Virginia - Heimat der Kiskiack-Indianer (Bild: tpsdave / Pixabay)

Luis versprach den Mönchen, ihnen bei der Missionierung der Kiskiack zu helfen

Im Jahr 1561 drang ein spanisches Schiff in die Chesapeake Bay ein. Die Mannschaft nahm einen jungen Kiskiack gefangen und entführte ihn nach Spanien. Von dort wurde er nach Mexiko gebracht und den Dominikanern übergeben. Die Mönche tauften ihn auf den Namen Luis (nach dem amtierenden Vize-König Luis de Velasco) und sorgten dafür, dass er christlich erzogen wurde. In den folgenden Jahren erwarb sich der Junge das Vertrauen der Mönche, doch insgeheim plante er, zu seinem Volk zurückzukehren. Im Jahr 1566 ergab sich eine günstige Gelegenheit. Luis erfuhr, dass die Spanier eine neue Expedition in sein Land vorbereiteten.

Deshalb schlug er den Dominikanern vor, sie sollten eine Mission für die Kiskiack bauen. Gleichzeitig sicherte er ihnen zu, bei der Bekehrung der Indianer zu helfen. Der Plan schien erfolgversprechend. Doch dann kam das Schiff mit der Expedition in ein Unwetter und kehrte nach Spanien zurück. Zwei Jahre später wurde Luis nach Havanna gebracht. Im Jahr 1570 überredete er die Spanier erneut, die Kiskiack zu missionieren. Diesmal gewann er die Jesuiten für seinen Plan. Die Mönche waren einverstanden und nahmen ihn als Dolmetscher mit.

Im September landete die Gruppe aus acht Missionaren unter der Leitung von Pater Juan Baptista de Segura, dem Kiskiack Luis und einem spanischen Jungen am James River in der Nähe der heutigen Jamestown Island. Auf dem Landweg gingen sie weiter bis zum York River. Im Land der Kiskiack errichteten sie ein provisorisches Lager. Luis blieb zwei Nächte bei den Priestern. Dann verließ er sie mit der Begründung, er wolle seine Stammesmitglieder auf ihre Ankunft vorbereiten und sei in spätestens acht Tagen wieder zurück.

Als er nach der vereinbarten Zeit nicht wiederkam, machten sich die Priester auf die Suche. Schließlich fanden sie Luis bei seinem Volk. Während der nächsten Monate, in denen die Priester ihre Mission aufbauten, verlangten sie von dem jungen Mann, er solle zu ihnen zurückkehren. Außerdem forderten sie von den Kiskiack, sie sollten den Glauben und die Lebensweise der Weißen annehmen. Luis war darüber so verärgert, dass er seinen Bruder und eine kleine Gruppe zur Mission führte und alle Spanier umbrachte. Nur der Junge wurde von den Indianern verschont und von Luis' Bruder adoptiert.

Die Spanier wollten sich für die Ermordung der Priester rächen

Im Frühling kam ein spanisches Versorgungsschiff aus Havanna. Luis zog einigen Kiskiack die Habite der Mönche über und ließ sie am Strand hin- und herlaufen. Doch die Spanier fielen nicht auf den Trick herein. Mit ihren Schiffskanonen trieben sie die Indianer auseinander und wehrten gleichzeitig jene Krieger ab, die mithilfe ihrer Kanus das Schiff entern wollten. Mit zwei Kiskiack-Indianern, die sie während des Kampfes gefangen genommen hatten, segelten die Spanier zurück. Sie wussten, dass die Priester tot waren und der Junge festgehalten wurde.

Im Frühjahr 1572 segelte Pedro Menéndez de Aviléz mit einer Kompanie Soldaten von Havanna nach Spanien. Unterwegs legten sie einen Stopp beim Kiskiack-Land ein, um sich für die Ermordung der Priester zu rächen. Sie töteten einen Großteil der Indianer, nahmen den Häuptling, fünf Anführer und acht weitere Krieger gefangen. Im Gegenzug für ihre Freilassung forderten sie die Auslieferung des spanischen Jungen. Doch Menéndez hielt sein Wort nicht. Als der Junge an Bord des Schiffes war, eröffneten die Spanier das Feuer auf eine große Gruppe Indianer, die an der Küste standen, töteten einige von ihnen und trieben den Rest auseinander. Dann hängten sie den Häuptling und die anderen Gefangenen am Mast auf. Das Schiff segelte davon. Die Spanier kehrten nie wieder in die Chesapeake Bay zurück.

Das weitere Schicksal von Luis ist nicht eindeutig geklärt. Einigen Quellen zufolge wurde er der Herrscher einer Konföderation, die alle Stämme in diesem Teil Virginias vereinte und sie bei ihren Verhandlungen mit John Smith und den Siedlern in Jamestown repräsentierte. Anderen Quellen zufolge blieb Luis bei seinem Volk und nahm den Namen Opechancanough ("der, dessen Seele weiß ist") an. Im Jahr 1649 wiesen die Engländer den Kiskiack ein 20 Quadratkilometer großes Reservat am Plunkatank Fluss zu. 1651 tauschten es die Indianer gegen ein Stück Land, das weiter flussabwärts lag. Doch bald wurden sie von den Engländern vertrieben. 1665 gab es noch etwa fünfzehn Kiskiack. Historischen Aufzeichnungen zufolge nahmen sie an dem Indianer-Aufstand im Jahr 1676 teil, danach verliert sich ihre Spur. Vermutlich schlossen sich die letzten Überlebenden anderen Stämmen an.

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368 Seiten
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