Altbewährt - und neu entdeckt!

Die Steckrübe ist nicht nur eine Gemüsesorte mit Tradition, sie passt auch gut in unsere moderne Gesellschaft. Sie ist unkompliziert anzubauen und in der Küche vielseitig verwendbar.

Weil sie keiner langen Transportwege bedarf und keine chemische Düngung braucht, gilt sie als biologisch gut verträgliches und klimaschonendes Nahrungsmittel.

In allen gemäßigten Klimazonen Europas ist ihr Anbau möglich, auch etwas kühlere Temperaturen hält sie aus. 

Kohlrübe, Wruke, Knutsche, Butterrübe oder Rotabaga: Die Steckrübe

Die Steckrübe ist eine Unterart des Raps, also eine Rapssorte, die Rüben bildet. Sie gehört – wie zum Beispiel Weißkohl, Brokkoli, Radieschen, Rucola oder Brunnenkresse - zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae).

Die Steckrübe (Kohlrübe) wird auch als Rapskohl bezeichnet, als Unterkohlrabi, Bodenkohlrabi oder Erdkohlrabi.

Wegen ihrer gelblichen Wurzelknollen nennt man sie Butterrübe.

Manchmal wird für die Steckrübe der Begriff Runkelrübe gebraucht, die Runkelrübe (Beta vulgaris) gehört aber tatsächlich in eine ganz andere Pflanzenfamilie, nämlich zu den Fuchsschwanzgewächsen.

Im Norden Deutschlands bezeichnet man die Steckrübe als Wruke, in Bayern und Österreich nennt man sie Dotsche, in der Schweiz ist sie die Knutsche.

Das englische Wort für die Steckrübe, rotabaga, ist ein altes schwedisches Dialektwort: "Rot" ist die Wurzel, "bagge" die Tasche bzw. die Bezeichnung für einen stumpfen, runden Gegenstand.

In England, wo die Steckrübe auch heute noch gerne und vielseitig angebaut wird, trägt sie außerdem den Namen "Swede", die schwedische Rübe.

Im 17. Jahrhundert wurde die Steckrübe aus Skandinavien in Deutschland eingeführt, ihr Ursprung ist allerdings unbekannt. Vermutet wird, dass er in Skandinavien oder Russland liegt.

"Ostpreußische Ananas"?

Als sogenannter Steckrübenwinter ging der Kriegswinter 1916/17 in die Geschichte ein: Nach einer missratenen Kartoffelernte waren während des Ersten Weltkrieges die Nahrungsmittel in Deutschland knapp geworden. Die Schweine hatte man bereits geschlachtet, was übrig blieb, war das Schweinefutter: Steckrüben.

Morgens gab es Rüben als Suppe, am Mittag bereitete man sie zu wie Fleisch und am Abend wurde aus Steckrüben gebackener Kuchen serviert.

Um der Bevölkerung dieses Gemüse etwas schmackhafter zu machen, taufte man die Rübe kurzerhand in Ostpreußische Ananas oder Mecklenburgerische Ananas um.

Not macht ja bekanntlich erfinderisch: Um die Steckrübe in der Küche möglichst vielseitig verwenden zu können, wurden neue Rezepte kreiert und sogar ganze Kochbücher rund um die robuste Rübe verfasst.

Auch nach Ende des 2. Weltkriegs (1946/47) konnte die Steckrübe wieder hungrige Mägen sattmachen – worauf man sie erst einmal ein wenig satt hatte …

"Die Rüben, die Rüben, die haben mich vertrieben. Hätt die Mutter Fleisch gekocht, dann wäre ich geblieben!", so wurde in einem alten Kindervers gereimt.

Tut man ihr da nicht doch ein bisschen Unrecht, der Steckrübe?

Hundert Jahre nach dem Steckrübenwinter von 1916/17 hat man in Deutschland wieder Gefallen und Geschmack an der Rübe gefunden: Sie ist das Gemüse des Jahres 2017/2018. Zusammen mit anderen alten Gemüsesorten wie Wurzelpetersilie, Pastinake oder Topinambur zieht auch die einst geschmähte Rübe wieder in moderne Küchen ein.

Tatsächlich lässt sich in der Küche aus der einfachen Steckrübe viel zaubern: Sie kann in Suppen oder Aufläufen verwendet werden, man kann sie roh, gedünstet oder gekocht essen. Bereitet man sie gemeinsam mit anderen Gemüsesorten zu, nimmt sie deren Geschmack an. Im Apfelmus kann sie sogar einen Teil der Äpfel ersetzen.

Die goldgelben Wurzelknollen der Steckrübe bringen Farbe auf den Teller, sie machen so manches Kartoffelpüree attraktiver – und jeder weiß: Das Auge isst ja bekanntlich mit!

Auch das Rübengrün der Steckrübe kann wie Gemüse (zum Beispiel Spinat oder Mangold) gekocht und gegessen werden.

Tatsächlich nutzt man in der Küche vor allem die gelben Wurzelknollen. Sie enthalten Carotinoide (Provitamin A). Die weißen Wurzelknollen werden dagegen meist als Viehfutter verwendet.

Arm an Kalorien, reich an Nährstoffen, gut – und so gesund!

Die Steckrübe ist aufgrund ihres hohen Wassergehalts (84%) ein kalorienarmes Gemüse. Sie schmeckt nach Kohl und hat ein süßlich-mildes, manchmal auch leicht herbes Aroma. Der Geschmack ist nicht nur von der Sorte abhängig, sondern auch von der Bodenbeschaffenheit und den Anbaubedingungen.

Die Steckrübe enthält neben Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten auch ätherische Öle, außerdem Mineralstoffe wie Calcium, Kalium, Eisen, Mangan, Phosphor und Zink. Zusätzlich stecken in ihr B-Vitamine, Vitamin E, Vitamin K und besonders viel Vitamin C.

Als besonders nährstoffreiches Gemüse kann die Steckrübe den Alterungsprozess verzögern, die Sehkraft verbessern, den Blutdruck senken und Osteoporose vorbeugen.

Für Vegetarier ist die Steckrübe eine gute Eiweißquelle.

Da die Steckrübe vergleichsweise weniger "leere" Kohlenhydrate enthält, ist sie vor allem für Diabetiker und Anhänger der Low-Carb-Ernährungsweise eine günstige Alternative zur Kartoffel. Sie lässt sich ebenso leicht kochen und Feinschmecker behaupten sogar, dass sie noch ein wenig aromatischer schmeckt.

Da sie ein ballaststoffreiches Gemüse ist, sorgt die Steckrübe auch während einer Diät für den erwünschten Sättigungseffekt.

Die Autorin und Nährstoffexpertin Jean Carper erwähnt auch die buttergelbe Rübe in ihrem Buch Wundermedizin Nahrung

Die Steckrübe gehört wie andere Kohlsorten zur Familie der Kreuzblütler. Kreuzblütler, so Jean Carper, können die Beseitigung von Östrogen aus dem Körper beschleunigen und sollen daher untere anderem Brustkrebs vorbeugen können. Auch die in der Pflanze enthaltenen Indole (sekundäre Pflanzenstoffe) wirken gegen Krebserkrankungen.

Um eine möglichst optimale Wirkung zu erzielen, empfiehlt Jean Carper, die Steckrübe roh oder nur leicht gekocht zu verzehren.

Die Nahrungsmittelexpertin legt den Genuss der Steckrübe vor allem Rauchern ans Herz, da die Steckrübe wie andere zu den Kreuzblütlern gehörende Gemüsesorten das Lungenkrebsrisiko verringern könne.

Unkompliziert, robust und bewährt

In Deutschland wird die Steckrübe heute längst nicht mehr so häufig angebaut wie in früheren Zeiten. 90 Prozent der Sorten sind inzwischen verschollen, hauptsächlich kennt man in Deutschland die Sorte "Wilhelmsburger". Eine größere Sortenvielfalt konnte in England und skandinavischen Ländern erhalten werden.

Die Steckrübe bevorzugt humushaltigen, lehmigen Boden. Wer sie gerne im eigenen Garten haben möchte, der findet auf der Website des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. weitere Informationen zur Kultivierung.

Einfach mal probieren!

Klassische Steckrübensuppe und -eintopf, aber auch Rezepte für Rübenpuffer, Steckrübencurry, Rübenpüree, finnischen Steckrübenauflauf, Steckrübenmarmelade oder Aufstrich mit Steckrübe und Grapefruit stellt der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. in seiner Rezeptesammlung (PDF-Dokument) rund um die Steckrübe vor.

Wer Lust auf traditionelles Steckrübenkraut hat (als Alternative zum Sauerkraut), auf panierte Steckrübe mit Feta, auf Steckrüben-Antipasti, Steckrüben-Soufflé oder kinderfreundliche Steckrüben-"Pommes", der kann diese und weitere 400+ Rezepte rund um die Rübe bei Chefkoch entdecken.

Außerdem: Die beliebtesten Steckrüben-Rezepte

Bitte aufpassen: Wer allergisch auf Kreuzblütler reagiert, sollte mit dem Verzehr von Rüben und anderen Kohlgemüsen lieber vorsichtig sein!

(Ohne Gewähr - Die hier vorgestellten Informationen wurden sorgfältig recherchiert und erstellt, können eine professionelle Beratung durch ausgebildete Ernährungsmediziner bzw. Therapeuten aber nicht ersetzen. Jeder Leser sollte sich umfassend informieren und eventuelle persönliche Risikofaktoren abwägen.)

Michaela, am 16.02.2018
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Bildquelle:
w.r.wagner / pixelio.de (Rübenmus aus der Steckrübe liegt wieder voll im Trend)
Bildautor: © M. Schuppich - Fotolia (Die Zitronengurke: Pflegeleichte Exotin)

Autor seit 13 Jahren
332 Seiten
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