Nyami Nyami Statue im Karibasee

(Bild: Barbara Lechner-Chileshe)

Der Wassergott vor dem Bau der Staudämme in Sambia

Menschen sind abhängig von Nyami Nyami, dem Wassergott mit Schlangenkörper und Fischkopf, auch drachenähnlich beschrieben, der sich vor allem im Sambesifluss herumtreibt. Er bestimmt das Flussleben und beeinflusst damit auch das Leben der Menschen enorm. Nyami Nyami und auch seine Frau im Fluss waren eigentlich gute Götter, die immer dafür gesorgt haben, dass genug Wasser vorhanden war, um die Felder zu bewässern und, dass genügend Fisch als eines der Grundnahrungsmittel der Sambier zur Verfügung stand. Selbst, wenn in der Trockenzeit Nahrung knapp war, fanden Menschen immer noch Essen im und am Fluss, denn der Nyami Nyami opferte sich selbst regelmäßig und erlaubte den ihm ebenfalls opfernden Leuten, Fleisch von seinem Körper zu essen. Doch Nyami Nyamis Wohlwollen verschwand, als der Karibastaudamm gebaut wurde.... Er und seine Frau wurden böse und zu Göttern der Unterwelt. Warum? - Lesen Sie weiter... 

Der Bau des Karibadamms

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Der Kariba-Damm mit einer Staumauer von 128 Metern Höhe, 617 Metern Länge und einer Dicke von 24 Metern, wurde zwischen 1956 und 1960 gebaut. Das ganze Gebäude wurde aber wegen Finanzierungsproblemen erst 1970 komplett fertiggestellt. Die gesamten Baukosten betrugen etwa 480 Millionen US Dollar. Finanziert wurde der Bau unter anderem durch einen Kredit von der World Bank 1956, den damals größten Kredit in der Geschichte der World Bank mit über 28,6 Millionen Pfund.

Durch den Damm entstand der Kariba-See, der inhaltsmäßig zweit- und flächenmäßig fünftgrößte Stausee der Erde. Er ist 280 Kilometer lang, 18 Kilometer breit und 32 Meter tief. Am Stausee befinden sich zwei Kraftwerke, eines auf der sambischen Seite und eines auf der simbabwischen Seite, die die wichtigsten Stromlieferanten für das südliche Afrika darstellen. Zweifelsfrei war der Bau des Kariba-Damms extrem wichtig für die Wirtschaft und Industrie in Sambia und Simbabwe. Auch wurde der See, der zunächst Elizabeth II-See genannt wurde, die den Stausee auch feierlich eröffnet hatte, zu einer touristischen Attraktion. Nicht nur wegen seiner Größe, sondern auch wegen seiner einzigartigen Tier- und Pflanzenvielfalt, den Wassersportangeboten, den Safariangeboten, dem Angelparadies, den organisierten Ausflügen zu den Victoriafällen und den Hausbootferienangeboten lockt der See jedes Jahr viele Touristen an. 

Und warum ist Nyami Nyami böse?

Eine Tonga Legende besagt, dass beim Bau des Staudammes Nyami Nyami von seiner Frau getrennt wurde. Er lebt nun unterhalb der Sperre, während seine Frau im Stausee gefangen ist. Doch dies ist nicht der einzige Grund für seinen Unmut. Ein riesiges Bauprojekt wie der Karibadamm bedeutet natürlich auch eine große Veränderung für die Natur. Beim Bau des Damms starben nicht nur über 100 Arbeiter, sondern es wurden über 57 000 Menschen und 6.000 Wildtiere übersiedelt, bevor der See befüllt werden konnte, was natürlich zum Unmut in der Bevölkerung führte. Schon damals, 1959, als der Karibadamm fertiggestellt wurde, waren viele Einwohner der Meinung, dass sich der Wassergott Nyami Nyami eines Tages für den massiven Eingriff in die Natur rächen wird. Sie machten auch ihn verantwortlich für den Tod der über 100 Arbeiter. Seit der Füllung hat der Karibastausee mehrere Erdbeben hervorgerufen, 20 davon waren stärker als Magnitude 5 auf der Richter-Skala. Wissenschaftler konnten die Erdbeben bis jetzt nicht so genau erklären, doch sind Erdbeben nach einem Stauseeprojekt normal und legen sich nach einer Zeit in der Regel wieder. Das letzte größere Erdbeben war 2011. Für die Tonga ist die Sache klar: So sehen sie die Erdbeben als eine Rache des Wassergotts an und seine Racheakte werden nicht enden, bevor die Flüsse nicht wieder ihre gewöhnten, natürlichen Wege verlaufen dürfen. Die Kariba-Talsperre verursacht nach wie vor viele Probleme in der Bevölkerung. So bauen die Menschen am Sambesifluss, vor allem in der Gegend rund um den Lower Zambezi National Park, bevorzugt ihren Mais, den sie für das Grundnahrungsmittel Nshima benötigen, am fruchtbaren Flussufer an, denn dann brauchen sie keine teuren Düngemittel. Doch jedes Jahr werden die Schleusen des Damms mehrmals geöffnet und durch die Überflutungen der Flussufer die Maisfelder zerstört. Auch für die Lodges und Campingplätze entlang des Sambesis entstehen jedes Jahr viele Kosten durch die Überschwemmungen.

Zahlreiche Geschichten kursieren über Nyami Nyami

Bevor die Mauer gebaut wurde, stand genau an dieser Stelle ein großer Felsen. Er war das Zuhause von Nyami Nyami. Man sagte, dass man sich den Felsen nicht nähern durfte, denn der Wassergott wollte keinen Besuch. Wer dem Felsen dennoch zu nahe kam, verschwand in den Tiefen des Sambesis und war nicht mehr gesehen. Daher stammt auch der Name Kariba, denn Kariva oder Karinga bedeutet "Falle" und so wurde der Felsen genannt.

Man sagt, dass Nyami Nyamis größte Protestaktion direkt nach der Befüllung des Karibasees statt fand. Der ganze See war bedeckt mit Algen, allerdings mit Algen, die in Afrika gar nicht beheimatet sind, sondern eigentlich nur in Südamerika vorkommen. Wissenschaftler konnten sich dieses Phänomen überhaupt nicht erklären, aber für die Tonga Leute war klar, dass dies nur ein Racheakt des Wassergottes gewesen sein konnte. Sie opferten ihm mehrere Kühe und genau so schnell, wie die Algen auftauchten, verschwanden sie auch wieder.

Auch, wenn der Nyami Nyami sich nur mehr durch Racheakte zeigt und sich ansonsten aus der menschlichen Welt zurückgezogen hat, hoffen die Menschen immer noch, dass er eines Tages zurück kommt und dafür sorgen wird, das die Tonga ihr gestohlenes Land am Sambesi zurück bekommen.

Autor seit 11 Jahren
405 Seiten
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