Die Bahn - Verspätung mit Timing
Die Bahn ist unpünktlich, doch ihr Timing ist trotzdem perfekt abgestimmt. Sicherlich werden sich einige in dieser kleinen Erfahrung wieder finden.Das Timing mit dem Anschlusszug
Die Bahn nach Buxtehude hat voraussichtlich 5 Minuten Verspätung. Natürlich hat sie die, denn heute kam man ja gut los und war pünktlich, also 5 Minuten zu früh, am Gleis. Außerdem ist das Wetter hervorragend geeignet, um ein wenig zu warten. Wir haben 3 Grad, böigen Wind und Regen, der einem von der Seite ins Gesicht weht. Es hätte einem beim Verlassen des Hauses schon klar sein müssen, dass die Bahn Verspätung hat.
Ist Ihnen eigentlich einmal aufgefallen, dass Bahnhöfe so konstruiert sind, dass es auf dem Gleis nirgends einen windgeschützten Ort gibt? Selbst in den Wartehäuschen wird man noch vom seitlichen Regen erwischt. Das Wartehäuschen und auch sämtliche Laternenmasten und Werbetafeln, die Hoffnung auf Schutz geben, sind eh von anderen Fahrgästen besetzt. Kurz schießt einem der Gedanke durch den Kopf, dass es sich vielleicht nur um Statisten handelt, die von der Bahn bezahlt werden, damit alle Fahrgäste den gleichen Wartekomfort haben.
Mit 5 Minuten Verspätung kommt die Bahn, man steigt ein und schaut auf die Uhr. Die Verspätung betrug wirklich nur 5 Minuten. Am Hauptbahnhof kommt der Anschlusszug 7 Minuten später an und fährt auf demselben Bahnsteig gegenüber ein. Es ist also nicht so schlimm, man ist noch im Plan und kommt pünktlich zur Arbeit.
Die Bahn fährt ein, gegenüber wartet natürlich schon der Anschlusszug mit einladend geöffneten Türen. Man sagt sich selbst, dass wenn man jetzt schnell ist, dass machbar ist und es keine Probleme gibt. Der eigene Zug wird langsamer und kommt in quälend langen Sekunden zum Stillstand. Gegenüber sieht man das rote Warnlicht der Türen die sich langsam schließen. Der eigene Taster wird grün, der Herr an der Tür drückt reaktionsschnell und die Türen beginnen sich zu öffnen, während gegenüber die Türen zufallen. Die Ersten stürmen aus dem Zug, laufen im Slalom über den Bahnsteig, es sind noch zwei Meter man streckt die Hand aus, um den rettenden Türknopf zu drücken, der genau im Moment wo man ihn berührt, deaktiviert wird.
An mehreren Türen wird wieder und wieder gedrückt, die Berufspendler haben sich bereits abgewandt, sie wissen es ist nichts mehr zu machen. Die Gelegenheitsfahrer drücken noch ein wenig und sehen in Richtung Lok, in der Hoffnung, dass der Zugführer die Türen nochmal freigibt. Aber es passiert nichts dergleichen. Man steht noch ca. 5 Sekunden vor den geschlossenen Türen und träumt davon auf der anderen Seite der Scheibe zu sein, dann setzt sich der Anschlusszug quälend langsam in Bewegung und fährt hinaus.
Man schaut den Rücklichtern des Zugs hinterher und weiß schon jetzt mit Gewissheit, dass der nächste Zug natürlich wieder Verspätung hat.