Das Aussehen und Vorkommen der Pflanze

Die schwarze Tollkirsche ist eine krautige, mehrjährige Pflanze, die bei günstigen Bedingungen bis zu 1,5 Meter hoch werden kann. Sie wächst verästelt und trägt längliche Blätter. Auffällig sind die braunvioletten Blüten in Glockenform, die zwischen Juni und August auftreten. Die Beeren sind anfänglich grün. Im reifen Zustand sind sie etwa kirschgroß und schwarz glänzend. Mit den fünfzipfeligen Kelchblättern sehen sie, bis auf die Farbe,  aus wie kleine Tomaten. Die Tollkirsche kann gleichzeitig sowohl noch Blüten als auch bereits Beeren tragen. Auch der Nektar enthält psychoaktive Substanzen, wird von Bienen und Hummeln aber gerne gesammelt. Von der schwarzen Tollkirsche gibt es eine Varietät (Atropa lutea) mit gelben Blüten und gelben Früchten.

Die Tollkirsche ist in ganz Europa und von Nordafrika bis Kleinasien verbreitet. Sie liebt Schatten und kalkhältige Böden. Man trifft sie vornehmlich in Wäldern, auf Waldwegen oder Brachflächen bis 1700 Meter Höhe.

Bild: Torsten Rempt  / pixelio.de

Das Gift der Tollkirsche

Nicht nur die Beeren, auch die Blätter, Blüten und die Wurzel enthalten eine Reihe von Giftstoffen. Die wichtigsten vorkommenden Alkaloide sind Atropin, S-Hyoscyamin, Scopolamin und weitere Tropanalkaloide. Hyoscyamin geht beim Trocknen der Pflanze in Atropin über. Der höchste Gehalt an Giftstoffen wird in den Blättern gefunden, in den Beeren, die hauptsächlich für Vergiftungen verantwortlich sind, kann der Gehalt an Giftstoffen stark schwanken. Als tödliche Dosis gelten für Kinder 3 bis 4 Beeren und für Erwachsene 10 bis 12 Beeren. Aber auch bei Verzehr von  nur 0,3 Gramm der Blätter treten bereits Vergiftungserscheinungen auf. Die Sterblichkeit bei einer Vergiftung durch Tollkirschen liegt bei 10 Prozent.

Symptome einer Vergiftung

Die Vergiftungserscheinungen sind ähnlich denen der durch die Engelstrompete (Brugmansia) oder durch den Stechapfel (Datura) ausgelösten: stark vergrößerte Pupillen, Sinnesstörungen, Halluzinationen, Anfälle von Tobsucht, Mundtrockenheit, Pulsbeschleunigung und Herzrasen bis hin zum Tod durch Atemlähmung. Die akute Phase einer Vergiftung beträgt 3 bis 4 Stunden. Die Sehstörungen und die erweiterten Pupillen können über Wochen bestehen bleiben. Ärztliche Hilfe ist unbedingt notwendig.

Die Tollkirsche in der Geschichte zwischen Hexenkraut und Kriegseinsatz

Keine andere Pflanze spannt den Bogen von Heilmittel zu Gift so exzellent wie die Tollkirsche. Sie verfügt über eine Reihe volkstümlicher Namen, die die Tollkirsche als gefährliche und dämonische Hexenpflanze beschreiben: Wolfskirsche, Waldnachtschatten, Teufelskirsche, Tintenbeere, Hexenkraut oder Schlafkirsche. Im Mittelalter fand die Tollkirsche Erwähnung als brauchbares Mittel für Flug- und Hexensalben. Und auch bei Hildegard von Bingen wird die Tollkirsche als Tod bringend beschrieben.

Die medizinische Verwendung der Tollkirsche reicht jedoch bis in die Antike zurück, wo sie unter anderem als Schmerzmittel und zur Therapie von Geisteskrankheiten eingesetzt wurde. In Marokko gilt ein Tee aus den getrockneten Beeren immer noch als Aphrodisiakum für Männer. Auch im Altertum gab es schon Schönheitsideale. Große Pupillen waren in Italien eine Zeitlang in Mode. Die Damen der Gesellschaft tropften sich dazu eine Tinktur aus Belladonna in die Augen.

Im 11. Jahrhundert wurde die Tollkirsche beim Krieg zwischen den Schotten und den einfallenden Dänen sogar zur "chemischen Kriegsführung" eingesetzt. Die Schotten vergifteten das Bier der Dänen mit Beerensaft. Die Dänen konnten dann im Rausch überfallen und geschlagen werden. Atropin soll auch ein wirksames Gegenmittel gegen Nervengase der modernen chemischen Kriegsführung sein. Im zweiten Weltkrieg wurde es in größerem Stil produziert, um auf Giftgasangriffe vorbereitet zu sein. In Israel kam es während des ersten Golfkrieges angeblich zu mehreren Hyoscyamin-Vergiftungen, da aus Angst vor einem irakischen Giftgasangriff, viele Bürger sich prophylaktisch dieses Mittel verabreicht hatten.

Homöopathie: Tollkirsche Belladonna D3 bis D6

Heute wird die Tollkirsche homöopathisch verwendet und Atropin spielt auch eine Rolle in der Augenheilkunde. Belladonna wird in der Homöopathie gegen starkes Fieber, das mit einer Gesichtsrötung einhergeht, meist als Folgemittel von Aconitum (Eisenhut) gegeben. Auch bei akuten und fieberhaften entzündlichen Erkrankungen (besonders auch bei zerebralen Störungen der Hochfieberkranken), bei akuter Manie, Epilepsie, akuten Neuralgien, Keuchhusten, Gallenstein- und Nierenkoliken, Dysmenorrhöe und als Kopfschmerzmittel wird Belladonna verwendet.

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