Die Berliner Mauer - Geisterbahnhöfe

Berlin im Sommer 1981: " Kochstraße Letzter Bahnhof in Berlin-West", ertönte eine Ansage, als die U-Bahn, in der ich saß,in den Bahnhof einfuhr. Es waren Sommerferien und ich war auf den Weg mit meiner Mutter und Freunden aus Kiel, nach Tegel, wo wir eine Dampferfahrt machen wollten. Der Zug fuhr weiter. Nach kurzer Zeit erreichte er den Bahnhof Stadtmitte. Doch diesmal hielt er nicht. Langsam schlich er durch den Bahnhof, der kaum erleuchtet war. Ein Wachmann stand einsam auf den Bahnsteig. Mir tat er sehr leid, so alleine im Untergrund! Warum hielt der Zug nicht? Der Bahnhof war ein Geisterbahnhof. Stillgelegt wegen der Mauer. Stillgelegt wegen der Teilung unserer Stadt.

Berlin im Sommer 2011: Heute ist der Bahnhof Stadtmitte hell erleuchtet. Viele Menschen tummeln sich herum. Eine Italienerin fragt auf Englisch nach dem Weg zum Bebelplatz. Endlich fährt eine U-Bahn ein. Die Leute strömen aus und in den Zug. Nichts erinnert mehr an den ehemaligen Geisterbahnhof. Es ist, als hätte es ihn nie gegeben.

Geisterbahnhof ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für einen Bahnhof, der nicht mehr in Betrieb, aber baulich in betriebsbereitem Zustand ist. Dazu gehören vor allem unterirdische Bahnhöfe, die besonders unheimlich wirken, wenn sie...

Die Berliner Mauer - das Brandenburger Tor

Berlin im Sommer 1981: Meine Freunde und ich standen auf einer Aussichtsplattform am Platz des 18. März in der Nähe des Brandenburger Tores und blickten Richtung Osten. Wir winkten den Menschen auf der anderen Seite zu, sie winkten zurück. Ich war damals noch ein Kind und kann mich nur noch schwach erinnern. Damals verstand ich nicht, warum die Menschen auf der anderen Seite dieselbe Sprache sprachen wie ich. Mir wurde erklärt, die DDR ist ein anderes Land und in anderen Ländern spricht man doch andere Sprachen!

Berlin im Sommer 2011: Heute stehe ich nicht mehr auf der Aussichtsplattform am Brandenburger Tor. Ich  schlendere vom Platz des 18. März  durch Berlins berühmtestes Wahrzeichen zum Pariser Platz. Hier steppt jetzt der Bär, wie wir Berliner so schön sagen. Menschen aus aller Welt, von allen Kontinenten, aus allen Ländern fotografieren  das Brandenburger Tor, das einst im Niemandsland stand. Die einzige Spur der Mauer ist  eine Reihe von Pflastersteinen in der Straße und die Informationstafeln am Platz des 18. März.

Nicht weit davon, an einer Ecke wo der Tiergarten anfängt, erinnern weiße Kreuze an die Menschen, die ihr Leben gelassen haben - beim Versuch in die Freiheit zu fliehen.

Ein Gedenkkreuz für einen Mauertoten (Bild: Rebecca Haertel)

Gedenkstätte Berliner Mauer- Mauerabschnitt (Bild: Rebecca Haertel)

Warum wurde überhaupt eine Mauer gebaut ?

13. August 1961: Am frühen Morgen beginnt etwas Entsetzliches in Ost-Berlin. Soldaten und Grenzpolizisten riegeln die Sektorengrenze nach West-Berlin ab. Sie reißen Straßenpflaster auf, um Barrikaden zu bauen und legen Stacheldraht aus. Außerdem errichten sie Panzersperren und sperren die U-Bahntunnel.

 An diesen Tag hatte der Bau der Mauer begonnen. Sie sollte Berlin für 28 Jahre in zwei Hälften teilen und Familien und Freunde trennen.

 

Aber wieso konnte so etwas geschehen?  Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden 1949  zwei Staaten gegründet – die Bundesrepublik Deutschland  am 24.5.1949 und die Deutsche Demokratische Republik am 7.10.1949. Während es der BRD wirtschaftlich sehr gut ging - sie war als das Wirtschaftswunder bekannt - sah es in der DDR gar nicht gut aus. Die Produktion wurde zentral geplant und gesteuert. Die Politik wurde von einer einzigen Partei, der SED, bestimmt. Viele Bürger der DDR flohen in den Westen. Am 17. Juni 1953 kam es zu einem Aufstand, der blutig zerschlagen wurde. Danach stieg die Zahl der Flüchtlinge drastisch an. Besonders junge und arbeitsfähige Menschen verließen das Land. Die DDR schien auszubluten. Schon seit 1952 wurden erste Grenzsicherungsanlagen gebaut, die die Flucht in den Westen erschwerten. Im Frühjahr 1961 erreichte die Flüchtlingswelle einen neuen Höhepunkt. Über zwei Millionen Menschen verließen zwischen 1949 und August 1961 die DDR.

1989 wurde der Wunsch nach Reformen immer größer. Viele kommunistische Länder hatten sie schon geschafft, nur die DDR noch nicht. Der Druck auf die Regierung wurde immer größer, am Abend des 9. Novembers verkündete ein Mitglied des Politbüros, Günter Schabowski, dass die Grenzen zu West- Berlin geöffnet würden. Die Menschen strömten von Ost- nach West-Berlin. In den folgenden Monaten wurde die Mauer abgetragen. Am 3.Oktober 1990 wurde Deutschland wiedervereinigt.

Die Mauer steht nicht mehr, doch die vielen Jahre der Teilung sind (manchmal) immer noch spürbar!

 

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