Deutsche in Stalins Famile - ein interessanter Blick zurück
Eine bisher wenig bekannte Linie führt aus Stalins Familie nach Süddeutschland ... eine Spurensuche zu viel Aufbruchstimmung und Tragik....Auswanderer aus Württemberg spielten eine Rolle in Stalins Leben....
1817 wanderten Schwaben in den Kaukasus aus, unter ihnen war die junge Maria Margaretha Aichholz (1784 - 1845) mit ihren Kindern Katarina und Jakob. Gründe für die Auswanderung waren die bittere Armut in der Gegend (nach den Napoleonischen Kriegen) und Probleme mit der Religion. Maria stammte aus dem Dorf Wolfsölten in der Nähe der Stadt Affalterbach.
Jakob Aichholz (1811-1869) hatte zwei Kinder, darunter Magdalena (1854 - 1912). Diese heiratete mit 20 Jahren einen Russen, Jewgeni Federenko. Diese hatten neun Kinder, die älteste, Olga 1875 geboren, sollte als Schwiegermutter Stalins in die Geschichte eingehen.
Olga heiratete 1893 Sergej Alliluew, einen Russen, der 1866 im Gebiet Woronesh geboren wurde. Als die Familie 1901 in Baku weilte, wurde dort ihre Tochter Nadeshda geboren.
Im Januar 1904 begegneten sich Sergej Alliluew und Josef Dshugaschwili (Stalin) zum ersten Mal, zu diesem Zeitpunkt war Alliluew bereits in der revolutionären Bewegung Rußlands tätig. Die Familie zieht später nach Petersburg. Als Stalin 1917 aus der Verbannung zurückkehrt, wird er zunächst bei den Alliluews wohnen. Nadeshda und Stalin finden zueinander... und heiraten am 24.3.1919, da war sie 18 und er 40! Ihre erste Haushälterin, Karoline Wasiliewa Till, war auch eine Deutsche aus Riga.
Die attraktive und intelligente Nadeshda arbeitete jahrelang im Sekretariat Lenins im Kreml und wurde hier - gegen ihren Willen - zum Horchposten für Stalin mißbraucht. Ihre Kenntnisse der deutschen Sprache sind sehr wichtig für Lenin, der vielfältige Kontakte nach Deutschland pflegt. Nadeshda führt ein Privatleben, das so weit von der Politik entfernt ist, dass man sie 1921 sogar aus der Partei ausschließen will. Ihr Fleiß, ihre Zuverlässigkeit bewahren sie davor, sogar Lenin bezeichnet diese Eigenschaften als "typisch schwäbisch".
Mit der fortschreitenden Karriere Stalins und seiner Politik nahmen dann die Konflikte in der Ehe zu. Nadeshda war über die Lage im Lande informiert und über viele Dinge entsetzt. Am 9. November 1932 beging sie Selbstmord, nachdem sie auf einem Bankett öffentlich von Stalin gedemütigt wurde. Der Diktatur zog sich immer mehr zurück, mied Kontakte zu anderen Menschen und wurde auch in engstem Kreise immer unberechenbarer.
Seine ersten antideutschen Dekrete im Lande erfolgten 1937 - da mußte schon jeder Deutsche in Rußland damit rechnen, als Spion oder Volksfeind verfolgt zu werden. Der schwerste Schlag erfolgte aber dann mit den Deportationen ab 1941.
Mehrere Mitglieder der Familie Alliluew gerieten übrigens in die Stalinschen Verfolgungen oder wurden ermordet. So starb Nadeshdas Bruder Pawel im Ausland unter ungeklärten Umständen, nachdem er einem russischen Geheimdienstoffizier Interna über das Leben im Kreml verraten hatte. Nadeshdas Eltern konnten das Schicksal der Tochter nicht vergessen : der Vater starb 1945 als einsamer Mensch, die Mutter 1951. Die Familie ist auf dem berühmten Moskauer Nowodjewitschi (Jungfrauen-) Friedhof begraben, wo heute immer noch Blumen am Grab von Nadeshda liegen...
Der Moskauer Nowodjewitschi-Friedhof
Grab von Nadeshda Alliluewa
Über die deutsche Siedlung im Kaukasus
Bildquelle:
Barbara Lechner-Chileshe
(Warum gibt es unterschiedliche Haut- und Augenfarben?)