Ich möchte darauf hinweisen, dass ich mit diesem Text niemanden, beleidigen, kritisieren oder eine Gruppe von Menschen verallgemeinern will. Die Behauptungen, die ich aufstelle stammen oft aus meinem Umfeld und meinen Erfahrungen.

Die heutige Jugend - Wer soll das sein?

Um das Informationsportal überhaupt, Wikipedia, zu zitieren: "Unter Jugend versteht man in der westeuropäischen Kultur die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein, also etwa zwischen dem 13. und 21. Lebensjahr." So gesehen ist die Jugend einfach nur ein Zeitraum, ein Alter. Aber es wird ja viel mehr damit in Verbindung gebracht. Die Jugend wird schließlich oft auch als die beste Zeit des Lebens bezeichnet. Interessanterweise nur im Nachhinein. Kurz gesagt: Wenn man die Jugend hinter sich hat, hat man auch die beste Zeit seines Lebens hinter sich. Allerdings sind es auch die Nicht-mehr-Jugendlichen, die behauptet die heutige Jugend wäre so furchtbar. Was ist also dran an den schlimmen Geschichten? Und war es früher wirklich besser?

Alkoholismus

Wenn man vor kurzem eine Zeitung aufgeschlagen hat fand man mit 70 prozentiger Wahrscheinlichkeit das Wort Komasaufen im Bezug auf Jugendliche. Inzwischen wird darüber nicht mehr so brisant berichtet - wahrscheinlich weil das Thema einfach ausgesaugt ist. Trotzdem möchte ich hier darauf zurückkommen. Immer mehr Jugendliche saufen sich ins Koma. Tatsache ist: Jugendliche haben heutzutage einfach mehr Zugang zu Alkohol als die vorherigen Generationen. Es gibt durchaus einige Statistiken, die bestätigen, dass der Alkoholkonsum junger Menschen in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Aber wen wunderts? Hier in Deutschland wird unglaublich locker mit diesem Thema umgegangen. Anders als in den USA wo es gesellschaftlich verpönt ist, Alkohol zu konsumieren und anders als in Großbritannien, wo es auf öffentlichen Plätzen sogar gänzlich untersagt ist alkoholische Getränke zu sich zu nehmen.

So, wer hat Schuld? Die Jugendlichen? Vielleicht. Was in meinem persönlichen Umfeld allerdings stark auffällt ist das Alter der Partybesucher. Es ist durchaus keine Seltenheit mehr 12-jährige auf öffentlichen Festen und Partys zu finden. Für Jugendliche (oder besser Kinder) in diesem Alter ist das kein gutes Umfeld. Im Gegenteil. Dadurch kommen sie eben in Kontakt mit Alkohol. "Wie können die Veranstalter nur diese Kinder hineinlassen?" höre ich schon die Ersten rufen. "Warum lassen Eltern ihren Nachwuchs überhaupt dorthin gehen?" ist die Frage, die sich mir eher aufdrängt. Es wäre leicht zu sagen, ja die Eltern sind schuld. Es liegt am Erziehungsstil und vielleicht auch etwas am Jugendwahn in unserem Land. Eltern wollen keine Autoritätspersonen sein, weil sie sich sonst alt fühlen würden. Nein, sie wollen lieber Freunde sein.

Allerdings: Man schimpft nicht so über seine Freunde, wie manche Eltern über die Jugend. Nur mal so ne Anmerkung ;)

Verrohung - Schlägereien, Amokläufe

Die heutige Jugend hat keinen Respekt mehr vor Älteren. Sie laufen Amok, demolieren Autos und öffentliche Plätze und schlagen sich vor Diskotheken halbtot.

Oft hängt das möglicherweise mit dem vermehrten Alkoholkonsum zusammen. Aber nicht immer.

Fehlender Respekt vor Älteren. Das möchte ich gar nicht ansprechen, da das bisher jeder Generation vorgeworfen wurde. So erklärt sich dieses Argument fast von selbst als nichtig.

Jugendliche schlagen andere zusammen. Wehrlose, Alte, Behinderte. Das ist traurige Wahrheit. Der Vergleich mit früher ist hierbei ziemlich schwierig. Die Zeitungen haben die vielen Fälle von Gewalt kaum Beachtung geschenkt. Und trotzdem. Erzählungen von Eltern und Großeltern handeln von Menschen, die grundsätzlich ein Messer bei sich trugen. Die auf jeder Feier darauf aus waren sich zu prügeln. Die aber aufgehört haben, wenn einer am Boden lag und wehrlos war.

Ich will mir nicht anmaßen Vergleiche aufzustellen und zu behaupten, dass es früher besser oder schlechter war. Gewalt ist in jeder Form und in jeder Generation abscheulich.

Faulheit - Trendsportart Chillen

Feiern und Partys sind wichtig. Die ganzen Nachmittage werden mit den Freunden verbracht. Arbeiten? Schule? Fehlanzeige!

Aber: Die Jugendlichen von heute wissen genau was auf sie zukommt. Sie haben die jetzt gemachten Fehler der Politik auszubügeln. Die Wirtschaft ist längst nicht mehr so stabil wie sie einmal war. Probleme der Globalisierung und die Umweltkatastrophe kommen auf sie zu. Die Arbeitszeiten werden nie wieder so luxuriös sein, wie im Moment. Die Arbeitsmarktsituation ist katastrophal. Fast 40 Prozent der Heranwachsenden haben Zukunftsangst. 20 Prozent fühlen sich sogar in einer komplett aussichtslosen Lage was die Lehrstellensuche angeht. Die Schwierigkeiten des Lebens sind den Jugendlichen sehr klar bewusst. Sie wollen nur so lange es noch geht genau das erleben, wovon ihnen die älteren Generationen ständig vorschwärmen: Die beste Zeit ihres Lebens.

Mode - Zu knapp, zu provokant - einfach scheußlich

Es scheint schon fast eine Art Tradition zu sein, dass junge Leute ihre Eltern durch die Kleidung, die sie tragen schocken wollen. Man erinnere sich an die Erfindung und die Blütezeit des Minirocks in den 60er Jahren. Ein Skandal! Und kaum hatte sich dieses Kleidungsstück etabliert und war gesellschaftsfähig geworden kam die Steigerung: Hot Pants. In den 70er Jahren reichten diese Hosen oftmals nicht einmal aus um das Gesäß zu bedecken.

Also eigentlich gibt es für die heutige Jugend kaum mehr eine Steigerung, die wirklich neu ist. Sie könnten höchstens noch dafür sorgen, dass das reine Tragen von Unterwäsche schon als genügend Bekleidung angesehen wird. Doch dieser Trend zeichnet sich in dieser Generation nicht ab (vielleicht ja in der nächsten). Die Neuerung, die eigentlich gar nicht so neu ist bezieht sich auch eher auf die Mode der jungen Männer und auch nur auf eine kleinere Gruppe. Der HipHop - Style. Weit geschnittene Hosen, sogenannte Baggy-Jeans, bei denen der Hintern zwischen den Knien zu hängen scheint. Oder die billigere Variante (Baggys kosten etwa 100€): Eine normal geschnittene Hose einfach so weit runter ziehen, dass der Hintern nur noch vom XXL T-shirt bedeckt ist.

Hier geht es einfach um Geschmackssache. So wie es immer bei modischen Trends ist. Wobei man hier anmerken muss, dass die heutige Jugend toleranter geworden ist, was Modetrends angeht. Es gibt kaum ein typisches Kleidungsstück, dass diese Zeit kennzeichnet und das einfach jeder hat. Man zieht an was einem gefällt. Eigentlich eine löbliche Einstellung...

Sexuell zu freizügig - Oder: Generation Porno

Der Klassiker. Früher war es ein Unding, wenn sich eine junge Frau und ein junger Mann verliebt haben und sich alleine getroffen haben. Der komplette Ausschluss aus der Gesellschaft war häufig die Folge, wenn sie dann schwanger wurde und nicht verheiratet war. Das ist Gott sei Dank heute nicht mehr so, aber über die sexuelle Freizügigkeit der Jugendlichen beschwert sich die ältere Generation immer noch.

Nun ja, die Entwicklung geht wirklich dahin, dass junge Menschen immer früher reif werden. Schlägt man die Beratungsseiten von Jugendmagazinen auf trifft man viel zu oft auf solche Fragen:

Alle meine Freundinnen hatten schon Sex. Nur ich nicht. Bin ich normal? Julia (14)

Dass es damit schon so früh losgeht ist für viele Eltern erschreckend. Aber wie sollte es anders sein? Die Thematik Sex und Beziehung wird in den Medien derartig ausgereizt, dass es kein Wunder ist, dass die Jugend, die unter diesem Einfluss aufwächst diesbezüglich offener ist. Und ein  (kleiner) Vorteil zeichnet sich dabei auch noch ab. Auch Verhütung und sexuell übertragbare Krankheiten sind keine Tabus mehr und manchmal weiß der Nachwuchs mehr darüber als die Eltern.

Thema Emanzipation bei Jugendlichen - Mal ein bisschen lockerer gesehen ;)

Fazit

Wenn ich mir solche Beschimpfungen und Vorurteile anhören "darf" fällt mir immer wieder ein Zitat ein, dass einfach perfekt zu dieser Situation passt:

"Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe."

Das ist eine Keilschrit aus dem Jahre 2000 vor Christus. Insofern hat sich nichts verändert. Die Jugend ist älter geworden und hat sich über die neue Jugend aufgeregt. Mit den gleichen Argumenten, mit denen sie selber auch konfrontiert wurden. Und so wird es wieder sein. Die heutige, furchtbare, ungezähmte Jugend wird zu Erwachsenen und schimpfen ihrerseits über die nächste Generation. Dabei wäre es doch so einfach.

Keine Generation ist schlimmer als die andere. Sie ist einfach nur anders. Und man stelle sich vor das wäre nicht so. Evolution ade!

Autor seit 13 Jahren
42 Seiten
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