungsprobleme.
Klassische, selbst gekochte Eintöpfe wie Bohnen-, Erbsen- oder Linseneintopf, sind in der heutigen hektischen Zeit eher eine Seltenheit. Wer also mehr für den Darm und die Gesundheit tun möchte, dem sei geraten:
- mehr pflanzliche Lebensmittel zu essen
- mindestens 3 bis 5 mal am Tag kleine Portionen Obst und Gemüse zu verzehren
- für ausreichend Bewegung zu sorgen
- Körper und Seele im Gleichgewicht zu halten
- sich genügend Schlaf zu gönnen, auch mal einen Mittagsschlaf, wenn es sich einrichten lässt
Ballaststoffreiche Nahrung – seit Jahrtausenden erprobt
Besonders nachhaltig kann die Gesundheit des Darms mit gesunder Ernährung beeinflusst werden.
Es lohnt sich, die eigenen Ernährungsgewohnheiten zu überdenken und gegebenenfalls umzustellen.
Beim Verzehren von ballaststoffreichen Nahrungsmitteln stellt sich das Sättigungsgefühl meist früher ein und man bleibt auch länger satt. Zudem quellen viele der ballaststoffreichen Nahrungsmittel auf, sorgen für eine größere Stuhlmenge und somit für eine bessere Verdauung. Körner "putzen" den Darm von innen, Schlacken werden so von den Darmwänden entfernt und können besser abtransportiert werden. An dieser Stelle darf ruhig gesagt werden, dass Vegetarier gesünder leben. Evolutionsbedingt ist die menschliche Verdauung bestens auf Getreide, Körner, Nüsse und Samen ausgelegt. Fleisch bietet nur wenig Verwertbares und sollte deshalb nicht den Hauptteil eines Mittagsmenüs ausmachen, sondern den Platz der Beilage einnehmen. Insgesamt, das sollte ebenfalls betont werden, geht es nicht darum, auf kulinarische Genüsse bzw. auf das, was gern gegessen wird, vollständig zu verzichten. Vielmehr liefert derjenige einen wesentlichen Beitrag für seine Darmgesundheit, der sich bewusst ernährt und damit auch ein Stück Eigenverantwortung für seinen Körper übernimmt.
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Was die Darmflora durcheinander bringen kann
Der Darm eines Erwachsenen misst gut und gern bis zu 7 Meter, die darin enthaltene Schleimhaut ergäbe aufgeklappt die Größe eines Raumes. Gut vorstellbar, dass auf diesem langen Weg auch einiges durcheinander geraten und den Verdauungstrakt erheblich belasten kann. Eingedrungene Viren oder Bakterien können zum Beispiel zu heftigen Durchfällen führen.
Auch auf bestimmte Medikamente, wie zum Beispiel Antibiotika, kann der Darm äußerst sensibel mit Durchfall reagieren. Andererseits kann z.B. die längere Einnahme von
- Eisenpäparaten
- Antidepressiva
- Aluminiumhaltigen Präparaten gegen Sodbrennen
- Tabletten gegen Bluthochdruck
- Opiaten gegen starke Schmerzen
zur Darmträgheit bis hin zur Verstopfung führen. Von Verstopfung ist allerdings erst die Rede, sofern weniger als dreimal in der Woche der Darm mit einer entsprechenden Menge entleert wird und dieser Zustand länger als drei Monate anhält.
In beiden Fällen sollte unbedingt viel getrunken werden. Bei Durchfall ist es besonders wichtig, den Flüssigkeitsverlust wieder aufzufüllen. In leichten Fällen einer Darmträgheit kann ein Glas kaltes Wasser, morgens auf nüchternen Magen getrunken, hilfreich sein.
Besonders fatal kann sich jedoch die Einnahme von Antibiotika auf die Darmflora auswirken. Da in den meisten Fällen ein sogenanntes Breitbandspektrum verordnet wird, werden nicht nur lokal die Krankheitserreger abgetötet. Unzählige Bakterien in der Darmschleimhaut, leider auch die nützlichen, fallen einem solchen Radikalschlag ebenfalls zum Opfer.
Auch leiden nützliche Bakterien durch:
- chronische Erkrankungen
- seelische Belastungen
- Hormonumstellung in den Wechseljahren
Darmkrebs – mögliche Früherkennung durch Vorsorgeuntersuchungen
Darmkrebs kündigt sich nicht an. Treten erste Symptome auf, trägt man die Erkrankung meist bereits seit Jahren in sich. Denn Darmkrebs ist eine sehr langsam wachsende Krebserkrankung. Mit zu den verschiedenen Risikofaktoren zählen der Lebensstil, Gewohnheiten und Ernährung. Zu wenig Ballaststoffe aus Obst und Gemüse, dafür aber zu viel tierische Fette, Wurst und Fleisch stehen im Verdacht, die Möglichkeit einer Darmkrebserkrankung zu begünstigen. Darmkrebs soll jedoch, sofern er frühzeitig erkannt wird, zu den heilbaren Krebsarten zählen. Deshalb bieten die Krankenkassen zur Früherkennung ab einem bestimmten Lebensjahr Vorsorgeuntersuchungen an.
- Haemoccult-Test - Ab dem 50. Lebensjahr
Bei diesem Test geht es darum, okkultes Blut im Stuhl, welches mit bloßem Auge nicht sichtbar ist, zu erkennen. Dafür werden an 3 aufeinanderfolgen Tagen jeweils zwei Stuhlproben aus zwei unterschiedlichen Entnahmestellen auf die vorgesehene Fläche des Testbriefes mit einem Spatel aufgetragen. Nur im Labor kann okkultes Blut im Stuhl, welches erste Anzeichen für eine mögliche Darmkrebserkrankung sein kann, festgestellt werden. Um ein Ergebnis nicht zu verfälschen, sollte in diesen Tagen auf Medikamente oder Säfte mit hohem Vitamin-C-Gehalt verzichtet werden.
- Koloskopie (Darmspiegelung) – Ab dem 55. Lebensjahr
Bei dieser Art der Früherkennungsmethode wird ein flexibles Rohr rektal in den Darm eingeführt und die Darmschleimhaut betrachtet. Die Darmspiegelung gilt als sicherste Methode in der Darmkrebsvorsorgeuntersuchung.
Zur Vorbereitung der Untersuchung erhält man eine Lösung zur Darmreinigung, die bereits am Vortag eingenommen werden muss. Ab dem späten Nachmittag darf auch keine feste Nahrung mehr zu sich genommen werden. Am Morgen vor der Untersuchung wird erneut eine abführende Lösung eingenommen, dazu viel Flüssigkeit. Ab zwei Stunden vor dem Termin darf nicht mehr getrunken werden und erst, wenn sich klare, nur noch gelbliche Flüssigkeit aus dem Darm absetzt, ist man gut für die Darmspiegelung vorbereitet. Während der Untersuchung kann der Arzt auffällige Veränderungen der Darmschleimhaut erkennen und z.B. Gewebeproben entnehmen. Auch Darmpolypen, die als gutartige Krebsvorläufer gelten, können sofort mit einer elektrischen Schlinge entfernt werden.
Wer ängstlich, nervös oder sehr aufgeregt vor der Darmspiegelung ist, kann zur Beruhigung eine leichte Narkose während der Untersuchung erhalten.
Die Kosten beider Vorsorgeuntersuchungen übernehmen die Krankenkassen. Den Haemoccult-Test können Sie unter anderem bei Ihrem Hausarzt erhalten.
Fotos: pixabay.com