Die Ziele der Fridays For Future-Bewegung

Hauptanliegen der Fridays For Future-Bewegung ist die Einhaltung der Klimaschutzziele, wie sie am 12. Dezember 2015 im Übereinkommen von Paris von den 196 Mitgliedsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) festgelegt worden sind. Und zwar geht es dabei um eine Begrenzung der menschengemachten globalen Erwärmung auf deutlich unter 2°C, möglichst unter 1,5 °C, gegenüber vorindustriellen Werten.

Nach Meinung von FFF könnte diese Begrenzung erreicht werden durch die Beendigung des Abbaus fossiler Brennstoffe im Rahmen einer Energiewende, die Abschaffung der Subventionen für fossile Energieerzeugung, die massive Förderung der Nutzung erneuerbarer Energien und den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs im Rahmen einer Verkehrswende. In Deutschland sollten sofort die Subventionen für fossile Energien abgeschafft und ein Viertel aller Kohlekraftwerke abgeschaltet sowie eine Kohlenstoffsteuer auf alle Treibhausgasemissionen eingeführt werden, die die Klimakosten, die dadurch zukünftigen Generationen entstehen, kompensiert. Gemäß Umweltbundesamt wäre dies ein CO2-Preis von ca. 180 Euro pro Tonne.

Langfristig sollten die Senkung der Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2035 auf netto null, die Umsetzung des Kohleausstiegs bis 2030 und nicht bis 2038, wie von der Kohlekommission vorgeschlagen worden ist, und eine hundertprozentige Energieversorgung mit erneuerbaren Energien bis 2035 angestrebt werden. Und zwar wurden diese Forderungen von FFF Deutschland gemeinsam mit Wissenschaftlern u.a. von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin und vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik entwickelt. (https://fridaysforfuture.de/forderungen/)

Diesem Forderungskatalog liegt die Erkenntnis zugrunde, dass die Menschheit nur noch zehn Jahre Zeit hat, um eine Klimakatastrophe mit irreparablen Schäden noch abzuwenden, dass also wirklich alles Menschenmögliche getan werden muss, um das Klima zu schützen.

Unterstützung für die Friday for Future-Bewegung

Mit ihren Forderungen geht FFFD weit über das Regelwerk hinaus, das auf der Weltklimakonferenz in Kattowitz zwecks Umsetzung des Klimaabkommens von Paris verabschiedet worden ist. Man könnte deshalb die Forderungen von FFFD für überzogen halten, doch es gibt viele Stimmen, die die Ergebnisse des Klimagipfels von Kattowitz - trotz aller Fortschritte, die hier erzielt worden sind - für völlig unzureichend halten, um zu einer wirklichen Reduzierung der für die zunehmende Erderwärmung und damit für den Klimawandel verantwortlichen Treibhausgasemissionen zu kommen. Es habe insbesondere keine Erhöhung der nationalen Klimaschutzziele gegeben. Und eine solche Erhöhung ist ja gerade das Anliegen von FFFD und auch der FFF-Bewegungen in anderen Ländern.

 Es ist deshalb nicht überraschend, dass mittlerweile zahlreiche Wissenschaftler FFF unterstützen. Diese nennen sich "Scientists For Future" und haben im März ein bemerkenswertes Manifest veröffentlicht, in dem es u. a. heißt:

"Die Anliegen der demonstrierenden jungen Menschen sind berechtigt und gut begründet. Die derzeitigen Maßnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz reichen bei weitem nicht aus… Die jungen Menschen fordern zu Recht, dass sich unsere Gesellschaft ohne weiteres Zögern auf Nachhaltigkeit ausrichtet. Ohne tiefgreifenden und konsequenten Wandel ist ihre Zukunft in Gefahr. Dieser Wandel bedeutet unter anderem: Wir führen mit neuem Mut und mit der notwendigen Geschwindigkeit erneuerbare Energiequellen ein. Wir setzen Energiesparmaßnahmen konsequent um. Und wir verändern unsere Ernäh­rungs-, Mobilitäts- und Konsummuster grundlegend… Nur wenn wir rasch und konsequent handeln, können wir die Erderwärmung begrenzen, das Massenaussterben von Tier- und Pflanzenarten aufhalten, die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren und eine lebenswerte Zukunft für derzeit lebende und kommende Generationen gewinnen. Genau das möchten die jungen Menschen von "Fridays for Future/Klimastreik" erreichen. Ihnen gebührt unsere Achtung und unsere volle Unterstützung." 

Dieses Manifest wurde von fast 27.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unterzeichnet. ( https://www.scientists4future.org/stellungnahme/)

Ferner wird FFF durch Nichtregierungsorganisationen, die im Umweltbereich aktiv sind wie der Club of Rome und Greenpeace, unterstützt. Auch von politischer Seite kommt viel Lob und Anerkennung für die demonstrierenden Schülerinnen und Schüler, wobei sich ausgerechnet auch diejenigen positiv äußern, die mitverantwortlich sind für das Versagen der bisherigen Klimapolitik. Das entbehrt nicht einer gewissen Komik. Vermutlich haben die Betreffenden ihre Mitschuld an der sich abzeichnenden Klimakatastrophe verdrängt.

Kritik an der Fridays For Future-Bewegung

FFF bekommt aber auch Gegenwind, und zwar von Wirtschaftsexperten und Politikern, die in altbekannter Manier argumentieren, die anvisierten Ziele wie der Kohleausstieg bis 2030 würden das Wirtschaftswachstum gefährden und damit Arbeitsplätze in Gefahr bringen, oder die den protestierenden Schülerinnen und Schülern die nötige Kompetenz und Sachkenntnis absprechen wie vor allem der FDP-Vorsitzende Christian Lindner. Dieser übersieht folglich - ob absichtlich oder unabsichtlich, weiß man nicht – dass sich FFF längst von hochkarätigen Wissenschaftlern beraten lässt.

Sozusagen "natürliche Gegner" von FFF sind die Leugner des Klimawandels, wie sie vor allem in rechtspopulistischen Parteien in Erscheinung treten, allen voran US-Präsident Donald Trump. Aber auch die AfD in Deutschland vertritt diesbezüglich eine radikale Position. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass laut einer repräsentativen Umfrage fast 60 Prozent der AfD-Wähler für Schülerinnen und Schüler, die während der Unterrichtszeit für den Klimaschutz demonstrieren, einen negativen Vermerk im Zeugnis fordern, wohingegen 47 Prozent der Deutschen dies ablehnen und über 22 Prozent sogar einen positiven Vermerk befürworten.

Wie umgehen mit den Schule schwänzenden Klimaschützern?

Während AfD-Anhänger eine klare - negative - Haltung zu den Schülerinnen und Schülern einnehmen, die aus Gründen des Klimaschutzes dem Unterricht fernbleiben, ist in der breiten Öffentlichkeit umstritten, wie man auf dieses Schuleschwänzen aus honorigen Motiven reagieren, ob man es sanktionieren sollte oder nicht.

Vordergründig betrachtet ist zumindest in Deutschland die Rechtslage eindeutig. Hier herrscht Schulpflicht, und insofern stellt der Aufruf zur Verletzung der Schulpflicht eine Ordnungswidrigkeit dar, für die man ab 14 Jahren sanktioniert werden kann. Und tatsächlich haben bereits streikende Schülerinnen und Schüler Sechsen in Tests und Eintragungen ins Klassenbuch bekommen. Andererseits können sich die streikenden Schüler auf die Versammlungsfreiheit berufen, und bei einer solchen Kollision zwischen Schulpflicht und Versammlungsfreiheit kann lt. einem Urteil des Verwaltungsgerichts Hannover von 1991 nicht einer Position der Vorrang eingeräumt werden. Es müsse eine Rechtsgüterabwägung im Einzelfall erfolgen.

Dabei ist – was FFF betrifft - das Argument der streikenden Schüler: "Wir können nicht für die Zukunft lernen, wenn wir keine haben" juristisch bedeutsam. Eine Lösung in diesem Rechtsstreit könnte darin bestehen, dass die Teilnahme an den Demonstrationen durch Verlegung des Unterrichts oder eine Entscheidung über die Befreiung vom Unterricht ermöglicht wird. Es ist folglich für die von Schülerstreiks betroffenen Schulen und ihre Lehrerschaft ratsam, nicht gleich die Sanktionskeule zu schwingen, sondern auf die Streiks mit Einfallsreichtum und Flexibilität zu reagieren. Ferner ist das Argument nicht von der Hand zu weisen, dass die demonstrierenden Schülerinnen und Schüler erst durch ihren Schulstreik so viel Aufmerksamkeit erfahren haben.(https://de.wikipedia.org/wiki/Fridays_for_Future)

Das Phänomen Greta Thunberg

Zunächst erstaunt es, dass es einer 15 Jahre alten Schülerin gelingen konnte, eine weltweite Kinder- und Jugendbewegung in Gang zu setzen. De facto waren aber ihr Auftreten bei der Weltklimakonferenz in Kattowitz Ende Dezember 2018 und die aufsehenerregende Rede, die sie dort gehalten hat, von ausschlaggebender Bedeutung für die globale Resonanz von FFF. Inzwischen hatte Greta Thunberg auch eine kurze Begegnung mit Papst Franziskus, der das Anliegen von FFF ausdrücklich unterstützt. Und sie hat Ende April in London vor Mitgliedern der "Extinction Rebellion-Bewegung" geredet,einer radikalen Gruppierung von Klimaschützern, von der sie frenetisch gefeiert wurde. Dieses Mädchen scheint vor Nichts und Niemandem Angst zu haben.

Greta Thunberg selbst bringt ihr Engagement für den Klimaschutz damit in Verbindung, dass sie am Asperger-Syndrom leidet, also an einer - abgeschwächten - autistischen Störung. Aufgrund dieser Erkrankung sieht sie nämlich die Welt ihrer Meinung anders als andere Menschen, nämlich aus einer eigenweltlichen, eben autistischen, Perspektive. Man könnte hier auch von einem unangepassten Schwarz-Weiß-Denken sprechen, das für Asperger-Autisten typisch ist. Weiter können beim Asperger-Syndrom ein besonders starkes Interesse für ein bestimmtes Wissensgebiet oder auch eine besonders hohe Begabung auf einem bestimmten Fachgebiet auftreten.

Letztlich ist es jedoch meiner Meinung nach unerheblich, warum sich Greta so für den Klimaschutz einsetzt. Hauptsache, sie tut es! Denn sie und ihre Mitstreiter werden noch viel Ausdauer, Kraft und Mut brauchen, bis sie ihre Ziele erreicht haben. Für den 27. September 2019 ist übrigens ein weltweiter Generalstreik geplant.(https://web.de/magazine/wissen/mensch/greta-thunberg-asperger-syndrom-quelle-engagements-336556949

 

Die Rede von Greta Thunberg auf der Weltklimakonferenz in Kattowitz

Für alle, die es interessiert, hier die Rede im Wortlaut, mit der Greta Thunberg in Kattowitz die Beweggründe der Fridays For Future-Bewegung dargelegt hat:

"Mein Name ist Greta Thunberg. Ich bin 15 Jahre alt und komme aus Schweden. Ich spreche im Auftrag von Climate Justice Now. Viele Menschen glauben, dass Schweden nur ein kleines Land ist und es nicht wichtig sei, was wir tun. Ich aber habe gelernt, dass man niemals zu klein ist, um einen großen Unterschied machen zu können. Wenn ein paar Kinder es schaffen, Schlagzeilen auf der ganzen Welt zu bekommen, indem sie einfach nicht zur Schule gehen, dann stellen Sie sich mal vor, was wir alles erreichen könnten, wenn wir es wirklich wollten. Aber um das zu tun, müssen wir Klartext reden, egal, wie unangenehm das auch ist.

Sie reden nur deswegen vom ewigen Wirtschaftswachstum, weil Sie Angst haben, unpopulär zu sein. Sie sprechen immer nur davon weiterzumachen, mit denselben schlechten Ideen, die uns in diese Misere gebracht haben. Dabei wäre es das einzig Sinnvolle, die Notbremse zu ziehen. Sie sind nicht erwachsen genug, um das so zu formulieren. Selbst diese Bürde überlassen Sie uns Kindern. Mir geht es nicht darum, bekannt zu sein. Mir geht es um Klimagerechtigkeit und um einen lebenswerten Planeten. Unsere Zivilisation wird für die Chancen einer kleinen Gruppe von Menschen geopfert, die immer mehr Geld verdienen wollen. Unsere Biosphäre wird geopfert, damit reiche Menschen in Ländern wie meinem in Luxus leben können. Es sind die Leiden der Vielen, die für den Luxus der Wenigen bezahlen.

2078 werde ich meinen 75. Geburtstag feiern. Wenn ich Kinder habe, werden sie vielleicht den Tag mit mir verbringen. Vielleicht werden sie mich nach Ihnen fragen. Vielleicht werden sie fragen, warum Sie nichts unternommen haben, obwohl noch Zeit dazu war. Sie sagen, dass Sie Ihre Kinder mehr als alles andere lieben, aber gleichzeitig stehlen Sie ihnen ihre Zukunft vor den Augen weg. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Sie beginnen, sich auf das zu konzentrieren, was getan werden muss und nicht was politisch möglich ist, wird es keine Hoffnung geben.

Wir können eine Krise nicht lösen, ohne sie als eine Krise zu behandeln. Wir müssen die fossilen Brennstoffe im Boden lassen. Wir müssen den Fokus auf Gerechtigkeit lenken. Wenn es unmöglich ist, Lösungen im bestehenden System zu finden, sollten wir das System an sich ändern. Wir sind nicht hierhergekommen, um vor Weltpolitikern darum zu betteln, dass sie sich kümmern. Sie haben uns in der Vergangenheit ignoriert und Sie werden uns wieder ignorieren. Uns gehen langsam die Ausreden aus, uns läuft die Zeit davon! Wir sind hierhergekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass ein Wandel kommen wird, egal, ob Sie es wollen oder nicht. Die wirkliche Macht gehört den Menschen. Vielen Dank." (https://www.tagesspiegel.de/berlin/klimaaktivistin-greta-thunberg-15-mein-appell-an-die-welt/23779892.html)

Bildnachweis: geralt/pixabay.com

 

Autor seit 10 Jahren
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