Starzevo/Neue Moschee (Bild: Heimo Eberhard)

Starzevo (Bild: Heimo Eberhard)

Herkunft der Pomaken

 Südöstlich von Smolyan beginnt das Kerngebiet der Pomaken. Neben malerischen Dörfern, die schon von der Ferne entweder durch ein Minarett oder einen Kirchturm die ethnische Zugehörigkeit der Dorfbewohner erahnen lassen, gibt es zahlreiche Dörfer in denen Moschee und Kirche Seite an Seite von einer friedlichen Coexistenz in dieser Region zeugen. Bulgarische Politiker ziehen gerne das friedvolle Zusammenleben zwischen den verschiedenen Volksgruppen in den Rhodopen als "role model" (Vorbild) heran.Herkunft der PomakenDie Pomaken werden als slawisch stämmige Bulgaren, die zur Zeit der osmanischen Herrschaft islamisiert wurden, gesehen. Bis heute ist man sich nicht einig, ob die Islamisierung auf freiwilliger Basis oder unter Gewaltandrohung vollzogen wurde. Auch die Herkunft des Wortes Pomak, bulgarisch "pomaci", ist sprachwissenschaftlich nicht eindeutig geklärt. Als am wahrscheinlichsten gilt die Ableitung vom bulgarischen Wort für Helfer, im Zusammenhang mit der osmanischen Besatzungsgeschichte.

Starzevo - Leben im Pomakendorf (Bild: Heimo Eberhard)

Starzevo - Leben im Pomakendorf (Bild: Heimo Eberhard)

Leben im Pomaken-Dorf

Die Pomaken in Bulgarien sind Anhänger des sunnitischen Islam und sprechen bis auf wenige religiöse Grußformeln aus dem Koran weder Türkisch noch Arabisch. Die auf der griechischen Seite des Rhodopen-Gebirges, welches ungefähr zwanzig Prozent des selben umfasst, lebenden Pomaken haben auf Grund der unterschiedlichen Geschichte der beiden Länder eine andere Entwicklung durchgemacht und sehen sich heute als Türken. Diese Metamorphose wurde auch von Griechenland, das Anschlussbestrebungen der Bewohner dieses Gebietes an Bulgarien befürchtete, unterstützt.Leben im PomakendorfDie zweistündige Fahrt in dem Minibus hat Herrn Hassan mitgenommen. Wie viele Pomaken seiner Generation hat er sein Leben lang auf Baustellen in Plovdiv gearbeitet und dadurch Schäden an der Wirbelsäule davongetragen. Doch Herr Hassan ist schon fast am Ziel. Kurz vor Zlatograd, der südlichsten Stadt Bulgariens unmittelbar an der Grenze zu Griechenland, biegt der Bus in eine Waldstraße ein und nach zehnminütiger Fahrt ist Herr Hassan in seinem Heimatdorf Starzevo angekommen. Rasch besorgt er noch frisches Brot für das Mittagessen, das seine Frau zubereitet haben wird, um sich dann noch eine Erfrischung in einem der zahlreichen Dorf-Cafetrias zu gönnen. Es ist ein typischer Sommertag in Starzevo, am kleinem Straßenmarkt werden Alltagsartikel angeboten, tratschende Frauen mit Kopftuch, die über den traditionellen bunten Kleidern blaue Arbeitsmäntel tragen, junge Mädchen, bauchfrei, die den Bus nach Zlatograd nehmen, um dort ihren Schwarm zu treffen und Herr Hassan, der wie jeden Tag um diese Zeit mit den Alten des Dorfes vergangene Zeiten auferstehen läßt.

Quelle: DiePresse.com: Das Volk ohne Rubrik

Autor seit 13 Jahren
28 Seiten
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