Empathie oder Gefühlskälte - Das narzisstische Verhaltenmuster

Mauer

Narzissten erkennen wohl die Emotionen bei anderen, sind aber nicht in der Lage, sie mitzuempfinden. Sie merken, wenn der/die andere traurig ist, bleiben aber außen vor, unberührt. Auf das Gegenüber wirkt das gefühlskalt. Dabei empfinden Narzissten überaus stark. Doch entsprechen die Gefühle oftmals nicht der aktuellen Situation. Übermächtig ist bei Narzissten das Gefühl, er oder sie ist gekränkt worden, obwohl der Narzisst es ist, der verletzt hat. Dennoch reagiert er häufig irrational und unangemessen, denn zuzugeben, er könnte Fehler gemacht haben, fällt ihm überaus schwer.

EIne maßlose Selbstüberschätzung ist der Grund dafür. Der Narzisst besitzt ein hohes Selbstwertgefühl aber geringes Selbstbewusstsein. Deswegen gibt es keine realistische Einschätzung von Stärken und Schwächen. Überempfindlich spürt er sehr schnell, wenn andere seine vermeintliche Außergewöhnlichkeit nicht wahrnehmen. Umso mehr hält sich der Narzisst für grandios, wertet das Gegenüber ab, damit er umso heller strahlt.

Der Narzisst ist angewiesen auf die Bestätigung der Umwelt, da Niederlagen zur Identitätskrise führen können. Wird er kritisiert, nutzt er seine sensitiven Fähigkeiten, die reichlich vorhanden sind, um die schlimmste Schwachstellen des Kritikers ausfindig zu machen, um damit das Gegenüber in die Knie zu zwingen. Andererseits ist er imstande, die Stärken der anderen durchaus wahrzunehmen und sie für seine Zwecke einzusetzen. Er kann Vernichter sein und Protegé, je nachdem, wie man ihm entgegentritt. Dennoch ist sein Leben leidgeprägt, zu sehr muss er sich schützen, damit die Tarnung nicht auffliegt, dass in ihm ein kleines verletztes Kind sitzt, dass sich vor dem Leben ängstigt.

Dass die narzisstischen Persönlichkeitsstörung Ursache für das Leid des Betroffenen ist, weiß er meist nicht. Er begibt sich in Therapie wegen Beziehungsunfähigkeit, beruflichen Problemen, Alkohol- oder Drogenabhängigkeit und Depression sowie Burnoutsymptomen.  

Die Entwicklung - Frühkindliche Prägung und deren Resultat

Muskel-SeelenpanzerDie Verletzungen des Kindes finden, nach Wilhelm Reichs Charakter- und Körpertypologie, die später von Alexander Lowen modifiziert und ausgebaut wurde, in den ersten 7 Lebensjahren statt. Die Prägung des Narzissten, die bei Reich und Lowen als psychopathische Charakterstruktur beschrieben ist, vollzieht sich etwa zwischen 2. und 4. LJ. Das Kind, das in dieser Zeit sein Ich-Bewusstsein entwickelt, lernt, Nein zu sagen, um später sozial kompetent zu werden, benötigt dazu die unbedingte Liebe der Eltern. Wird es jedoch manipuliert oder tyrannisiert, vielleicht von einem Elternteil dem anderen gegenüber als Prellbock und/oder Konkurrent benutzt, erlangt das Kind die Erkenntnis: Um nicht unterzugehen, muss ich mein Herz verschließen.

Im Herzen wird damit der weinende Junge, das verzweifelte Mädchen verschlossen und hungert nach Zuwendung in seinem Verlies.

Das ist der Beginn des narzisstischen Verleugnens von Gefühlen. Sexualität ist Mittel zur Macht, führt aber nie zur Stillung der Sehnsucht nach Nähe. Menschen werden gebraucht, solange sie die Vorstellung des Narzissten erfüllen, danach werden sie als unliebsam oder nicht entsprechend verworfen.

Der therapeutische Ansatz für dieses Verhalten ist die langsame Schmelzung der Verhärtung. Einen Narzissten kann man anflehen, zwischen Mühlsteinen zermalmen; je mehr appelliert wird, desto weniger wird man erreichen.

Wird dieses Verhaltensmuster nicht bearbeitet, bleibt am Ende ein verbitterter, resignierter Mensch übrig, der sein vergangenes Leben verflucht.

       

Laden ...
Fehler!