Der Deutsche Schäferhund: Seine Geschichte, sein Wesen – und was ihn so besonders macht
Er ist der "Zehnkämpfer" unter den Gebrauchshunden: Der Deutsche Schäferhund ist ungeheuer vielseitig. Was ihn ausmacht, was er kann und warum er so beliebt istSteckbrief: Der Deutsche Schäferhund
Ursprung: Deutschland
Rüde: 60-65 cm (30–40 kg)
Hündin: 55-60 cm (22-32 kg)
Stockhaar oder Langstockhaar
Wurfstärke: 5-10
Alter: 9-13 Jahre
Der Rassestandard beschreibt wie ein idealer Vertreter einer Rasse aussehen soll: Typisch Schäferhund sind die spitzen Stehohren, die gestreckte Schnauze und eine buschige, nach unten getragene Rute. Die Nase darf – laut Rassestandard – nicht anders als schwarz sein.
Als erlaubte Fellfarben gelten: Gelb oder braun mit schwarzer Musterung, einfarbig schwarz, einfarbig grau oder grau mit schwarzer Musterung.
Weiße Schäferhunde wurden 1933 aus dem Rassestandard gestrichen, sie bilden seit 2011 eine eigenständige Rasse, den sogenannten "Berger Blanc Suisse", den "Weißen Schweizer Schäferhund".
(Bild: © tier-fotografien.de)
Wie eine Hunderasse entsteht
Hunde begleiten den Menschen schon seit mehr als 2000 Jahren. Als "Schäferhunde" – eigentlich Hütehunde - bezeichnet man die Arbeitshunde der Schäfer, eingesetzt zum Hüten und Treiben des Viehs und zur Verteidigung der Herde.
Ursprünglich waren diese Hunde große, kräftige und zottelige Tiere, die es im Notfall auch mit einem Wolf aufnehmen konnten. Erst im Mittelalter setzen sich allmählich mittelgroße, wendige Hunde mit kurzem, pflegeleichtem Fell durch.
Der ideale Schäferhund (Hütehund) soll vor allem folgende Eigenschaften haben: Er soll wetterfest sein, lernfähig und ausdauernd.
Die Rasse des Deutschen Schäferhundes begründet Rittmeister Max von Stephanitz gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Sein Ziel: Er möchte Gebrauchshunde züchten, die sich optimal dazu eignen, eine "Herde gegen feindliche Auswirkung von außen zu schützen". (Wikipedia)
1898 entdeckt Max von Stephanitz den dreijährigen Rüden eines Frankfurter Züchters auf einer Ausstellung und ist begeistert von Aussehen und Fähigkeiten und vor allem vom Gehorsam dieses Hundes. Unter dem Namen Horand Grafrath wird er als erster Deutscher Schäferhund ins Zuchtbuch eingetragen und gemeinsam mit seinem Bruder Luchs von Sparwasser zum Stammvater der Rasse. Stammmutter ist die Hündin Mari von Grafrath.
1899 wird der Verein für Deutsche Schäferhunde (SV) gegründet.
(Bild: © tier-fotografien.de)
Der Deutsche Schäferhund wird zum "Modehund"
Obwohl sich in Deutschland der Ackerbau mehr und mehr durchsetzt und die traditionelle Schafhaltung immer seltener wird, entwickelt sich der Deutsche Schäferhund schnell zum Modehund.
Kein Wunder – denn er ist ein unglaublich vielseitiger Hund. Seine Nervenstärke, Ausdauer und Belastbarkeit lassen ihn die Aufgabe als Hüter einer Viehherde optimal ausfüllen. Doch er kann noch mehr: Von Natur aus aufmerksam und lernwillig lässt sich der Deutsche Schäferhund besonders gut ausbilden und trainieren. Er ist sehr gehorsam und zeigt seiner Bezugsperson gegenüber große Treue und Anhänglichkeit.
Berühmt ist der Deutsche Schäferhund auch für seine Intelligenz. Auf der Liste der intelligentesten Hunderasse steht er nach dem Border Collie und dem Pudel auf Platz 3.
Einen Befehl befolgt ein Deutscher Schäferhund in 95% aller Fälle beim ersten Mal und einfache Aufgaben bewältigt er nach nur fünf Wiederholungen (siehe Buchempfehlungen: "Die Intelligenz der Hunde" von Stanley Coren)
(Bild: © tier-fotografien.de)
Der Deutsche Schäferhund im Kriegsdienst
Im 1. Weltkrieg schickt man auch den Deutschen Schäferhund an die Front. Amerikanische Soldaten, die den Hund im Kriegseinsatz gesehen haben, sind beeindruckt. Tierfilme wie "Rin Tin Tin", bei denen ein Deutscher Schäferhund die Hauptrolle spielt, sorgen zusätzlich dafür, dass die Rasse auch in den USA immer beliebter wird.
Im 2. Weltkrieg schickt man aus Deutschland 30.000 Deutsche Schäferhunde in den Kampf, eingesetzt werden sie als Sanitäts- und Militärhunde, teilweise gar als "lebende Bomben". Die meisten davon überleben den Krieg nicht. Für die Nationalsozialisten ist der Deutsche Schäferhund mit seiner Treue und seinem Mut das Idealbild eines "deutschen Hundes mit ausgeprägtem Kampftrieb". Aber auch die Alliierten setzen Deutsche Schäferhunde ein.
Entwicklung der Hunderasse nach dem Krieg
Nach dem 2. Weltkrieg beeinträchtigt die anti-deutsche Stimmung auch das Image des Deutschen Schäferhundes.
Noch schlimmer: Die Zucht steht beinahe vor dem Aus. Viele Hunde sind tot oder wurden von den Siegermächten übernommen. Durch die Trennung Deutschlands in Ost und West entstehen zwei völlig eigenständige Zuchtlinien. In der DDR ist man bemüht, möglichst nur noch mit Hunden zu züchten, die frei sind von der Veranlagung für Hüftgelenksdysplasie, eine der typischsten Rassekrankheiten des Deutschen Schäferhundes.
Der abfallende Rücken gilt schon lange als umstrittenes Schönheitsideal und sorgt immer wieder für Kritik an der Entwicklung der Rasse.
Als Diensthund die weltweite Nr. 1
Dennoch entwickelt sich der Deutsche Schäferhund nach dem 2. Weltkrieg schnell zu einem der beliebtesten Hunde der Welt – und das nicht nur in Deutschland.
In den USA, Italien oder Kanada belegt er seit Jahren die Plätze 2 und 3 auf der Popularitätsskala der Hunderassen.
Ob Hütehund, Wachhund, Behindertenführhund, Schutzhund, Drogen- und Sprengstoffsuchhund oder Lawinensuchhund - der Deutsche Schäferhund lässt sich überall einsetzen. Er arbeitet beim Zoll, der Polizei, beim Grenzschutz und der Bundeswehr, beim Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen. Man bezeichnet ihn deshalb auch als den "Zehnkämpfer" unter den Gebrauchshunden.
Weltweit ist er die absolute Nr. 1 im Dienst- und Rettungshundewesen.
Noch vor wenigen Jahren waren 80% aller Diensthunde in Deutschland Deutsche Schäferhunde, heute stellen sie noch ca. 50%. Konkurrenz bekommt der Deutsche Schäferhund inzwischen immer häufiger von seinem agilen belgischen Vetter, dem Malinois (Belgischer Schäferhund).
(Bild: © tier-fotografien.de)
Familienhund und Freizeitpartner
Nicht nur als Diensthund, auch als Familienhund ist der Deutsche Schäferhund beliebt. Er ist anhänglich und sucht den Anschluss an "seine" Menschen.Wird er entsprechend ausgebildet und erzogen, zeigt der Deutsche Schäferhund ein "gutes und sicheres Sozialverhalten". Fremden gegenüber ist er freundlich, aber zurückhaltend. Mit Kindern, anderen Hunden und auch mit Katzen kann er harmonisch in einem Haushalt zusammenleben.
Ob Joggen, Radfahren, Wanderungen oder lange Spaziergänge – auch als Freizeitpartner ist der Deutsche Schäferhund überall mit Begeisterung dabei. Die meisten Schäferhunde lieben das Wasser und sind gute Schwimmer.
Ebenso vielseitig sind sie, was den Hundesport betrifft: Mit ihrem ausgezeichneten Geruchssinn glänzen sie beim Mantrailing (Personensuche) oder bei der Fährtenarbeit. Mit ihrem Temperament und ihrer Wendigkeit eignen sie sich für Parcoursport wie Agility, durch ihre Lernwilligkeit für Obedience, die "Hohe Schule der Unterordnung" (Wikipedia).
(Bild: © tier-fotografien.de)
Problem "Arbeitslosigkeit"
Ein Schäferhund möchte arbeiten, muss ausgelastet und beschäftigt werden – und das nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Es ist deshalb vor allem die "Arbeitslosigkeit", so schreibt Horst Hegewald-Kawich in "Der Deutsche Schäferhund" (siehe unten), die diese Hunde zu Problemhunden werden lässt und dazu beiträgt, dass das Image der Rasse eben nicht nur positiv ist.
Ein gut ausgebildeter und sozialisierter Deutscher Schäferhund ist ein sicherer und freundlicher Hund. Doch auch und gerade diese Hunderasse braucht bei der Erziehung viel Geduld, Verständnis und Konsequenz. Keine leichte Aufgabe – und leider gelingt sie nicht immer.
Anna Laukner, Autorin des Buches "Deutscher Schäferhund: Auswahl, Haltung, Erziehung, Beschäftigung" (siehe Buchempfehlungen) beschreibt es sehr zutreffend:
"Kein Hund denkt über Gut und Böse nach, er möchte einzig und allein seinem Rudelführer gefallen. In dessen Hand liegt es auch, das Bild des Schäferhundes in der Öffentlichkeit zu gestalten."
Wieviel Wolf steckt im Deutschen Schäferhund?
Dass viele Menschen dem Deutschen Schäferhund mit Unbehagen begegnen, führt Hegewald-Kawich auch auf die Ähnlichkeit des Hundes mit seinem Ur-Ahnen, dem Wolf, zurück.
Wieviel Wolf steckt tatsächlich im Schäferhund? - Zu Beginn der Zucht soll es angeblich immer wieder (sehr vereinzelt) Wolfseinkreuzungen gegeben haben. Es sei jedoch eher unwahrscheinlich, so heißt es, dass durch diese Wolfseinkreuzungen Wesen und Charakter der Hunderasse tatsächlich beeinflusst wurden.
Schäferhunde haben die gleiche genetische Distanz zum Wolf wie die meisten anderen Hunderassen.
In den letzten Jahren hat man immer wieder versucht, neue Hunderassen aus dem Deutschen Schäferhund zu züchten. Dabei sind Wolfseinkreuzungen wieder populär, so zum Beispiel beim niederländischen Saarlooswolfhund oder beim Tschechoslowakischen Wolfhund.
Der Deutsche Schäferhund diente u.a. als Zuchtgrundlage für Hunderassen wie den Kunming Wolfhund, den Timber Wolf-Dog Shepherd, den Shiloh Shepherd, den Lupo Italiano oder den Tamaskan.
Keine der neu enstandenen Rassen ist aber auch nur annähernd so gut als Gebrauchshund geeignet wie der Deutsche Schäferhund selbst.
(Bild: © tier-fotografien.de)
Der Deutsche Schäferhund und seine Rekorde
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Der Deutsche Schäferhund Charly schafft 1984 einen Weitsprung von über 5,3 m
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Der Hochsprung-Rekord über ein Holzhindernis steht bei 3,5 m - bewältigt wird diese Hürde 1989 von einem Deutschen Schäferhund namens Volse
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Auch das lauteste Bellen eines Hundes stammt von einem (weißen) Deutschen Schäferhund: Daz brachte es in London 2009 auf 108 Dezibel
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Bildquelle:
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