Die Wiesen-Glockenblume
Blume des Jahres, welche schöne Auszeichnung für eine beliebte Wiesenblume, die für uns alle unbedingt in das Bild einer Sommerwiese gehört.Wiesenglockenblume (Bild: a.sansone)
Die Wiesenglockenblume und ihre Familie
Eine Glockenblume erkennt schon jedes kleine Kind ist eine verbreitete Meinung. Solange sie blau blüht, mag das ja noch zutreffen, aber wissen Sie, dass es auch gelbe und weiße Glockenblumen gibt oder bärtige? Können Sie die vielen nickenden oder aufrecht stehenden Glöckchen auch unterscheiden? Vielfalt ist bei der Gattung Campanula angesagt. Von winzig kleinen Glöckchen bis zu imposanten großen Glocken geht hier das Glockengebimmel. Mehr dazu in einem eigenen Artikel: Welche Glockenblume blüht denn da?
Doch hier dreht sich alles um den Jahresregenten für 2026, die Wiesenglockenblume, Campanula patula.
Sie stammt, "no na net" aus der Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae), wie eben der Name schon sagt. Die meisten Glockenblumen - 87 Gattungen und an die 1.950 Arten in dieser Familie - sind Gebirgspflanzen der nördlichen Halbkugel. Am bekanntesten ist die Gattung Glockenblume (Campanula).
Woher stammt das wunderschöne Blau?
Das Blau der Glockenblumen entsteht durch Anthocyanfarbstoffe. Die Tiefe des Farbtons hängt vom Säuregehalt des Zellsaftes ab, deshalb gibt es auch bei den Glockenblumen die unterschiedlichst zarten bis expressiven Farbtöne.
Die Glockenblume und ihre Merkmale
Die Wiesen-Glockenblume ist eine zweijährige bis ausdauernde, lockerrasig wachsende, meist 30 bis 60 cm hoch werdende Art. Die Blüten sind ausgeprägt vormännlich, die Staubblätter reifen also vor den Fruchtblättern.
Bei der Gattung Glockenblume sind die 5 Blütenkronblätter miteinander verwachsen und bilden dabei die namens gebende Glocke. Die Bestäuber, Bienen, Hummeln, andere Insekten müssen bei den Trichter- oder Glockenblumen bis zum Grund des Trichters gelangen. Da Insekten nicht gerne ins Dunkel laufen, ist in vielen Fällen der Blütengrund heller. Bei den den meisten Glockenblumen ist der Trichter nach unten gerichtet.
Keine Regel ohne Ausnahme: So etwa hat die geknäuelte Glockenblume ( Campanula glomerata) sehr wohl ihre im Blütenknäuel angeordneten Einzelblüten nach oben gerichtet. Und auch die bärtige Glockenblume richtet oft genug ihre oberste Glocke steil gegen Himmel. Erst bei angekündigtem Regen senken sie vorsorglich ihre Köpfe.
Die Frucht: Die 5 zu einer Glocke verwachsenen Kelchblätter bleiben an der Frucht erhalten. Die Frucht ist eine Kapsel, die aus den unterständigen Fruchtblättern gebildet wird. Ist die Kapsel reif, öffnet sich bei jedem Einzelfach eine kleine Öffnung, aus der die Samen abgegeben werden.
Als Unterscheidungsmerkmale der einzelnen Arten muss man genau schauen, wie tief die einzelnen Blätter eingeschnitten sind. Nicht immer leicht.
Wie kam die Glockenblume zu ihrem Namen "Campanula"?
Als botanischer Name taucht campana (spätlat.=Glocke) erst 1542 in einem botanischen Werk auf. Im "New Kreüterbuch" von Leonhart Fuchs. Campanula bedeutet Glöckchen. Es gibt auch verschiedene volkstümliche Namen, wie "Steiglöggli", "Halsschmerzglockenblume", "Blauglöcklein" oder "Muttergottesglöcklein".
Neben der Wiesenglockenblume gibt es noch Dutzende heimische Arten. Deshalb einen kleinen Ratgeber um wenigstens diese drei, Wiesenglockenblume, Rundblättrige Glockenblume, Pfirsichblättrige Glockenblume halbwegs sicher voneinander zu unterscheiden.
Wiesen-Glockenblume, Rundblättrige und Pfirsichblättrige Glockenblume haben die typischen locker hängenden rundlichen Glöckchen. Auf den ersten oder sogar auch zweiten Blick sehen sie "fast gleich" aus. Besonders, wenn man nicht mehrere Arten nebeneinander zum Vergleich hat.
Wer sich dennoch einmal die Mühe machen will, sie zu unterscheiden, hier einige Tipps.
Die Wiesenglockenblume (Campanula patula)
Bei der Wiesenglockenblume, die Höhe reicht von 30 bis 60 cm, sind die Zipfel der Blütenkrone (des Glöckchens) fast bis zur Hälfte eingeschnitten. Die Kelchzipfel sind lanzettlich spitz. Die Blätter wachsen wechselseitig am Stängel. Sie wächst bevorzugt auf Fettwiesen, Niedermoorwiesen, seltenen Magerwiesen und schottrigen Ruderalstellen. Die Äste des Blütenstandes sind locker ausgebreitet, ihre verwachsenen Kronblätter sind etwa bis zur Mitte gespalten, die freien Kronzipfel ausgebreitet. Hauptblütezeit ist Mai bis Juli. Bei schönem Wetter richten sich die Glocken am Stängel in Richtung Sonne.
Bei den Glockenblumen sind die Blüten ausgeprägt *vormännlich, die Staubblätter reifen also vor den Fruchtblättern. Bestäuber sind vor allem Bienen und Hummeln. Die Fruchtreife erfolgt von August bis Oktober.
Gefährdung der Wiesen-Glockenblume
Der Großteil der österreichischen Vorkommen der Wiesen-Glockenblume gehört zu Campanula patula und wird Gewöhnliche Wiesen-Glockenblume genannt. Ihr Auftreten ist heute keineswegs mehr "gewöhnlich", zählt sie doch zu den am stärksten rückläufigen Arten unserer Flora. Vor allem in den überdüngten Fettwiesen des nördlichen Alpenvorlands ist sie heute durch die intensive Bewirtschaftung als Vielschnittwiesen oft verschwunden.
Lebensraum und Verbreitung in Österreich
Die diploide Gewöhnliche Wiesen-Glockenblume gilt im Bewusstsein älterer Pflanzenkenner*innen noch immer als eine typische Art der früheren, traditionell bewirtschafteten frischen Fettwiesen, die von den Tieflagen bis in die untere Bergstufe immer seltener anzutreffen sind. In diesen "Blumenwiesen" wächst sie österreichweit gemeinsam mit Margeriten (Leucanthemum vulgare agg.), Schafgarben (Achillea millefolium agg.), der Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), dem Scharfen Hahnenfuß (Ranunculus acris), dem Wiesen-Labkraut (Galium album), dem Rot-Klee (Trifolium pratense), dem Sauer-Ampfer (Rumex acetosa), dem Wiesen-Pippau (Crepis biennis) und einigen weiteren Vertretern der Glatthaferwiesen. Möchte man heute einen Wiesenblumenstrauß mit der Wiesen-Glockenblumen pflücken, gelingt dies in der unmittelbaren Umgebung meist nicht mehr. Zu selten ist diese charakteristische Art in Siedlungsnähe aufgrund des Verlustes geeigneter Wiesenstandorte geworden. (Quelle Naturschutzbund at)
Bei der Rundblättrige Glockenblume ( Campanula rotundifolia) sind die untersten Blätter der Rosette im zeitigen Frühjahr rundlich ( rotundifolia ), der unten fein behaarte Stängel ist jedoch mit länglichen Blättern besetzt und die Knospen stehen aufrecht. Die langen Glöckchen, die weniger als die Hälfte eingeschnitten sind, nicken erst beim Aufgehen der Blüte. Sie bevorzugt eher magere Standorte. Schatten mag sie gar nicht.
Die dritte, zum Verwechseln im Bunde, ist die Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia). Diese Glockenblume hat weit geöffnete rundliche Glöckchen. Sie stehen an kürzeren Stielen traubig am Stängel, meist aufrecht gerichtet. Die Zipfel sind nur wenig eingeschnitten.
Glockenblumen für den Garten
Wer einen kleinen Teil des Gartens als Blumenwiese halten möchte, kommt um das Säen von Wiesenglockenblumen nicht herum. Haben sie sich einmal erfolgreich angesiedelt, säen sie sich selbst eigentlich ganz gut aus.
Besondere Bestäuber:
Die Glockenblume ist eine gute Pollenpflanze für auf Glockenblumen spezialisierte Wildbienen. Eine Wildbiene, welche auf Glockenblumen direkt angewiesen ist, ist die
- Glockenblumen-Scherenbiene, Chelostoma rapunculi. "Rapunculi" deutet schon darauf hin, dass sie sich bevorzugt auf die Rapunzel-Glockenblume spezialisiert hat, aber auch andere Glockenblumen-Arten werden liebend gerne angeflogen. Nachdem ich wiederholt schlafende Wildbienen in unseren Wiesenglockenblumen aufgespürt habe, nehme ich einfach mal an, dass es besagte Scherenbiene war.
Und jetzt wurde in Deutschland auch noch die
- Glockenblumen-Schmalbiene (Lasioglossum costulatum) zur Wildbiene des Jahres 2026 gekürt.
Sie ist kaum größer als ein Fingernagel und tiefschwarz mit einigen schneeweißen Flecken: Die Glockenblumen-Schmalbiene ist die "Wildbiene des Jahres 2026". Dies teilt das Kuratorium des Arbeitskreises Wildbienen-Kataster mit. Sie zeige, wie sehr heimische Wildbienen auf passende Blüten angewiesen seien, heißt es zur Begründung.
Und noch einige auf Glockenblumen spezialisierte Wildbienen habe ich zusätzlich entdeckt
- Die Glockenblumen-Sägehornbiene (Melitta haemorrhoidalis). Diese Sägehornbiene ist streng auf Pollen und Nektar vo Glockenblumen ausgerichtet. Besonders scheint sie die Rundblättroge Glockenblume zu mögen. Die Männchen übernachten gerne in den Blüten.
- Glockenblumen-Felsenbiene (Hoplitis mitis) Eine seltene Wildbienenart mit rotbrauner Behaarung, man kann sie mit einer Mauerbiene verwechseln. Baut ihr Nest unter Steinen.
- Glockenblumen-Wespenbiene (Nomada braunsiana), eine schmale Wildbiene
Anmerkung: Jetzt bin ich aber gespannt, ob ich dieses Jahr die Wildbienen, welche in den Glockenblumen schlafen auch mal eindeutig bestimmen kann. Also nichts wie auf die morgendliche Pirsch nach den Glockenblumen-Schlafmützen.
*vormännliche Blüten: (Proterandrie) sind Blüten, bei denen die männlichen Fortpflanzungsorgane (Staubblätter) zuerst reifen und Pollen abgeben, bevor die weiblichen Organe (Fruchtblätter/Stempel) empfängnisfähig werden.
schlafende Wildbiene in Wiesenglockenblume (Bild: a.sansone)
Quellen
Das Durchblättern vieler Naturbücher über Pflanzen und auch Tiere gehört wie das "Alpha und Omega" zum Erstellen meiner Beiträge dazu (und nicht das Verwenden von KI)
Quellen sind u.a.
Pflanzenfamilien, R.Bayton und S. Maugham, Haupt, Bern
Flora amabilis, Adrian Möhl, Haupt, Bern
Wird das was oder kann das weg? Bärbel Oftring, Kosmos, Stuttgart
Wilde Bienen, Heinz Wiesbauer, Ulmer, Stuttgart
Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone
(Welche Glockenblume blüht hier?)
a.sansone
(Ein Gartenparadies für Bienen und Hummeln)
a.sansone
(Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)
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