Die Reichspogromnacht - Eine Nacht des Schreckens
Die Nacht vom 09. auf den 10. November 1938 ging als Nacht des Hasses in die Geschichte ein und wurde zum Ausgangspunkt eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte.Reichskristallnacht (Bild: Quelle: Deutsches Bundesarchiv; Urheber des Bildes: H. Friedrich, Hannover)
Die Reichspogromnacht - Der Hass eskaliert
Die Vorgeschichte zu den Pogromen
Angehörige des jüdischen Glaubens leben bereits seit mehr als 1700 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Lebten sie anfangs für lange Zeit unbehelligt, so änderte sich dies im frühen Mittelalter. Während des ersten Kreuzzugs Ende des 11. Jahrhunderts kam es zu ersten Pogromen gegen die "Gottesmörder", wie die Juden nun genannt wurden. Sie blieben in den folgenden drei Jahrhunderten größtenteils von weitergehenden Verfolgungen verschont. Ihre Rechte wurden jedoch sehr stark eingeschränkt. Während der großen Pest im 14. Jahrhundert kam es zu wieder zu Pogromen, denen diesmal zahlreiche jüdische Bürger zum Opfer fielen. Im Verlauf der folgenden Jahrhunderte kam es immer wieder zu Morden und Vertreibungen gegenüber der jüdischen Bevölkerung.
Während des Kaiserreichs gab es keine nennenswerte Verfolgungen von jüdischen Bürgern, auch wenn immer noch ganz offensichtlich Ressentiments der deutschen "christlichen" Bevölkerung gegenüber den Angehörigen des jüdischen Glaubens festzustellen waren. Die Jahre der Weimarer Republik erlaubten den jüdischen Mitbürger dieselben Rechte wie der christlichen Bevölkerung. Im Hintergrund wurde jedoch bereits fleißig an der "Dolchstoßlegende" gestrickt, in der unter anderem vor allen den Juden eine erhebliche Mitschuld an der Niederlage im ersten Weltkrieg angelastet wurde. Dies machten sich vor allem rechte Kreise zunutze, die vor allem nach der Machtergreifung Hitlers im Jahre 1933 verstärkt gegen jüdische Bürger hetzten und ihre Diffamierungen in üblen Hetzblättern ("Der Stürmer", etc.) öffentlich machten. Der Weg für die verhängnisvollen Ereignisse im November 1938 war damit bereitet!
Die Reichspogromnacht und ihre gravierenden Folgen
Die mit einer schleichenden Entrechtung der jüdischen Bürger einhergehenden Diffamierungs- und Hetzkampagnen der NSDAP führten schließlich zum Ziel. Die aufgestaute Wut und der Hass entluden sich in den Ereignissen in der Nacht vom 09. zum 10. November 1938. Auslöser der Pogrome war ein wenige Tage zuvor durchgeführtes Attentat eines siebzehnjährigen polnischen Juden auf einen ranghohen Beamten in der deutschen Botschaft in Paris. Die Nationalsozialisten nahmen das Attentat als Vorwand für die nun folgenden Ereignisse. Angehörige von SS und SA in Zivilkleidung begannen damit, die Schaufenster jüdischer Geschäfte einzuschlagen, die Wohnungen jüdischer Bürger zu verwüsten und zugleich die Bewohner zu misshandeln oder gar zu töten.Das Ergebnis der unter dem Namen "Reichskristallnacht" bekannten Reichspogromnacht war erschreckend: Weit über tausend Todesopfer unter der jüdischen Bevölkerung, mehr als die Hälfte der Synagogen waren schwer beschädigt und tausende jüdische Geschäfte verwüstet.
Bereits am 10. November wurden etwa 30000 männliche Juden in Konzentrationslager verschleppt. Aus der Diskrimierung war eine "stillschweigende" Verfolgung der Juden mit all den fürchterlichen Konsequenzen geworden! Die jüdische Bevölkerung wurde entrechtet und aus anfänglich einzelnen Deportationen in Konzentrationslager wurden Anfang der vierziger Jahre Massendeportationen in die inzwischen in Todesfabriken umgewandelten Lager. Wie Schlachtvieh menschenunwürdig in Güterwagons eingepfercht traten die deportierten Juden ihre lange Reise an. Eine Reise ohne Wiederkehr! In jener Nacht an einem tristen Novembertag 1938 mutierte die Diskrimierung der jüdischen Bevölkerung in eine gnadenlose Verfolgung, der bis zum Kriegsende schätzungsweise etwa sechs Millionen Juden aus ganz Europa zum Opfer fielen.
Wie konnte es soweit kommen?
Wie in der Vorgeschichte bereits angesprochen, gab es schon seit dem frühesten Mittelalter Ressentiments und Diskriminierungen gegenüber der jüdischen Bevölkerung. Teilweise entstanden die Vorurteile aus einem falsch verstandenen Glauben, der manche "Christen" dazu bewog, in den Juden die "Gottesmörder" zu sehen. Bereits im Mittelalter übernahmen die Angehörigen des jüdischen Glaubens eine Sündenbockrolle. So wurde ihnen angelastet, an der Pest im 14. Jahrhundert schuldig zu sein.
Die schleichende Entwicklung von der einfachen Diskriminierung bis hin zum Völkermord, der mit der Reichspogromnacht seinen Anfang nahm, begann bereits zu Beginn der Weimarer Zeit. Neben den Kommunisten und Sozialdemokraten wurden vor allem auch die Juden für die Niederlage im ersten Weltkrieg verantwortlich gemacht. Als dann noch Ende der zwanziger Jahre eine handfeste Wirtschaftskrise die noch relativ junge Republik erfasste und viele Bürger einen sozialen Absturz erleben mussten, machten sich dies die Demagogen der rechten Szene zunutze. Die Juden wurden vehement in die "Sündenbockrolle" gedrängt und die Wut der zumeist christlichen Bevölkerung gegenüber ihren jüdischen Mitbürgern wuchs stetig, bis sie schließlich in der Reichspogromnacht ihren Höhepunkt fand.
Kann so etwas wieder geschehen und wie lässt es sich verhindern?
In der Weltgeschichte kam es immer wieder zu Genoziden an bestimmten Volksgruppen. Schon damals zeigte es sich, dass Hass nicht an Grenzen und Zeiten gebunden ist. Infrastruktur, Wohlstand und soziales bzw. gesellschaftliches Gefüge haben sich nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa deutlich zum Positiven verändert. Aufklärung und Wissensvermittlung über den Völkermord beginnen bereits in der Schule. Doch was geschieht, wenn wieder eine handfeste Krise Deutschland und Europa erfasst? Sind diesmal die muslimischen Mitbürger oder sonstige Zuwanderer die Sündenböcke? Wie kann das verhindert werden?
Das Thema "Holocaust" darf niemals in Vergessenheit geraten. Vor allem den jungen Generationen in Deutschland und Europa, sollten die Schrecken der damaligen Zeit vor Augen geführt werden. Dabei wäre es allerdings notwendig, das anklagende Schuldprinzip (""Wir Deutsche sind alle Mörder! Wir sind für immer schuld!") durch eine verstärkte sachliche und motivierende Aufklärung zu ersetzen ("Es liegt in den Händen eurer und unserer Generation, das so etwas nie wieder geschieht!"). Den zurzeit aufkommenden Ressentiments gegenüber Zuwanderern, vor allem muslimischen Bürgern, muss durch Aufklärung und vor allem gemeinsamen Begegnungen Einhalt geboten werden. Diskrimierungen, egal von welcher Seite, dürfen nicht geduldet werden!
Es bleibt zu hoffen, dass sich dieses dunkle Kapitel unserer Vergangenheit nie mehr wiederholt, weder in Deutschland noch sonstwo auf unserem schönen Planeten.
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