Meine Anfänge in der Pferdehaltung...

waren nicht ganz so, wie es einer artgerechter Haltung entsprechen würde. Im Laufe der Jahre konnte ich aber eine Menge Erfahrungen sammeln, und kann jetzt behaupten, ein rundum zufriedenes Pferd zu besitzen.

Mein erstes Pferd bekam ich mit 16 Jahren. Vorher bin ich schon regelmäßig im Verein geritten, und hatte auch bei uns im Ort ein Pflegepferd, um welches ich mich täglich kümmerte und auch ausritt. Mein 1. Pferd, eine Stute, wurde na klar bei uns im Ort beim Bauern eingestellt, der auch Besitzer meines damaligen Pflegepferdes war. Über Haltung machte ich mir da noch gar keine Gedanken. Es war allerdings eine große Laufbox, und Nachmittags war ich reiten, und sie kam auch manchmal auf die Koppel. Nach kurzer Zeit zog ich um in den Nachbarort, da da eine kleine Reithalle gebaut wurde, und es einfach für mich mit einem jungen Pferd ohne Platz oder Halle zu gefährlich war. Es war ein schöner Stall ohne Gitterboxen und tägl. Koppelgang. Meine Stute war sehr robust, und hat auch mal schlechtere Heuqualität locker weggesteckt. Es wurde vier mal gefüttert, und nicht an der Menge gespart. So weit in Ordnung. Meine Stute bekam leider relativ früh Arthrose im Knie, und ich musste Sie nach einiger Zeit als Beistellpferd erlösen, da sie nach kleiner Anstrengung tagelang heftig lahmte.

Meine Anfänge in der Pferdehaltung...

Beim 2. Pferd wird alles anders....

1998 kaufte ich dann meinen Fabio. 4-jährig, ein Traum von einem Pferd, mit tollen Grundgangarten. Ich wollte Turniere gehen, deshalb stellte ich ihn in einen größeren Privatstall, mit Platz und Reitunterricht. Hier gab es Gitterboxen, hinten allerdings ein Fenster zum rausschauen. Wichtig war mir dass er jeden Tag mit Artgenossen auf die Koppel soll. Der Vorteil an diesem Stall war auf jeden Fall, dass wir ganzjährig Matschkoppeln zur Verfügung hatten. Im Sommer waren schöne Graskoppeln vorhanden.

Hört sich alles super an, Gitterbox ja nur bei Nacht, ist zu vertreten, da ja den ganzen Tag auf die Koppel.

Nach ca. 3 Monaten in denen ich sehr viel Spaß mit meinem Pferd hatte, fing er von einem Tag auf den anderen mit Headshaken an, d. h. er schlug wie wahnsinnig mit dem Kopf, schnaubte wie blöd, wollte sich ständig die Nase kratzen. Ich ließ Ihn natürlich von Kopf bis Fuß untersuchen, man konnte allerdings nichts feststellen. Die Ursachen von Headshaken können ja von nicht passendem Sattel bis Allergien alles umfassen. Es wurde alles ausgemerzt, was bekannt war.

Allergien wurden festgestellt, eine Sensibilisierung über lange Zeit durchgeführt. Im Laufe der Jahre wurde der Zustand zwar immer besser, aber er konnte nur mit Nasennetz geritten werden, und war irgendwie immer gestresst. Zudem hatte er immer Verdauungsprobleme: Blähbauch, Kotwasser und regelmäßig Koliken.

Dann begann ich mich mit dem Thema Fütterung auseinanderzusetzen.

Im nachhinein war es eigentlich offensichtlich, damals wusste ich aber einfach nicht Bescheid.

Fütterungszeiten waren morgens um 6.00 Uhr, Mittags zwischen 11 und 12 und Abends um 17.00 Uhr.

Mein Pferd kam jeden Tag ca. um 10 Uhr auf die Matschkoppel, wo es zwar Wasser, aber nichts zu fressen gab. Nachmittags  so ca. 16 -17.00 Uhr kam ich von der Arbeit, stellte Ihn kurz in die Box, zum äppeln und pinkeln und holte Ihn dann raus zum putzen und reiten.

Er hatte also um 6.00 Uhr morgens seine letzte richtige Heumahlzeit, die auch nicht sehr üppig war, war also ca. 6.30 Uhr fertig mit Fressen und musste dann Abends noch ne Reitstunde gehen. Regelmäßig bin ich mit dem Pferd verzweifelt, da es überhaupt nicht mehr locker ging, und bis er mal durch war, ich nicht mehr konnte.

Nach dem reiten, bekam er dann sein Abendheu, was meistens ja eigentlich noch das Mittagsheu war. Wiederum war nach spätestens einer Stunde alles weg, und es blieb über Nacht nur noch Stroh. Was er sicher auch viel gefressen hat, da er ja einen Ständigen Blähbauch und immer wieder Durchfall  und Koliken hatte. In der Not, frisst das Pferd halt alles, was es haben kann.

Die armen, die deswegen dann auf Sägemehl gestellt werden. Denen bleibt gar nichts mehr, um den sauren Magen zu beruhigen.

Pferde sind Dauerfresser!!

in Pferdemagen produziert ununterbrochen Magensäure, anders als beim Menschen! In freier Natur verbringt ein Pferd 16 Stunden mit Nahrungsaufnahme. Mal hier mal dort, und immer in Bewegung. Bekommt ein Pferd länger als 3 Stunden nichts zu fressen, können sich durch die Magensäure, die ansonsten durchs Fressen abgepuffert wird, Magengeschwüre bilden. Ich bin mir sicher, dass mein Pferd diese hatte, wollte Ihn aber nicht diesem Untersuchungsmarathon aussetzen. Stattdessen habe ich versucht, die Ursachen zu beseitigen. Bei der Firma IWest kann man eine Futteranalyse machen lassen, hier wird der Heubedarf berechnet, und sonst auch einige Tipps gegeben. Die Firma kann ich nur empfehlen, bringen eine tolle Informationszeitschrift heraus, und betonen immer wieder, wie wichtig Heu ist. Hier wurde also eine Heumenge von 8-10 Kilo täglich berechnet. Mein Pferd bekam höchstens 3 Kilo. Wenn man schaut, wieviel 8 Kg sind, kann ich schon verstehen, dass da dann eine Menge zertrampelt wird, und die Stallwirte nicht davon begeistert sind. Darum bin ich dazu übergegangen, und habe Ihm ein Heunetz gekauft, und in die Box gehängt, damit er wenigstens über Nacht in Ruhe fressen konnte. Mein Stallwirt hatte dafür keinerlei Verständnis, verbot es mir aber auch nicht. Nun hatte ich noch das Problem mit der Mittagsmahlzeit. Wir organisierten uns von unserer Koppelgemeinschaft zusammen, und schauten, dass die Pferde mittags reinkamen zum fressen. Ein riesen Aufwand. Morgens die Pferde raus, mittags rein, dann wieder raus, und abends wieder rein. Aber, die Verdauungsbeschwerden wurden zusehends besser. Ich hatte bisher noch einmal den Tierarzt da wegen leichter Kolik, und das seit nun ca. 6 Jahren.

Schon lange schwebte mir vor, dass man doch auf der Koppel füttern könnte. Nur hinschmeißen bringt aber nichts, da da zu viel zertrampelt wird, und bei Matschwetter macht das auch keinen Sinn. Wir durften dann aber auch auf der Koppel ein großes Heunetz installieren, und haben ein paar Eco-Raster-Platten darunter verlegt. Saubere Sache, und die Pferde hatten wirklich den ganzen Tag zu fressen.

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Verdauungsbeschwerden so weit in Ordnung, Rittigkeit weiterhin schlecht!

Reiten machte mir eigentlich keinen besonders großen Spaß mehr, er war meist lustlos und steif und zäh. Als ich dann Schwanger wurde, suchte ich vermehrt Reitbeteiligungen und Fabio lief Kinderreitstunden, und verdiente so einen Teil der Stallmiete. Das machte er alles sehr brav mit, mein Eindruck war aber trotzdem, dass das Pferd total gestresst ist. Im Jahr 2008 ist er dann über den Sommer plötzlich abgemagert, trotz ganztägig auf der Graskoppel. Untersuchungen brachten dann zutage, dass er Kissing Spines (Die Dornfortsätze reiben anneinander und entzünden sich) hat, in der akuten Phase einfach sehr schmerzhaft, und dadurch hat er auch so abgenommen. Also Pferd komplett stehen lassen, nur noch Koppel. Er hat sich zusehends erholt. Ohne Einkommen im Erziehungsurlaub hatte ich nun aber ein massives Geldproblem. Kein Einkommen mehr durch Reitbeteiligung und Kinderreitstunden, aber teure Boxmiete. Also habe ich mir alle Ställe in der Umgebung angeschaut. Meistens stellt sich aber das gleiche Problem: viel zuwenig Heu. Mir war klar, dass ich gerne in einen Offenstall möchte, es war aber zu dieser Zeit nichts zu finden das meinen Vorstellungen entsprach.


Notlösung

Als Notlösung sind wir (meine Schwester und Ihr Pony sind auch dabei) dann in einen kleinen Stall im Nachbarort eingezogen. Unseren Pferden hat es dort, trotz kleiner, aber offener Box, sehr gut gefallen. Wir hatten einen Mega-Stress, da wir Selbstversorger waren, und mittlerweile mit meiner Schwester zusammen 4 Kinder hatten und eins unterwegs war. Morgens als erste Aktion, ist einer von uns in Stall, hat die Pferde raus, gemistet und Heunetze und Wasser auf der Koppel aufgefüllt. Abends natürlich die Pferde wieder rein. Die Pferde hatten ein schönes Leben, wir Arbeit bis zum Umfallen, einen etwas unzuverlässigen Stallwirt, der die Pferde am liebsten den ganzen Tag im Stall hätte. Ständig Diskussionen darüber, dass die doch nicht immer raus müssen, usw. Koppeln in verheerendem Zustand, Alle Bänder musste ich neu machen, Koppelpflege in Form von Mähen gab es nicht, zum teil bin ich mit einem alten Handrasenmäher auf der Koppel mit 2 Kinder im Schlepptau rumgesprungen, und hab versucht zu mähen...

Also Streß pur, nur damit unsere Vierbeiner täglich Licht, Luft, Artgenossen und immer Futter haben. Uns war klar, dass wir das so nicht lange machen konnten.

Offenstallplatz frei

Zum Glück war eines Tages im Anzeigenblättchen ein Inserat, Offenstallplatz für 1 - 2 Pferde frei!

Nach der Eingewöhnungszeit ist nun auch der letzte Rest Stress von Fabio abgefallen. Er macht einen dermaßen zufriedenen Eindruck, und ist so ausgeglichen, den bringt nichts mehr aus der Ruhe. Ist dabei aber neugierig und interessiert. Zum Teil wird er auch wieder geritten, ausschließlich ins Gelände, ist dort sehr locker und gelassen. Er kann selbst entscheiden, ob er sich nun in die Sonne stellt und döst, oder lieber im kühlen Stall bleibt, und frisst. Er ist nicht mehr abhängig von mir, wann ich komme. Die Heuraufe ist immer gefüllt, und dem Pferd gehts blendend. Als Kraftfutter bekommt er zwei handvoll Hafer, manchmal Brot und Rüben und Äpfel. Mehr scheint es nicht zu brauchen!!

Was mich traurig macht!

Wenn ich mir Ställe und die Pferde ansehe, werde ich manchmal richtig traurig, aber auch wütend. Wenn ich denke, was meine Schwester und ich für einen Aufwand betrieben haben, da wir wussten, dass diese Tiere von uns abhängig sind. Uns blieb aber keine andere Wahl, da wir uns verantwortlich fühlen, und wir das mit unserem Gewissen nicht vereinbaren könnten, nicht alles mögliche zu tun! Nicht jeder hat die Möglichkeit, in einen Offenstalll zu gehen, auch da gibt es viele Dinge zu beachten. Aber wenn ich einen Kompromiss mache, muss ich auch alles mir mögliche unternehmen, um es für das Pferd so artgerecht wie möglich zu machen.

Dann sieht man Pferde, die 23 Stunden in der (Gitter-)Box verbringen, wegen der Kälte womöglich noch eingedeckt sind. An der Box steht noch ein Schild: "Bitte wenig Heu füttern". Koppeln stehen leer oder sind nicht vorhanden. Niemand da zum kraulen oder spielen. Der Besitzer kommt einmal am Tag zum Reiten, füttert das teuerste Kraftfutter. Türen bleiben den ganzen Tag geschlossen, weils womöglich zieht, und das Pferd sich einen Schnupfen holen könnte. Es kommt kaum oder sehr wenig Tageslicht rein.

Das ist falsche Tierliebe. Wie würden Sie sich fühlen, den ganzen Tag im halbdunkeln, mit knurrendem Magen in einer Einzimmerwohnung eingesperrt zu sein?

Ein Pferd braucht:

Licht, Luft, Bewegung, Artgenossen, und Heu, Heu, Heu!

Viele machen es sich heute einfach zu leicht! Das Pferd kann sich ja nicht beklagen, Box zu und fertig.

Dieser Artikel ist jetzt doch in eine andere Richtung gegangen, als ich ursprünglich vorhatte. Eigentlich wollte ich einen offiziellen Artikel über artgerechte Fütterung, Heumenge, Kraftfutter usw. schreiben. Muss ich wohl nachholen.

Ich denke, es ist aber doch deutlich rübergekommen, wie wichtig es ist, sich mit den Bedürfnissen auseinanderzusetzen, und dem Tier das bieten, was es wirklich braucht. Es kann nicht jeder alles wissen, aber man muss bereit sein, sich zu informieren.

Zufrieden im Offenstall

1. Winter im Offenstall

SusanneEdele, am 21.09.2010
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Bildquelle:
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Rosen und die Frage: Dorn oder Stachel?)

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