Der Großvenediger von der Ostseite (Bild: selbst gemacht)

Die Vorbereitung:

Der Normalweg von Süden, über das Defregger Haus, gilt als stark frequentiert. Darum entscheiden wir uns für den Anstieg von Osten, über die Neue Prager Hütte. Auf der Internetseite des Deutschen Alpenverein (DAV) erfahren wir die Telefonnummer des Hüttenwirtes. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass eine Reservierung empfehlenswert ist, möchte man nicht mit vielen anderen Bergsteigern und deren Socken den Dachboden teilen. Ich empfehle auch für alle Hochtouren Einsteiger bei dem Hüttenwirt eine geführte Tour zum Gipfel zu buchen.

 

Wichtig ist eine ordentliche Ausrüstung. An Bergschuhen, Kleidung und Rucksäcken sollte nicht gespart werden. Die komplette Gletscherausrüstung, bestehend aus Helm, Steigeisen, Eispickel, Seil, Klettergurt und HMS-Karabiner, kann in einer nahegelegenen Sektion des DAV geliehen werden, ebenso das Kartenmaterial.

 

Der erste Anstieg:

 

Wir starten am Parkplatz des Matreier Tauernhauses. Von dort fährt jede halbe Stunde ein Taxi zum Venedigerhaus (1.691m ). So sparen wir uns 1,5 Stunden Fußmarsch auf einer Schotterstraße.

Am Venedigerhaus folgen wir nun der Beschilderung über den "Gletscherweg Innergschlöß" zur neuen Prager Hütte. Der Gletscherweg ist landschaftlich einfach atemberaubend. Wasserfälle rauschen direkt neben dem Wandersteig vorbei und ein türkisblauer Salzbodensee erwartet uns auf 2.137 m Höhe. Von hier aus haben wir eine wunderschöne Aussicht auf das Schlatenkees. Perfekt für die erste Brotzeit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vom See geht es über die Seitenmoräne des Schlatenkees hinab in den Vorbereich des Gletschers. Von dort können wir das gewaltige Gletschertor betrachten. Über Felsen, die durch

verschiedene Gesteinsarten wie bemalt aussehen, steigen wir zur Alten Prager Hütte (2.489 m) hinauf.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese lädt zu einer letzten Rast ein, bevor wir dann, teils über Blockgestein, die letzten 300 Höhenmeter zur Neuen Prager Hütte(2.796m) überwinden. Mit zwei Pausen haben wir insgesamt 6 Stunden für diese Etappe benötigt.

 

Auf der Neuen Prager Hütte beziehen wir zuerst unser gemütliches Zimmerlager bevor wir auf der Sonnenterrasse die Aussicht genießen.

Die Hütte hat keine Materialseilbahn. Alles was für den Betrieb benötigt wird, muss mit dem Hubschrauber herangeschafft werden. Trotzdem fehlt es uns hier oben an nichts. Das Essen ist köstlich und die Getränke sind erfrischend.

 

Noch einmal überprüfen wir unsere Ausrüstung und gehen danach früh schlafen.

 

 

Der Gipfel:

Um 5 Uhr morgens klingelt auch schon der Wecker. Nach dem Frühstück brechen wir in der grauen Morgendämmerung auf. Die Markierungen führen uns über Schneefelder und Blockgestein bis an den Rand des Schlatenkees. Hier legen wir unsere Gletscherausrüstung an und erstaunen als die aufgehende Sonne alles in goldenes Licht hüllt.

 

Aneinander angeseilt geht es nun mäßig steil auf dem Gletscher in westlicher Richtung weiter. Der ausgetretene Weg ist sehr gut sichtbar, da es schon lange keinen Neuschnee mehr gab. Viele Spalten werden von uns umgangen oder übersprungen. Das blau in ihren Tiefen ist unbeschreiblich schön.

 

 

Der schneebedeckte "Hügel", den wir schon von der Neuen Prager Hütte aus stets im Visier haben, ist nicht der Groß-, sondern der Kleinvenediger. An ihm steigen wir südlich vorbei. Anschließend passieren wir einen flacheren Abschnitt der Venedigerscharte. Hier pausieren wir kurz, um Energie für den nun steileren letzten Anstieg hinauf zum Gipfelgrat zu sammeln. Die Luft hier oben ist spürbar dünner und jeder Schritt ist sehr langsam und anstrengend. Als wir uns durch den hohen Schnee kämpfen und dachten niemals am Gipfelkreuz anzukommen, stand es plötzlich da. Nur noch der immer schmaler werdende Grat trennte uns.

Da das Gipfelkreuz nicht höher liegt als der Grad, ist es jedem selbst überlassen diesen zu überqueren. Wir wagen uns über diese letzte Schwierigkeit. Das Gefühl nach fünfstündigen Strapazen endlich am Ziel zu sein ist überwältigend. Die Aussicht über die Alpen hinweg ist unbeschreiblich, der dunkelblaue Himmel dort oben ist atemberaubend.

 

 

Der Abstieg:

Nach einer wohlverdienten Pause geht es auf dem gleichen Weg wieder nach unten. Bis zur Neuen Prager Hütte benötigen wir über den Gletscher 3 Stunden. Von dort, nach einem Mittagessen, noch einmal 3,5 Stunden zum Venedigerhaus. Dort angekommen sind wir uns einig: einen schöneren Einstieg in die Welt der Hochtouren können wir uns nicht vorstellen. Bei einem letzten Getränk bewundern wir noch einmal das Schlatenkees und verabschieden uns still von ihm, als das Taxi vorfährt.

Fakten:

Laut unserer GPS Uhr sind es ca 2.200 Höhenmeter einfach, die in 2 Tagen bewältigt werden können.

Die Schwierigkeit des Großvenedigers wird als leicht eingestuft. Er ist technisch anspruchslos. Etwas Kondition sollte aber vorhanden sein. Das begehen des Gletschers und die Spaltenbergung können direkt vor Ort geübt werden.

Die Übernachtung in der Neuen Prager Hütte kostete diese Saison pro Person:

Zimmerlager:   DAV Mitglied 13,- €             Nichtmitglied 26,- €

Lager:              DAV Mitglied 10,- €             Nichtmitglied 20,- €

Sonstige Kosten:

evtl. Mautgebühren für die Inntalautobahn (Österreich)

Maut für den Felbertauerntunnel bei An- und Abreise

Parkgebühr für den Parkplatz am Matreier Tauernhaus (Tipp: viel Kleingeld mitführen, der Parkplatz kostet für 2 Tage 10,- €, doch der Automat nimmt nur Münzen)

Taxi (aktuell 4,50 € pro Person)

Essen und Getränke (pro Person ca. 50,- €)

Autor seit 11 Jahren
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