Die schlimmsten Atomkatastrophen seit 1950
Eine knappe Übersicht der schlimmsten kerntechnischen Unglücke seit 1950 ab INES 5.Bildquellenangabe: Joujou / pixelio.de
12. Dezember 1952 – Chalk River, Kanada
Am 12. Dezember 1952 ereignete sich der erste schwere Reaktorunfall. Ausgangspunkt war der NRX-Reaktor in der Nähe von Ottawa (Kanada). Als Hauptursache des Unglücks kann von menschlichem Versagen ausgegangen werden – Fehlbedienungen, Fehleinschätzungen, Missverständnisse unter den Mitarbeitern, falsches Handeln. Durch eine partielle Kernschmelze wurde der Reaktorkern zerstört. Mindestens 100TBq an Spaltprodukten sollen in die Atmosphäre freigesetzt wurden sein. Eine Kontaminierung des nahegelegenen Flusses Ottawa konnte nur durch das Abpumpen des kontaminierten Wassers aus dem Keller des Reaktorcontainers, in eine sandige Sickergrube, verhindert werden. Die Aufräumarbeiten dauerten mehrere Monate an. Innerhalb von zwei Jahren nach diesem Unglück ging der Reaktor erneut in Betrieb.
29.September 1957 – Kyschtym, Sowjetunion...
Am 29. September 1957 ereignete sich ein schrecklicher Unfall, der erstaunlicherweise 30 Jahre lang vor der Welt geheim gehalten werden konnte. Und dies, obwohl es sich hierbei um eine der größten Atomkatastrophen weltweit handelt. So explodierte in der sowjetischen Plutoniumfabrik Majak ein unterirdischer Betontank. Dieser Tank war gefüllt mit flüssigen, radioaktiven Abfällen. Die Katastrophe forderte mindestens 1.000 Menschenleben. Weitere 10.000 Menschen wurden verstrahlt.
Bis heute sind keine genauen Zahlenangaben vorhanden. Es wird jedoch berichtet, dass ein Landstreifen mit einer Länge von 300 Kilometern und einer Breite von bis zu 40 Kilometern verseucht ist. Heute kann darüber hinaus gesagt werden, dass durch diese Atomkatastrophe erheblich mehr Radioaktivität freigesetzt wurde als bei dem bekannten Fall von Tschernobyl. Auch kann mit Sicherheit gesagt werden, dass noch immer zahlreiche Männer, Frauen und Kinder unter den Spätfolgen des Majak-Unglückes leiden. Bekannt wurde dieser Fall erst im Jahr 1976, mit Hilfe eines emigrierten Wissenschaftlers. Eine offizielle Bestätigung gab es jedoch erst 1990.
Trotz dieses verheerenden Unfalles wurde die Anlage bis heute nicht stillgelegt. Stattdessen zählt das AKW heute zu den weltweit größten Fabriken. Außerdem kam es seit dem Unfall 1957 immer wieder zu gravierenden Zwischenfällen, die ebenfalls totgeschwiegen wurden.
7. Oktober 1957 – Windscale, Großbritannien
Die verschwiegene Atomkatastrophe von Majak soll im Jahr 1957 nicht die Einzige bleiben. So ereignet sich im Oktober 1957 auch in dem Kernreaktor "Pile No. 1" in Windscale ein Unfall. Das Graphit in dem Reaktor fing unbemerkt an zu brennen, wodurch die Radioaktivität innerhalb kürzester Zeit, ungehindert über die Abluftkamine, nach außen gelangen konnte. Insgesamt 750 TBq gelangten in die Atmosphäre. Aufgrund der großen Mengen an Radioaktivität, welche nach Außen gelangte, wurde in einem Umkreis von 520 Quadratkilometern die Milcherzeugung verboten. Dieser Unfall soll für zahlreiche Krebstote verantwortlich sein. Der betroffene Reaktor wurde durch den Unfall zerstört. Der zweite Reaktor soll bis 2012 komplett demontiert werden.
26. Juli 1959 - Simi Valley, Kalifornien, Vereinigte Staaten
Aufgrund eines verstopften Kühlkanals ereignete sich im Santa Susana Field Laboratory eine 30-prozentige Kernschmelze. Unter den radioaktiven Gasen musste überwiegend die Umwelt leiden. Bei diesem Unfall handelt es sich um eine der größten Jod-131-Freisetzungen in der gesamten Nukleargeschichte. Ebenso wie das Majak-Unglück wurde auch dieser Unfall lange Zeit geheim gehalten.
28. März 1979 - Three Mile Island, Vereinigte Staaten
Maschinenversagen und das Versagen von Messsignalen sorgte am 28. März 1979 in einem Kernkraftwerk von Harrisburg zum Ausfall der Reaktorkühlung. Die Folge daraus war eine patielle Kernschmelze, sowie die Freisetzung von 90 TBq radioaktiven Gasen. Bis heute gilt dieser Unfall als Schwerster innerhalb der USA.
September 1982 - Tschernobyl
In der Mitte eines Reaktors von Tschernobyl wurde durch menschliches Versagen ein Brennstoffkanal zerstört. Sowohl über den industriellen Bereich als auch über die Stadt Prypjat wurde eine enorme Menge an radioaktiven Substanzen verteilt.
26.April 1986 – Tschernobyl
Am 26. April 1986 erfolgte eine erneute Atomkatastrophe in Tschernobyl – der bekannte Super-GAU. Infolge einer Kernschmelze kam es zu Explosionen, wodurch enorme Mengen an Radioaktivität freigelegt wurden. Die gesamte Umgebung wurde stark kontaminiert. Unter den Hilfskräfte gab es zahlreiche Strahlenopfer. In zahlreichen europäischen Ländern konnte die Radioaktivität des Super-GAU nachgemessen werden. Ein großräumiges Sperrgebiet und eine Evakuierung sollte die Anzahl der geschädigten Personen minimieren. Doch noch heute leidet ein Großteil der Betroffenen unter den Spätfolgen.
Geschmackloserweise dient das, noch heute abgesperrte, Gebiet als beliebtes "Ausflugsziel" einzelner Urlauber. Zahlreiche Menschen sind bereit, sich freiwillig der noch vorhandenen Radioaktivität auszusetzen, um einzigartige Urlaubsfotos zu erhaschen. Eine Führung durch das verseuchte Gebiet kostet 120 Euro!
März 2011 - Fukushima, Japan
Am 11. März 2011 erschüttert das Tohoku-Erdbeben die Bevölkerung. Nur kurze Zeit später folgt ein verheerender Tsunami. Wären die Schäden und Opfer dieser Naturkatastrophen nicht schon genug, folgt eine Überhitzung der Reaktorkerne in drei von sechs Reaktorblöcken des Kernkraftwerkes Fukushima. Bislang ist unklar, ob es bereits zu einer Kernschmelze gekommen ist, oder nicht. Die Behörden halten sich weiterhin bedeckt, bzw. geben keine eindeutigen Auskünfte.
Am 12. März kam es im Block 1 zu einer Explosion. Am 14. März folgte eine weitere Explosion in Block 3 und am 15. März im Block 2. Die äußeren Gebäudehüllen aller drei Blöcke wurden zerstört. Aktuell sind die Reaktorblöcke 3 und 4 von einer Kernschmelze bedroht. Das Militär gibt sich alle Mühe, die Blöcke zu kühlen. Mit Hubschraubern wurde tonnenweise Meerwasser ausgeschüttet. Der Erfolg bleibt jedoch weiterhin ungewiss. Bislang kann nur spekuliert werden, ob ein Super-GAU folgen wird oder nicht.
Bildquelle:
kendoman26 / Flickr
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