Seit die Erfindung des Digitaldrucks das Buch auf Bestellung ermöglicht, spätestens aber seit Reader für E-Books weitere Verbreitung finden, hat der klassische Verlag eine seiner bisherigen Funktionen verloren: Er ist nicht länger das unumgängliche Bindeglied zwischen dem Autoren und seinem Leser. Es gibt seither eine ständig wachsende Anzahl freier Autoren, die sich selbst Indie-Autoren oder Self-Publisher nennen. Am 12. April 2014 haben sich etwa 60 von ihnen in Würzburg getroffen zu ihrem ersten deutschen Kongress.

Self-Publishing-Day 2014

Self-Publishing-Day 2014

Gefordert worden war eine solche Veranstaltung schon länger. Organisiert hat sie nun Andreas Hollender von neuDENKEN, und unterstützt wurde sie von allerlei Dienstleistern, die der Selfpublisher von heute gut gebrauchen kann: Portale, die Neuerscheinungen und Preisaktionen ankündigen und bewerben, Digitaldruckereien samt Auslieferung, Distributoren für E-Books.

Die Vorträge

Der Vormittag war Redebeiträgen gewidmet, moderiert von Andreas Hollender.

Zunächst plauderte die Erfolgsautorin Hanni Münzer aus dem Nähkästchen. Sie täte eigentlich überhaupt nichts fürs Marketing, meinte sie anfangs fast entschuldigend. Im Verlauf ihrer Rede stellte sich dann jedoch heraus, dass sie ihre Leser mit einer ganz außergewöhnlichen Wertschätzung an sich bindet. Sie ist jederzeit bereit, Anregungen aufzugreifen und ihre Bücher zu überarbeiten, sie beantwortet jede einzelne Anfrage, sogar jede Besprechung auf Amazon wird von ihr persönlich kommentiert; und das ganz unabhängig davon, wie positiv oder negativ sie ausfällt.

Johannes zum Winkel, der auf seinem Portal xtme.de Sonderaktionen und empfehlenswerte E-Books vorstellt, erläuterte die Möglichkeiten solcher Aktionen, aber auch die Bedingungen dafür. Vor allem, sagte er, müsse der Leser vom emotionalen Kern eines Buches angesprochen werden. Erst danach seien Gesellschaftsbezug und Erzählweise wichtig. Er ging noch auf verschiedene Zielgruppen und Buchkategorien ein und erklärte, wie ein Autor es schaffen kann, dass sein Buch in den Rankings seiner Kategorie auf einen Platz rutscht, in dem es sichtbar wird.

 

 

Thomas Hoffmann von publi4all und Lutz Kreutzer vermittelten ihre Einsichten in einem munteren Dialog. "Autor und Unternehmer" lautete das Thema ihres Vortrags, und sie gingen hauptsächlich darauf ein, wie ein Autor sich selbst zur Marke machen und seine Leser an sich binden kann. Etwa zwanzig Prozent seiner Zeit solle ein Autor auf das Schreiben seiner Bücher verwenden, den Rest müsse er der Fertigstellung der Texte, der Buchherstellung und dem Marketing widmen.

Zum Schluss des Vormittags stellte Giacomo d'Angelo die italienische Distributorenplattform Narcissus vor, die es bald auch in Deutschland geben soll. Sie wäre dann die erste, die nicht einem etablierten Verlag angegliedert, sondern völlig souverän ist und ihre Tools selbst programmiert; damit wäre sie auf die Bedürfnisse von Selfpublishern zugeschnitten wie keine andere und zudem noch besonders flexibel. In seinem Vortrag begeisterte vor allem die ansteckende Art, mit der er den Selfpublisher zur Zukunft der Literatur erklärte: Die Indie-Szene könne schnell reagieren, hätte keine alten Zöpfe, die abgeschnitten gehörten, sie sei innovativ und bereit, auch einmal Fehler zu machen.

Die Workshops

Am Nachmittag fanden vier Workshops statt, jeweils zwei davon parallel, und die Entscheidung für einen davon mochte einem nicht leicht fallen. Lieber alles erfahren über gute Pressearbeit oder über die Covergestaltung? Eine gute Buchbeschreibung schreiben lernen oder über Online-Rezensionen, Blogs und Social Reading informiert werden? Ich habe mich für Pressearbeit und Online-Rezensionen entschieden und höchst informative, unterhaltsame Stunden verbracht.

 

Der Mann hat Chuzpe. Außerdem hat er Durchhaltevermögen und eine so treuherzig freundliche Art, dass man ihm einfach nichts übel nehmen kann. Daniel Recktenwald ruft einfach an, wo immer es ihm sinnvoll erscheint - warum auch nicht? Natürlich kassiert er dabei auch Absagen, aber alles in allem hat er ganz erstaunliche Erfolge.

Außerdem, meint er, solle man eine gute Story zu erzählen haben; "Ich hab da mal ein Buch geschrieben" sei ein wenig dünn.

Zwischen Sozialen Netzwerken, Literaturblogs und Social-Reading-Plattformen bewegt sich der Autor auf einem Gelände voll von Fallstricken, aber auch von Möglichkeiten. Evi Chantzi und Leonie Langer von epubli lichteten Pfade durch das Dickicht und wiesen den Weg zu einem erfolgreichen Online-Marketing.

Die Sponsoren

Zum Abschluss der Veranstaltung stellten sich noch drei der Sponsoren vor, die diesen hochinformativen Tag erst möglich gemacht haben:

  • bod stellte seine neuen Mini-E-Books vor;
  • ruckzuckbuch plauderte aus der Geschichte
  • und neobooks sprach über die Zusammenarbeit mit Droemer-Knaur.

Alle übrigen Sponsoren finden Sie auf der Site des Self-Publishing-Day 2014.

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