Max Frisch: Geburt und Kindheit

Der Schweizer Autor Max Frisch wird am 15. Mai 1911 als Sohn des kleinbürgerlichen Architekten Franz Bruno Frisch (1871 bis 1932) und seiner Frau Karolina Bettina (geb. Wildermuth, 1875 bis 1966) in Zürich geboren. Das Verhältnis zum konservativen Vater ist eher kühl und von Respekt geprägt, eine gewisse väterliche Ersatzrolle nimmt sein acht Jahre älterer Bruder Franz Bruno ein. Zur Mutter besitzt Max Frisch zeitlebens eine sehr innige Bindung. Abgesehen von den ständigen Geldsorgen der Familie verläuft die Kindheit des fußballbegeisterten Jungen ruhig. 1924 erfolgt der Übertritt aufs Realgymnasium Zürichberg, wo der junge Frisch sein ausgeprägtes Interesse für Literatur entwickelt .

Erste Schreibversuche und die Freundschaft zu Werner Coninx

Ein Theaterbesuch von Schillers "Die Räuber" begeistert ihn derart, dass er selbst zu schreiben beginnt – zunächst ohne Erfolg. Fortan begleitet ihn jedoch der Wunsch, Dichter zu werden. In der Schule lernt er den aus vermögender Familie stammenden Werner Coninx kennen. Dieser verschafft ihm nicht nur Einblick in die Welt des Großbürgertums, sondern erweitert auch seinen Horizont bezüglich Kunst, Musik, Philosophie und Literatur. Die langjährige Freundschaft ist allerdings von einem starken Unterlegenheitsgefühl Frischs begleitet und verläuft sich später.

Frisch als freier Journalist

1930 macht Max Frisch sein Abitur und absolviert im Jahr darauf die Rekrutenschule in Thun. Gleichzeitig schreibt er sich für ein Germanistikstudium an der Universität Zürich ein. In dieser Situation stirbt 1932 plötzlich des Vater. Der bereits verheiratete und promovierte Chemiker Franz übernimmt die familiären Schulden größtenteils, dennoch finden sich die Hinterbliebenen in einer finanziell schwierigen Lage wieder.
Max und seine Mutter ziehen zu einer Tante. Zudem stellt Frisch sein Studium zurück und versucht, sich seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Als freier Journalist schreibt er vor allem für Züricher und Basler Zeitungen. In diesen frühen Feuilletontexten tritt bereits deutlich der für sein Schreiben typische starke autobiografische Bezug hervor.

Der Erstling "Jürg Reinhart" und die Beziehung zu Käte Rubensohn

Nach einer längeren Reise durch Südosteuropa 1933 ist es soweit – Max Frisch verfasst seinen Romanerstling "Jürg Reinhart". Die erste große Beziehung folgt auf dem Fuß: An der Universität lernt er die halbjüdische Berliner Germanistikstudentin Käte Rubensohn kennen. Politisch tritt Frisch in dieser Zeit wenig in Erscheinung, bezieht jedoch in einigen Zeitungsartikeln klar Stellung gegen den Antisemitismus. Seinen Heiratsantrag lehnt Käte ab. Sie erkennt hinter diesem weniger ein klares Liebesbekenntnis, als vielmehr Frischs Sorge um ihre Aufenthaltsberechtigung in der Schweiz. Zudem fühlt sich der junge Max Frisch noch nicht reif genug für ein Kind.

Architekturstudium und Heirat mit Gertrude Anna Constanze von Meyenburg

Er bricht sein Studium ab und widmet sich ganz dem Schreiben. Angesichts seiner konstant prekären finanziellen Situation und künstlerischen Selbstzweifeln entschließt er sich jedoch 1936 für ein Architekturstudium, das ihm Werner Coninx durch ein Stipendium ermöglicht. Sein Schreiben tritt in den Hintergrund, ohne ganz an Bedeutung zu verlieren: Mit "Antwort aus der Stille" erscheint sein zweiter Roman, zudem erhält er 1938 den hoch dotierten Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis. Die Beziehung zu Käte endet und mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wird Frisch zum Militärdienst eingezogen.

In dieser Zeit entstehen später unter dem Titel "Blätter aus dem Brotsack" veröffentlichte Texte. 1940 schließt er sein Architekturstudium ab und arbeitet in einem Züricher Büro. So wie er sich zuvor dem Nonkonformismus der künstlerischen Existenz hingab, begrüßt er nun die Rückkehr in die Bürgerlichkeit. Frisch will Teil des Ganzen sein und sehnt sich nach Anerkennung. Die Heirat mit Gertrude Anna Constanze von Meyenburg 1942 steht ganz im Zeichen des bürgerlichen Lebenswandels. Im Jahr darauf wird die erste Tochter Ursula geboren, es folgen zwei weitere Kinder. Allerdings nimmt es Frisch zeitlebens mit der ehelichen Treue nicht allzu genau.

Der Dramenautor Max Frisch: "Nun singen sie wieder" und die Bekanntschaft mit Bertolt Brecht

Trotz Familie und Architekturbüro bricht das literarische Schaffen nie ganz ab: Neben Erzählungen versucht er sich als Schreiber für das Züricher Schauspielhaus. In dem Stück "Nun singen sie wieder" (Uraufführung 1945) befasst er sich konkret mit der Kriegsthematik. 1946 reist er durch das zerstörte Deutschland. Die Bekanntschaft mit dem zeitweilig in Zürich lebenden Bertolt Brecht erweist sich als äußerst fruchtbar und bestärkt ihn in seinen literarischen Ambitionen. Neben Brecht lernt er unter anderem auch Friedrich Dürrenmatt und Carl Zuckmayer kennen.

1948 führen weitere Reisen Frisch nach Berlin, Wien, Prag, Paris, Wroclaw und Warschau. Aufgrund von Vorwürfen, er sympathisiere mit dem Kommunismus, beendet er seine Arbeit für die "Neue Züricher Zeitung". Zwar betont Max Frisch zunehmend den Zusammenhang von Kunst und Politik – unter anderem in seinem Aufsatz "Kultur als Alibi" (1949) –, sein Standpunkt ist jedoch ein humanistischer und weit entfernt von einseitiger Parteinahme.

Suhrkamp und das "Tagebuch 1946-1949"

Das freundschaftliche Verhältnis zu Peter Suhrkamp verschafft dem Schriftsteller eine wichtige Basis: In seinem Gründungsjahr 1950 veröffentlicht der Suhrkamp-Verlag als eines der ersten Werke Frischs "Tagebuch 1946-1949", eine Sammlung von Prosaskizzen und Essays. Das literarische Tagebuch ist formal eine Mischung aus fiktionalen und realen Elementen, in der zahlreiche spätere Werke bereits inhaltlich angedeutet werden. Frisch gehört mittlerweile zu den bedeutendsten Schriftstellern seiner Zeit.

Max Frisch: "Graf Öderland" und "Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie"

Das bürgerliche Normen infrage stellende Drama "Graf Öderland" wird dennoch ein Misserfolg. 1951/52 bereist er die USA und Mexiko. Unterwegs schreibt er das Stück "Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie" (1953), in dem es um – für Frisch charakteristische Themen – Rollenhaftigkeit und das Verhältnis zwischen Mann und Frau geht.
1954 tritt das Schaffen Max Frischs in eine neue Phase: In einem radikalen Bruch mit Familie und Beruf wendet er sich der späte Frisch endgültig ganz dem Schreiben zu und veröffentlicht in der Folgezeit mit "Stiller" und "Homo Faber" seine wohl bekanntesten Werke.


Quellen:

Waleczek, Lioba: Max Frisch. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2001.

Müller-Salget, Klaus: Max Frisch. Literaturwissen für Schule und Studium. Reclam Verlag. Stuttgart, 1996.

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