Die Bildungsreform von Karl dem Großen

Karl versammelte einige Gelehrte an seinem Hof. Ihre wesentliche Aufgabe bestand darin, die antiken Überlieferungen für die christliche Gesellschaft nutzbar zu machen.

Die alten musikalischen Lehren von Platon, Pythagoras und Boethius wurden als Heidnisch angesehen. Jedoch basierten sie auf einfache mathematische Prinzipien. Die schönen Klänge (Konsonanzen) hatten ein einfaches Zahlenverhältnis und sollten bevorzugt werden. Aufgrund des Zahlenverhältnisses war es hingegen möglich ein Bezug zu Gott herzustellen.

"Du hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet" (AT Buch der Weisheit 11,21)

Mit dem Bezug war die Möglichkeit geschaffen die Lehren in die Septem Artes Liberales einzubinden.

Eine weitere wichtige Erneuerung war die Einführung der einheitlichen Schrift (Minuskeln). Sie vereinfachte das Verbreiten der Lehren und den gesamten geistigen Austausch im fränkischen Reich.

Zudem etablierte Karl Schulen für seine Führungsriege. In diesen wurde nach den Prinzipien der Septem Artes Liberales gelehrt.

Septem Artes Liberales

Die Septem Artes liberales

Die Septem Artes liberales wurden aus der Antike übernommen und waren für das mittelalterliche Studium obligatorisch. Ausgehen von der Philosophie teilte sich das System in zwei Bereiche, dem Trivium und dem Quadrivium. Den Grundbestand bildete das Trivium mit der Rhetorik, Grammatik und Dialektik. Darüber stand das Quadrivium mit der Arithmetik, Geometrie, Astronomie und der Musik.

In dem System ist die Musik nicht unter den heutigen Gesichtspunkten zu verstehen. Es ging vielmehr um den Ursprung und der geistigen Beschäftigung damit. Die praktische Ausführung war hingegen niedriger angesehen. Sie galt als Handwerk.

Die Lehren von Boethius blieben bis ins 13. Jahrhundert bestehen. Erst mit der Rezeption von Aristoteles kamen Zweifel auf.

Die musikalische liturgische Einheit

Die Größe des fränkischen Reichs brachte es mit sich, dass die Kirchengesänge unterschiedlich waren. Ein Gemeinschaftsgefühl gab es daher nicht. Aus diesem Grund sollten die Choräle aus Rom verbreitet werden.

In der Schrift Gesta Caroli Magni berichtet Notker Balbulus von Schwierigkeiten. Die römischen und griechischen Kleriker sollten neidisch gewesen sein. Daher verbreiteten sie unterschiedliche Gesangsarten. Erst als Karl I. Kleriker nach Rom schickte, sollte dies Gelungen sein.

Mit der Verbreitung der Choräle stieg der Umfang des Repertoires. Dadurch wurde ein Hilfsmittel notwendig, welches sich mit den Neumen bildete. Die Neumen sind wink-artige Zeichen, die den melodischen Verlauf der Choräle zeigen. Die ersten Nachweise für die Neumen sind das Graduale von Laon und das Cantatorum von St. Gallen, welche vermutlich im 10. Jahrhundert entstanden.

Cantatorium (Bild: Sankt Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. 359)

Choralmythos und die Neumen

Die im fränkischen Reich verbreiteten Choräle werden auf Papst Gregor I., dem Großen (540–604 Rom), zurückgeführt. Laut der Legende wurden die Choräle Papst Gregor vom Heiligengeist eingegeben.

Wenn jedoch die Neumen angesehen werden, gibt es daran Zweifel. Die Neumen zeigen große Unterschiede. Sie sind jedoch ähnlich genug, dass sie als Neumen erkannt und zugeordnet werden können.

Es wird teilweise davon ausgegangen, dass Karl sie im gesamten fränkischen Reich hat schreiben lassen.

Hl. Gregor mit Schreiber (Bild: Antiphonar St. Gallen)

Karls Machtpolitik zielte darauf ab das Reich zu vergrößern und zu halten. Die musikalische Entwicklung, ist nur ein Nebeneffekt. Ein Nebeneffekt der durch die verpflichtende Beschäftigung mit der Musik veranlasst wurde.

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