Der Ginkgo stinkt zum Himmel
Allerorten werden die beliebten Alleebäume gefällt. Die Stadtplaner haben vor Jahrzehnten nicht aufgepasstIn England heißt er Maidenhair tree
Stadtökologen haben immer die robuste Natur von Ginkgobäumen geschätzt. Sie vertragen schlechte Böden genauso wie die schlechte Luft einer Großstadt. So sind sie allerorten vor 20 bis 40 Jahren zu begehrten Alleebäumen geworden. Sie sehen ja auch schmuck aus. Und Männchen wie Weibchen gleichen einander über lange Zeit. Im Frühjahr bekommen sie grüne Blätter, die aussehen wie eine Jungmädchenfrisur. Deshalb heißt der Baum in England auch "Maidenhair tree". Im Herbst indessen, wenn die Blätter gelb geworden sind und abfallen, zeigt sich – oft erst nach Jahrzehnten - der stinkende Unterschied.
Und sie sind ziemlich fruchtbar
Von den weiblichen Ginkgobäumen fallen nun massenhaft gelbe Samen, die wie Früchte aussehen, wie langstielige Mirabellen, Sie bilden auf dem Boden nachgerade Teppiche – und wer da rein tritt, erstickt im Gestank. Dazu ein empörter Bonner Bürger vor der Bezirksvertretung: "Jeden Morgen, wenn ich mit dem Fahrrad da durch zur Arbeit fahren muss, atme ich durch den Mund, damit mir nicht übel wird". Und die Bäume sind ziemlich fruchtbar. Ein 150 Jahre alter Ginkgo, der in Potsdam vor sich hin stinkt, produziert locker mehrere 100 Kilogramm "Früchte" im Jahr.
Der Duft ist "nachhaltig"
Und sie sind von außerordentlich "nachhaltigem" Duft. Nimmt man eine dieser "Früchte" in die Hand oder tritt man darauf, dann darf man sicher sein, dass der Gestank mitzieht. Experten sagen, dagegen hülfe nur kräftiges Waschen mit deutlich alkalischen Seifen, also Kern- oder Schmierseife; oder besser noch alkoholische Laugen.
Den Baum gibt es seit Millionen Jahren
Eigentlich sollte die Menschheit den Ginkgobaum besser kennen. Schließlich wusste schon Goethe von dessen Zweigeschlechtlichkeit und hat dieser Tatsache auch ein Gedicht gewidmet. Und der Biologe Professor Blume verweist mit Nachdruck darauf, dass er, eigentlich mit den Nadelbäumen verwandt, schon seit der Permzeit, also seit etwa 250 Millionen Jahren, existiert. Man geht davon aus, dass Aasfresser den Verwesungsgeruch, also die Buttersäure, attraktiv finden und die Samen so über die Verdauung aus- und verbreiten. So gibt es Fotos von Kojoten, die Ginkgosamen verspeisen.
Heutzutage können die Experten männliche und weibliche Ginkgos so rechtzeitig voneinander unterscheiden, dass Alleen gepflanzt werden können, in denen nicht stinkende Ginkgomännchen unter sich sind.
Und wer den Gestank daheim mal ausprobieren will, kann das leicht am Herd tun: Wenn man zur Zubereitung eines Käsefondues Emmenthaler Käse statt Gruyère- Käse erhitzt.
Bildquelle:
a.sansone
(Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)
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(Rosen und die Frage: Dorn oder Stachel?)