Comics sind der Einstieg in die faszinierende Welt der Phantasie - ... das wusste schon mein Nachbar.

Comics waren das erste "Lernmaterial", das ich als kleines, des Lesens unmächtiges Mädchen in den Händen hielt. Ich erinnere mich noch gut, dass ich, wenn ich die Masern oder Windpocken hatte, von meiner Mutter die neuesten Donald Duck- und Fix & Foxi-Hefte mitgebracht bekam, die so frisch waren, dass man noch die Druckerschwärze auf den Seiten roch. Sie machten die aufgezwungene Bettruhe erträglicher und sogar schön. Allein die bunten Bilder anzuschauen, erheiterte mich, und da ich in den Sprechblasen der einzelnen Figuren noch keinen Sinn erkennen konnte, habe ich mir anhand der Bilderserien oft selbst Geschichten zusammengereimt.

Gesät hat meine Liebe zu Comics Hansi, der große Bruder einer Freundin aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Er besaß einen Haufen Comics, sammelte sie, tauschte und lieh sie auch großzügig aus.

Mit Superman oder Spiderman ließ sich für mich nicht soviel anfangen, aber bald schon galt den schlauen Füchsen Fix & Foxi meine Vorliebe. Die Fix & Foxi-Hefte folgten einem regelmäßigen Aufbau, und ich konnte es fast nie erwarten, bis ich ganz hinten angelangt war, um die Abenteuer des kleinen Maulwurfs Pauli zu lesen, der gerne mal mit der tschechischen Zeichentrickfigur aus der Sendung mit der Maus verwechselt wird. Ein bisschen ähnlich sind sich die beiden trotz Paulis grüner Mütze ja, doch was mir Pauli so sympathisch machte, war die Tatsache, dass er sich trotz guter Absichten - genau wie Walt Disneys Donald Duck - in jedes erdenkliche Fettnäpfchen gesetzt hat. Sein bester Freund war ein smarter Mäusejunge (Mausi), der mit Pauli trotz dessen Tollpatschigkeit durch dick und dünn ging. Unvergessen ist für mich die Geschichte mit dem rollenden Käse, den Pauli über reißende Flüsse und steile Berge transportiert oder die der fremdländischen Brieffreundin, die am liebsten Reis isst. Pauli kocht für sie und überflutet das ganze Dorf mit Reis, als er wegen einer alarmierenden Nachricht von Mausi aus dem Haus geholt wird, die sich am Ende als völlig banal erweist.

Onkel Fax, Lupo, Lupinchen, Oma Eusebia und Knox, der Erfinder...

Als Kreation von Fix & Foxi-Erfinder Rolf Kauka kennt man heute eigentlich nur noch die Schlümpfe, die mittlerweile auch als Kinohelden internationale Karriere machen. Mindestens genauso liebenswert sind auch Onkel Fax, der dümmliche Lupo, der es später auch zu einer eigenen Comic-Reihe schaffte, das zickige Lupinchen und Oma Eusebia.

"Heureka!"-Schreier Professor Knox war ein Papagei, der mit seinen Erfindungen nie wirklich das erreichte, was er beabsichtigte. Er könnte als Pendant von Disneys Daniel Düsentrieb angesehen werden, doch war er weit weniger erfolgreich. Aufgegeben hat er trotzdem nie. Und dann gab es ja noch Fix & Foxi, die ihm hilfreich unter die Arme griffen, wenn Knox mit seinem Latein am Ende war.

Einen Überblick über die einzelnen Figuren gibt es im offiziellen Fix & Foxi-Fanclub.

Fix & Foxi Ostern Sonderheft (Bild: www.kaukapedia.de)

Disneys Donald Duck vs. Micky Maus

Als Fix & Foxi-Fan blieb mir der Reiz der lustigen Taschenbüchern lange verborgen; Walt Disney-Figuren kannte ich aus dem Kino und dem Fernsehen. Außerdem schreckte mich der Umfang der Taschenbücher stets ein bisschen. Doch mein erstes Geschenk, das ich von meiner Sandkastenliebe geschenkt bekam, war ein blaues lustiges Taschenbuch, an dessen Titel ich mich leider nicht mehr erinnere. Damals waren die Seiten noch teilweise schwarz-weiß, und Donald-Geschichten mit Micky Maus-Geschichten im Wechsel in einem Buch. Ich muss gestehen, dass ich die Micky-Maus-Geschichten meist überlesen habe. Micky Maus war mir zu schlau, zu allwissend und belehrend. Das zeigte sich schon durch die unzähigen Detektiv-Geschichten, in denen Micky den Verbrechern mit links das Handwerk legt.

Der Pechvogel Donald Duck und sein geiziger Onkel Dagobert trafen dagegen meinen Geschmack. Ich freute mich, wenn Donald mal der Starke war (die Phantomas-Geschichten zählten zu meinen liebsten), aber auch in seinem Schlamassel wirkt er immer noch liebenswert und kämpferisch.

Eine seiner positiven Eigenschaften ist, dass Donald Duck nie aufgibt. Leicht hat er es nun wahrlich nicht mit seinen drei besserwisserischen Neffen Tick, Trick und Track, deren schlaues Handbuch für jedes Problem eine Lösung anbietet und seinem despotischen, schrulligen Onkel Dagobert. Doch genau das beschert ihm viele Fans überall auf der Welt, und den gelegentlich aufblitzenden Jähzorn verzeiht man ihm gern, da er oft allen Grund dazu hat (diesen Charakterzug sieht man übrigens mehr in den Zeichentrickfilmen - seltener in den Lustigen Taschenbüchern - vielleicht, weil er so schön empört schnattern kann). Die Taschenbücher wurden im Lauf der Zeit dem vorherrschenden Lesergeschmack angepasst: Fantasy und Parodien von Blockbustern haben Einzug in Entenhausen gefunden. Doch wer Donald Duck liebt, wird ihm immer treu bleiben.

Walt Disney oder Rolf Kauka?
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