Die Sieben Weltwunder der Antike
Jedes Kind kennt die Pyramiden von Gizeh, die zu den Sieben Weltwundern der Antike zählen. Und welche waren die weiteren Weltwunder der Antike?Weshalb gerade *sieben* Weltwunder?
Wer zum ersten Mal von den Sieben Weltwundern hört, wird sich verwundert fragen, weshalb es deren 7 sind und keine runde Zahl wie etwa 10. Dies hängt mit der Zahlenmystik zusammen, die der 7 Vollkommenheit zugestand.
Die wohl älteste schriftliche Überlieferung einer solchen Aufzählung an Weltwundern reicht bis zum Griechen Herodot (* ca. 490/480 v. Chr.; † ca. 424 v. Chr) zurück, der gemeinhin als "Vater der Geschichtsschreibung" betrachtet wurde und noch heute als wertvolle Quelle historischer Aufzeichnungen dient.
Alle antiken Weltwunder befanden sich in Vorderasien, Südeuropa bzw. Ägypten, was natürlich die Bedeutung der Kulturen jener Zeit widerspiegelt. Bedauerlicherweise sind die Pyramiden von Gizeh das einzige Weltwunder, das die zerstörerischen Kräfte der Jahrhunderte überstand, weshalb man heute nur noch Vermutungen über das Aussehen dieser Bauwerke anstellen kann. Somit ist eine ganze Menge Phantasie nötig, um die gedankliche Reise zu den Weltwundern antreten zu können. SInd Sie bereit?
Die Pyramiden von Gizeh - "Walk Like an Egyptian" - The Bangles
Prunkstück Cheops-Pyramide
Sie stellen das vielleicht berühmteste Bauwerk der Menschheitsgeschichte dar: Die Pyramiden von Gizeh. Ihren Namen verdanken sie der Lage acht Kilometer südwestlich der Stadt Gizeh. Errichtet wurden sie vermutlich in der Zeit zwischen 2620 bis 2500 v. Chr. Entgegen populärer Vorstellungen wurden sie von keinem Sklavenheer, sondern freien Arbeitern errichtet, die hierfür entsprechend entlohnt wurden.
Die größte der Pyramiden von Gizeh ist die Cheops-Pyramide, die dem Pharao Cheops zugeschrieben wird. Zwar gilt die Cheops-Pyramide mit ihren 137 Metern Höhe als höchste Pyramide der Welt. Doch flächenmäßig wird sie von der Pyramide von Cholula (Mexiko) bei weitem übertroffen.
Trotzdem: ihre monumentale Größe versetzte sogar den ansonsten nicht leicht zu beeindruckenden Napoleon, der bei seinem Ägypten-Feldzug seinen Soldaten zurief: "Soldaten, seid euch bewusst, dass von diesen Pyramiden vierzig Jahrhunderte auf euch herab blicken."
Nicht weniger imposant sind die Chephren- sowie die Mykerinos-Pyramide, die zusammen mit der Cheops-Pyramide die "Pyramiden von Gizeh" bilden.
In ganz Ägypten gibt es ungefähr 80 bekannte Pyramiden. Das sind übrigens weniger als in China, wo derzeit rund 100 Pyramiden registriert sind. Wie viele es tatsächlich sind, ist nicht abzuschätzen. Denn selbst über mächtige Bauwerke wächst im Laufe der Jahrhunderte buchstäblich Gras darüber...
Der Koloss von Rhodos - "Rhodos im Regen, grüner Edelstein im Meer" - Udo Jürgens (eigentlich: Udo Jürgen Bockelmann)
Der Koloss von Rhodos: Aufstieg und Fall eines Wahrzeichens
Es muss ein unglaubliches Erlebnis gewesen sein, mit einem Schiff beim Einfahren in den Hafen von Rhodos die Bronzestatue des Sonnengottes Helios zu erblicken. Über 30 Meter an Höhe soll die Statue gemessen haben und zwölf Jahre soll es gedauert haben, bis sie 292 v. Chr. in ihrer ganzen Pracht den Hafeneingang zierte.
Gebaut hatten sie die Rhodier aus Dankbarkeit über die erfolgreich überstandene Belagerung der Stadt durch den mächtigen Feldherrn Demetrios I. Poliorketes. Auch wenn der Koloss von Rhodos nicht das einzige zu Ehren des Sieges erbaute Monument war, so ging es doch in die Geschichte als eines der Sieben Weltwunder der Antike ein.
Helios galt als Schutzgott der Rhodier und stand ihnen gegen Demetrios I. Poliorketes der Legende nach auf folgende Weise bei: Er habe die Verteidiger angewiesen, einen verdeckten Graben zwischen der Stadtmauer und der Hauptbelagerungsmaschine der Angreifer zu errichten. Beim nächsten Vorrücken der Belagerungsmaschine stürzte diese in den Graben und verschloss auf Grund ihrer Größe und Masse eine Bresche in der Stadtmauer. Demetrios I. Poliorketes erkannte die Aussichtslosigkeit einer weiteren Belagerung und zog sich zurück. Die von den Belagerern zurückgelassenen, noch intakten Belagerungsmaschinen wurden für die Finanzierung der Statue verwendet.
Legende oder nicht: Keine Legende ist es, dass der Koloss von Rhodos nach einem schweren Erdbeben zwischen 227 und 223 v. Chr. in die tosende See stürzte und für immer in den Fluten versank.
Die Hängenden Gärten von Babylon - "By the rivers of Babylon, there we sat down" - Boney M.
Existierten die Hängenden Gärten der Semiramis in Babylon überhaupt?
Sie müssen der Traum eines jeden Schrebergärtners gewesen sein: Jene Hängenden Gärten neben oder direkt auf dem Palast des babylonischen Herrschers Nebukadnezar II. Nach den Überlieferungen bildeten sie ein Quadrat mit der Seitenlänge von 120 Metern und waren auf sieben Terrassen aufgeteilt, die jeweils übereinander angebracht waren und etwa fünf Meter hoch waren. Die Terrassen waren mit Schilf und Asphalt errichtet und anschließend mit einer Schicht gebrannter Ziegel bedeckt worden. Die Fugen wurden sodann mit Gips verschlossen und über das Ganze wurde eine Bleischicht gegossen. Erst dann folgte eine drei Meter hohe Erdschicht, auf der allerlei Pflanzen und sogar Bäume wachsen konnten. Die zur Bewässerung nötigen, ungeheuren Wassermengen wurden dem Euphrat entnommen.
Anlegen ließ die Hängenden Gärten der Semiramis Nebukadnezar II, um seine schöne Frau Semiramis zu beglücken (das Konzept der Schuhläden steckte zu jener Zeit noch in den Kinderschuhen). Ein überraschend romantischer Wesenszug eines ansonsten eher für seine Grausamkeit und Brutalität bekannten Despoten!
Das heißt: Falls es die "Hängenden Gärten von Babylon", wie die Gärten der Semiramis meist benannt werden, überhaupt gab. Denn zeitgenössische babylonische Texte erwähnen dieses monumentale Bauwerk mit keiner Silbe.
Sei's drum: Die "Hängenden Gärten von Babylon" gelten als eines der Sieben Weltwunder, wenngleich als jenes, das höchstwahrscheinlich niemals existierte.
Der Leuchtturm von Alexandria - "Come on baby, light my fire" - The Doors
Der Große Leuchtturm von Alexandria
Rund 115 bis 160 Meter soll der von Sostratos von Knidos errichtete Turm hoch gewesen sein. Ausschlaggebend für den Bau des Leuchtturms von Alexandria war der rege Schiffsverkehr am Eingang des Hafens der antiken Stadt. Dank des gigantischen Leuchtturms konnten die Schiffe gefahrlos auch nachts anlegen. Als Sockel für den Turm diente eine quadratische Plattform aus Granit, die eine Seitenlände von fast 200 Metern aufwies.
Das über viele Kilometer hinweg sichtbare Feuer speiste sich aus einer 9 Meter hohen Laterna, über der die Lichtquelle angebracht war. Tagsüber sorgte ein riesiger Hohlspiegel für LIcht, nachts brannten durch Öl oder Pech angefachte Feuer.
Sein Ende läutete ein Seebeben 365 n. Chr. ein. Durch weitere heftige Erdbeben gingen beim Leuchtturm im 14. Jahrhundert die Lichter aus und die Menschheit war um ein Weltwunder ärmer.
Bildatlas Weltwunder: Mit über 450 Bildern und ... | Was ist was, Band 081: Die sieben Weltwunder | Die schönsten Weltwunder |
Der Tempel der Artemis - "Fire, to destroy all you've done" - The Crazy World of Arthur Brown
Der Tempel der Artemis: Nero war unschuldig!
In der griechischen Stadt Ephesos befand sich der Tempel der Artemis, der als größter Tempelbau der Antike galt. Der 560 v.Chr.begonnene Bau erwies sich als äußerst schwierig und mühsam, da sich das Gelände auf sumpfigem Boden befand. Schlussendlich sollte die Errichtung 120 Jahre lang dauern. Prunkstück der Anlage war die zwei Meter hohe, mit Edelmetall verkleidete Artemis-Statue.
Nur wenige Jahrzehnte später, am 21. Juli 356 v. Chr., steckte ein Hirte namens Herostratos das architektonische Wunderwerk in Brand, das von den Flammen völlig verwüstet wurde. Herostratos wurde für diese Brandstiftung zwar hingerichtet, erreichte aber sein Ziel, mit dieser Tat Unsterblichkeit zu erlangen: Heute versteht man unter einem Herostrat einen Menschen, der alleine des Ruhmes wegen ein Verbrechen begeht.
Angeblich soll in der verhängnisvollen Nacht des Brandes Alexander der Große geboren worden sein.
Der WIederaufbau des Tempels dauerte abermals rund hundert Jahre und war mit vielen Änderungen verbunden. Die wichtigste Änderung bedarf das Material, aus dem die Decke gefertigt war: Stein anstatt Holz, was beim Originalbau vermutlich die bessere Wahl gewesen wäre....
Um 262 n. Chr. wurde der neu errichtete Tempel der Artemis von den Goten zerstört. Die kümmerlichen Reste fanden in den Häusern der Umgebung praktische Verwendung. An einen Wiederaufbau verschwendete bislang niemand einen Gedanken. Bauzeiten von hundert Jahren erfreuen sich heutzutage nur noch geringer Beliebtheit.
Das Mausoleum von Halikarnassos
Mausoleum als Steinbruch
Dermaßen gewaltig war das auch als Maussolleion bezeichnete Mausoleum von Halikarnassos, dass das Wort gleichsam zum Synonym für prachtvolle Grabanlagen wurde. Dabei hatte der persische Herrscher Mausolos II die Grabesstätte gar nicht selbst in Auftrag gegeben. Verantwortlich für die Errichtung des Prunkbaus war seine Frau Artemisia II.
Von ca. 368 bis 350 v. Chr. waren tausende Arbeiter mit dem Bau beschäftigt, der 46 Meter hoch in den Himmel ragte. Zahlreiche Statuen, Säulen und Friesen (kunstvolle Zierstreifen) machten das Mausoleum zu einem Prachtgebäude, von dem selbst viele lebende Herrscher nur träumen konnten.
Im 12. Jahrhundert wurde es durch ein Erdbeben schwer beschädigt. Das endgültige Ende bedeutete 1523 der Abriss des Gebäudes, um Baumaterial für eine Festung zu erhalten.
Heute sind nur noch die Verteifung der Grabkammer sowie Reste des damaligen Kanalisationssystems erhalten geblieben.
Zeus-Statue des Phidias
Beim Zeus: Was für ein Mannsbild!
Stattliche Höhe, mit Gold und Elfenbein verkleidet, mit Edelsteinen verziert und allseits beliebt. Trotzdem, meine Damen, kein Kandidat für eine Heirat. Denn es handelte sich dabei um die 12 Meter hohe Zeus-Statu, die den Göttervater auf seinem Thron sitzend zeigte. 438 v. Chr. begann der Bildhauer Phidias mit der Erschaffung seines Meisterwerks aus Marmor und arbeitete rund acht Jahre lang an dessen Vollendung. Phidias hatte bereits die Statue der Göttin Athene auf der Akropolis erschaffen.
Zerstört wurde die später nach Konstantinopel transportierte, prachtvolle Zeus-Statue 475 n. Chr. durch einen Brand, was nicht gerade für die Wirksamkeit der Brandschutzbestimmungen früherer Jahrhunderte spricht.
Bildquelle:
Barbara Lechner-Chileshe
(Warum gibt es unterschiedliche Haut- und Augenfarben?)