Ob Lampion, Hülse oder Kapsel ... alles Früchte

Lampion (Bild: 4924546 / Pixabay)

Kleiner botanischer Ausflug zu den Früchten

Keine Bange, es wird nur ein wenig Übersicht geboten und kein wissenschaftlicher Vortrag.

  1. Die Frucht (lateinisch=fructus) einer Pflanze ist die Gesamtheit der Organe, die aus einer Blüte hervorgehen und die die Pflanzensamen bis zu deren Reife umschließen. (Quelle Wikipedia)

Ran an die Frucht

Frucht ist botanisch gesehen der Fruchtknoten einer Blüte nach der Befruchtung. Die Eizellen verwandeln sich dabei in Folge in Samen und an denen sind viele interessiert. Der Fruchtknoten selber wandelt sich zur Frucht um.

Bei diesen Beispielen an Wild- oder Gartenblumen bedeutet das einfach gesagt: Die Kronblätter fallen ab, die Blumen welken und Vielfältiges in Form, Technik und Aussehen entsteht.

Meist sträflich von unserer Aufmerksamkeit vernachlässigt. Herr/Frau Gärtner macht "schnipp" und alles Verwelkte ist ab. Schade darum. Lassen Sie im Garten doch vieles Ausreifen und zur Frucht werden. Es macht Spaß die andere Seite der Pflanze kennen zu lernen.

Hinweis: Nur die bedecktsamigen Pflanzen bilden Früchte. Bei den Nacktsamern (Gymnospermen; hierzu gehören Nadelbäume und Ginkgo-Baum) entstehen nur freie Samen.

 

*Bionik (auch Biomimikry, Biomimetik oder Biomimese) beschäftigt sich mit dem Übertragen von Phänomenen der Natur auf die Technik. Ein gängiges Beispiel aus dem modernen Alltag ist der von Kletten inspirierte Klettverschluss. Der Bionik liegt die Annahme zugrunde, dass die belebte Natur durch evolutionäre Prozesse optimierte Strukturen und Prozesse entwickelt, von denen der Mensch lernen kann.

Ein empfehlenswertes Buch, wenn man sich auch abseits der üblichen Pfade für Pflanzen interessiert.

Verschiedene Fruchtformen

Skabiose (Bild: a.sansone)

Nach Öffnungsweise unterscheidet man in der Botanik in zwei Kategorien:

  • Öffnungsfrucht/Streufrucht - Die Frucht öffnet sich sobald der Samen reif ist und streut ihre Samen dabei aus. Je nach Bauart heißen sie: Balg, Hülse, Schote, Kapsel.
  • Schließfrucht - Hier bleiben die Samen bei Fruchtreife von der Fruchtwand umschlossen. Schließfrüchte sind: Beeren, Steinfrüchte, Nussfrüchte, Spaltfrüchte.
  • Spezialformen: Sammelfrüchte, Fruchtverbände.

 

Streufrüchte - mal wenig bekannt, mal jedermann geläufig

Unter die Streufrüchte zählt man die folgenden Früchte:

  1. Balg, oder Balgfrucht
  2. Hülse, Hülsenfrucht
  3. Schote und Schötchen
  4. Kapsel mit den Unterteilungen Spaltkapsel, Zahnkapsel, Porenkapsel und Deckelkapsel.
Streufrüchte - hier wird ordentlich Samen verstreut

Mohnkapsel (Bild: kbrosig / Pixabay)

1) Balg, Balgfrucht

Die Balgfrucht oder auch Balg, ist die ursprünglichste Fruchtform; die Balgfrucht besteht aus einem einzigen Fruchtblatt, das einen Samen umschließt. Bei Reife reißt die Bauchnaht auf und entlässt den Samen. Balg mhd bedeutet Sack.

 

Balgfrüchte

Pfingstrose - Balgfrucht (Bild: a.sansone)

Diese Pflanzenfamilien haben vorwiegend Balgfrüchte: Hahnenfußgewächse, Dickblattgewächse, Pfingstrosen; so etwa Trollblume, Rittersporn, Eisenhut, Akelei, Hahnenfuß, Christrose.

2) Hülse, Hülsenfrucht

Die Hülsenfrucht scheint jeder zu kennen. Der heimische Vertreter ist die Familie der Schmetterlingsblütler.

Eine Hülse besteht aus einem einzelnen Fruchtblatt. Sie wird aber immer an 2 Nähten geöffnet (Bauch- und Rückennaht). Die zahlreichen Samen sitzen in 2 Reihen beidseits der Bauchnaht. Pro Blüte wird eine Hülse entwickelt. 

 

Unterscheidungshilfe Hülse - Schote:

  • Sitzen alle Samen auf je einer Seite =>Hülse
  • Samen sitzen an beiden Nahtseiten => Schote

Die typische schwarzbraune Verfärbung der reifenden Hülsen dient zur zusätzlichen Erwärmung. Ist die Hülse trocken genug öffnen sich die Nähte, die beiden Fruchtwände rollen sich schraubenförmig zusammen und die Samen werden dabei hinaus befördert. Hülsen sind Explosionsstreuer (Ballochorie). Uns allen bekannt sind vor allem die Gemüsesorten wie Gartenbohnen oder Erbse.

Achtung: Die meisten Klee-Arten haben Schließfrüchte, nämlich Nüsschen.

Hülse als Fruchtform haben etwa Lupine, Goldregen, Ginster, Hauhechel, Wundklee, Vogel-Wicke.

Lauter Schoten und Schötchen

Thlaspi, Acker-Hellerkraut (Bild: andrey_zharkikh / Flickr)

3) Schote, Schötchen

Die Schote wird gerne mit der Hülse in einen gemeinsamen Topf geworfen.

Daran ist die äußere Ähnlichkeit schuld. Gebildet wird sie aber durch zwei Fruchtblätter mit einer Scheidewand. Durch die Längsscheidewand ist sie in zwei Fächer geteilt. In jedem Fach sitzen die Samen. Sie öffnet sich mit beiden Klappen, die zahlreichen Samen fallen beim Öffnen heraus.

 

 

Bekannte Gartenblumen mit Schoten sind das beliebte Silberblatt (Lunaria), Wiesenschaumkraut, Gänsekresse. Aber auch das Schöllkraut, der Kalifornische Goldmohn, obwohl sie zu den Mohngewächsen gehören, haben eine Schote, auch der Erdrauch, allerdings ohne Scheidewand.

  • Schötchen sagt man zu den Schoten, die eher rundlich sind (Hirtentäschel, Schleifenblume, Hungerblümchen, Kresse, Blaukissen)

Die Familie der Kreuzblütler/Brassicaceae hat fast ausschließlich Schoten oder Schötchen als Fruchtform.

 

Auch sie haben Schoten Senf, Brokkoli, Brunnenkresse, Rettich, auch die Nachtviole und der Goldlack.

Alles Kapsel - zierlich, bunt, mit oder ohne Deckel

Stechapfel Kapsel (Bild: Bluesnap / Pixabay)

4) Kapsel

  • Die Kapsel ist der am häufigsten vorkommende Frucht-Typus. Aus einem Fruchtknoten und mehreren zusammenwachsenden Fruchtblättern besteht sie. Beim Austrocknen (Reifen) werden vorhandene Trennlinien/Bruchzonen geöffnet. Manche Kapseln sind gefächert, andere wiederum ungefächert.

Je nach Öffnungstypus spricht man von 

  • Spaltkapsel (Längsrisse lassen den Samen frei),
  • Zahnkapsel (nur an der Spitze kleine Risse, wie Zähnchen), bei feuchtem Wetter geschlossen, bei trockenem Wetter krümmen sich die Zähnchen nach außen.
  • Deckelkapsel (eine ringförmige Trennlinie, quasi ein Deckel, wird abgeworfen und die bekannte
  • Porenkapsel (Kleine Löcher in der Kapselwand - siehe Mohn), dabei öffnen sich die Poren zum Ausstreuen wie beim Mohn.

Am bekanntesten ist wohl jedem die Mohnkapsel. Aber die bunteste dabei ist auch vielen geläufig, das Pfaffenhütchen. Das Aufzählen an Familien, die sich für die einfache Version an Kapselfrüchten entschieden haben, ist fast zu viel.

Falls Sie sich aber schon einmal gefragt haben, was Tulpe, Lilie oder Iris für Früchte bilden, dann wissen Sie es jetzt: Kapselfrüchte. Also - mal Verblühen und Reifen lassen. Schaut interessant aus.

 

Noch weitere Kapselträger sind etwa Veilchen, Stiefmütterchen, Kardamom, Lilien, Iris, Lein, Johanniskraut, Bilsenkraut, Wegerich, Löwenmaul, Glockenblumen und die Orchideen.

... und was ist mit den Schließfrüchten?

Hier bleiben die Samen bei Fruchtreife von der Fruchtwand umschlossen. Nur zur Übersicht eine Einteilung und Stichworte

  • Beeren: saftiges Fruchtfleisch schließt die Samen ein.
  • Steinfrucht: Die Fruchtwand ist außen fleischig, innen steinhart (Kirsche)
  • Kernfrucht: Blütenboden ist zusätzlich an der Fruchtbildung beteiligt, Kerngehäuse Apfel
  • Nuss: Fruchtwand hart, öffnet sich bei Samenreife nicht, Haselnuss
  • Sammelfrucht: mehrere Früchte vereinigt Hagebutte

Lesetipp: Ausführlich weiter geht es in diesem Artikel Clevere Früchte von Beere bis zur Nuss

 

 

Was wir allgemein unter Frucht verstehen

Nur der Übersichtlichkeit halber; unsereiner versteht normalerweise unter Frucht diese verzehrbaren Dinge:

Quellen

Neben vielen Artikeln und Zeitschriften zur Botanik vorwiegend diese Fachbücher

  • Kleines Repetitorium der BOTANIK, Ernst F. Welle; Nikol; Hamburg 2006
  • Das Gemüsebuch, Karen Meyer-Rebenitsch; blv, 2012 München
  • Pflanzenkunde, Schmeil-Pfitschen; 1966 Heidelberg
  • Hagebutte & Co, Angelika Lüttig, Juliane Kasten; FAUNA Verlag, 2003 Nottuln
  • Die deutschen Pflanzen- und Tiernamen, Helmut Carl; Quelle & Meyer, Wiesbaden 1995

Wer neugierig ist, wie clever die verschiedenen Früchte dazu beitragen, dass die Samen auch wirklich irgendwo Fuß fassen können und neue Pflanzen hervorbringen, der mag hier weiter schmökern:

Adele_Sansone, am 28.10.2017
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Bildquelle:
a.sansone (Wie Tiere Pflanzen verbreiten - Zoochorie)
https://pagewizz.com/was-essen-wir-eigen (Was essen wir eigentlich? Wurzel, Frucht oder gar die Blüte?)

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