Zwei Menschen - zwei Geschichten - Erschienen 2009 im Random House Trade Paperbacks New York

Ann Eliza Young wurde 1844 in die Sekte der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" hineingeboren. Ihre Mutter - Eliza Webb - war eine höchstgläubige Frau, welche die Vielehe durch ihren Propheten trotz Zweifel und Eifersucht akzeptierte. Ann Eliza hingegen konnte irgendwann nicht mehr wegsehen, durch unglückliche Umstände in die Ehe mit dem Propheten Brigham Young gedrängt, gelang es ihr zu fliehen und die Scheidung zu erreichen. Ihre Mission: Ihre Geschichte zu erzählen und die Vielehe zu stoppen.

Jordan Scott kennt sich aus mit der Vielehe. Er selbst war nicht verheiratet, doch wuchs er - trotz der modernen Zeit - im 21. Jahrhundert in so einem Arrangement auf. Verstoßen von seiner Glaubensgemeinschaft aus scheinheiligen Gründen, erreicht ihn durch die Medien die Nachricht über die Verhaftung seiner Mutter. Sie - die 19. Ehefrau - die immer so gläubig schien, soll ihren Mann erschossen haben.

Jordan, der in seinem jungen Leben schon viel durch gemacht hat, versucht sich weitestgehend alleine durch zu schlagen und niemanden an sich heranzulassen. Sarkasmus und Humor helfen ihm dabei, doch lernt der Leser auch seine verletzliche Seite kennen.

Fiktion und Wahrheit wunderbar miteinander verknüpft

David Ebershoff erzählt auf spannende Weise zwei verschiedene Geschichten, die bis auf die Tatsache, dass es sich jeweils um die 19. Ehefrau handelt, nichts gemein zu haben scheinen. Während die Geschichte um Jordan Scott und seinem Dorf Mesadale rein fiktiv ist, sind die groben Fakten der Geschichte Ann Eliza's wahre Begebenheiten. Der Autor versteht es, sich gewählt und der Zeit entsprechend auszudrücken. Hier wurde er hin und wieder dazu verleitet, langatmige Kapitel mit nicht zwingend wichtigen Informationen zu kreieren.

Der Roman fesselt durch seine interessanten Hauptcharaktere, die den Leser an Gefühlen und Gedanken teilhaben lassen und den vermeintlichen Kluften, die zwischen diesen Jahrhunderten liegen, und doch noch so viel gemeinsam haben. So unterscheidet sich wenig in den Leben und Gebräuchen der Gläubigen. So manche Methode oder Handlung bringt den Leser in eine Welt des Unvorstellbaren.

Ebershoff bedient sich neben dem klassischen Erzählen verschiedenster Mittel, die Geschichte in Szene zu setzen. Dominieren im 18. Jahrhundert Briefe und Dialoge, so bindet er im 21. Jahrhundert Wikipedia-Artikel, Online-Chats und Internetauftritte mit ein. Im Verlauf wechselt er zwischen den Handlungsebenen und erzeugt dadurch zusätzlich Spannung. Aufschlussreich ist ebenfalls die zu Beginn geschilderte Entstehung dieser Kirche, vollbracht durch Joseph Smith Junior, der als Verfasser des Buchs Mormon gilt.

Vor allem der historische Hintergrund macht dieses Buch faszinierend, der Autor hat einen wunderbaren Erzählstil und lieferte damit ein ungewöhnliches und lesenswertes Buch ab.

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