Die doppelte Staatsbürgerschaft - Was es bedeutet und was man wissen sollte

Wer als deutscher Staatsbürger eine ausländische Staatsbürgerschaft annimmt, verliert automatisch seine deutsche Staatszugehörigkeit. Die Erlangung der doppelten oder mehrfachen Staatsbürgerschaft kann man durch eine Beibehaltungsgenehmigung ermöglichen. Der Begriff Doppelte Staatsbürgerschaft bedeutet einfach, dass eine Person Staatsbürger in zwei Ländern oder Staaten ist. Deutsche Staatsangehörige, die sich in die Schweiz oder in ein Land der EU einbürgern lassen, brauchen die Beibehaltungsgenehmigung seit August 2007 übrigens nicht mehr zu stellen, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu behalten.

Bevor eine Entscheidung für oder gegen eine doppelte oder mehrfache Staatsbürgerschaft gefällt wird, sollte man sich über Vorteile im Klaren sein und sich auch nach den Nachteilen erkundigen, die daraus entstehen könnten. Es ist möglicherweise ratsam, sich von einem Rechtsanwalt beraten zu lassen. Auch bedacht werden will, dass das Zielland eigene Regelungen haben wird, die ausfindig gemacht werden müssen, um eine informierte Entscheidung zu treffen.

Einige Vor- und Nachteile, die dafür oder dagegen sprechen, die Staatsbürgerschaft des Ziellandes anzunehmen und dabei die deutsche Staatsangehörigkeit beizubehalten, sind hier aufgeführt. Viele von diesen habe ich auch persönlich berücksichtigt bei meiner eigenen Entscheidung für die doppelte Staatsbürgerschaft.

 

Vorteile der doppelten Staatsbürgerschaft

• Wer Staatsbürger eines Landes ist, kann seine Aufenthaltsgenehmigung nicht mehr verlieren. Ich z.B. lebe in Kanada. Als Immigrant muss ich mich mindestens für drei von fünf Jahren in Kanada aufhalten, sonst verliere ich meinen Status als Immigrant. Das könnte passieren im Falle eines längeren Auslandseinsatzes für meine Arbeit. Andere Immigranten besuchen vielleicht langfristig ihre Familie oder pendeln zwischen zwei Ländern. Dann ist die doppelte Staatsbürgerschaft sehr wertvoll.

• Wer seine deutsche Staatsbürgerschaft aufgibt, um eine fremde Staatsangehörigkeit anzunehmen, kann sich nur für 90 Tage in Deutschland aufhalten. Im Falle eine Notfalles in der Familie wäre das eine erhebliche Einschränkung. Wenn man länger bleiben will, gibt es die Möglichkeit, eine Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen. Um in Deutschland arbeiten zu können, müsste man gleichermaßen eine Arbeitserlaubnis beantragen.

• Manche Arbeitsstellen stehen nur Staatsangehörigen zur Verfügung. Dies wäre z.B. der Fall bei Arbeitsstellen für den Geheimdienst, aber auch für manche höherstehende Beamtenstelle.

• Wer seine zweite Heimat in Nordamerika gefunden hat, kann als Staatsbürger vom NAFTA Abkommen profitieren. Das Abkommen besteht zwischen den USA, Kanada und Mexiko und erlaubt Staatsbürgern dieser Länder, problemlos eine Arbeitsgenehmigung in den anderen Staaten zu erlangen.

• In einigen Ländern sind Sozialdienste wie z.B. Arbeitslosengeld, Krankenversicherung oder Rente nur für Staatsangehörige erhältlich.

• Ausbildungskosten sind oft niedriger für Staatsbürger, z.B. an der Universität.

• Stipendien werden möglicherweise nur an Staatsbürger vergeben.

• Man kann eventuell Vorteile beim Immobilienkauf wahrnehmen als Staatsangehöriger.

• Als Staatsbürger erlangt man das Recht zu wählen und sich für ein politisches Amt zur Wahl aufzustellen.

• Die doppelte Staatsbürgerschaft ermöglicht den Besitz eines Zweitpasses.

• Wenn man mit deutschem Pass in Deutschland nicht freundlich gesinnte Länder reist, könnte man an der Grenze auf Probleme stoßen. Hier ist es günstig, als doppelter Staatsbürger die Wahl zwischen zwei Pässen zu haben.

• Den deutschen EU Pass zu behalten ist natürlich auch ein großer Vorteil, denn mit ihm kann man in der gesamten EU arbeiten.

• In manchen Fällen bedeutet der Zweitpass einen vereinfachten Grenzübergang. Wenn man z.B. als Deutsche/r von Kanada in die USA einreisen möchte, muss man ein Visum an der Grenze beantragen. Das bedeutet den Verlust von Geld und Zeit, da man dafür im Grenzhaus möglicherweise anstehen muss, dann werden die Fingerabdrücke genommen und ein Foto geschossen. Als kanadischer Staatsbürger braucht man kein Visum und wird normalerweise einfach durchgewunken.

• Auch sollte man ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl in der Wahlheimat nicht unterschätzen. Die Einbürgerungszeremonie kann für viele sehr emotional sein.

 

Nachteile der doppelten Staatsbürgerschaft

• Zuerst einmal sollte man sich natürlich erkundigen, ob eine doppelte Staatsbürgerschaft in der Zweitheimat überhaupt anerkannt wird.

• Als Staatsbürger ist man ganz klar an die Gesetze des jeweiligen Landes gebunden. Das wäre vor allem zu bedenken bei Einbürgerung in ein Land, wo Menschenrechte geringer geschätzt werden als in Deutschland. Stichworte wären hier Folter, Frauenrechte, politische Staatsgefangene etc.

• Wenn man in der Wahlheimat mit dem Gesetz in Schwierigkeiten gerät, kann Deutschland nicht auf diplomatischem Wege eingreifen. Da man Staatsbürger des Landes ist, wäre es eine interne Angelegenheit. Das gilt auch für eine mögliche Geiselnahme.

• Man könnte erhöhten Sicherheitsmaßnahmen begegnen, wenn man mit zwei Pässen unterwegs ist. In manchen Ländern ist es sogar verboten, zwei Pässe zu führen.

• Man kann auch Probleme bekommen, wenn man mit einem Pass einreist und mit dem anderen ausreist wegen fehlender Ein- und Ausreisestempel.

• Man sollte jegliche Steuerkonsequenzen im einzelnen Fall nachforschen. Deutschland hat mit vielen Ländern ein Doppelbesteuerungsabkommen. Das bedeutet, das ein und dieselbe Sache nicht doppelt in beiden Ländern besteuert werden muss. In manchen Staaten gilt das jedoch nicht und man sollte sich über die steuerlichen Pflichten genauestens erkundigen.

• Trotz Doppelbesteuerungsabkommen, könnten Nachteile durch die doppelte Staatsbürgerschaft entstehen. So haben z.B. nicht alle Staaten eine Erbschaftssteuer. Dann könnten Erbschaftssteuern in Deutschland anfallen, da diese Steuer in der Zweitheimat ja nicht erhoben wird. Es würde also nicht als Doppelbesteuerung gelten.

• Wenn man im Ausland heiratet, muss man die Ehe in Deutschland gesondert anmelden. Dies kostet Zeit und Geld. Manche Länder, wie auch Kanada, erkennen eine Hochzeit in anderen Ländern ohne weitere Bürokratie an.

• Als doppelter Staatsbürger muss man eventuell Militärdienst leisten, auch wenn man sich im Zweitland aufhält. Auch in der Wahlheimat könnte Militärdienst anfallen. Bevor man diese Verpflichtungen einfach ignoriert, sollte man sich über die Konsequenzen erkundigen. Diese könnten auch einen Aufenthalt im Gefängnis oder unverzüglicher Einzug zum Dienst beinhalten, wenn man zu Besuch in die Heimat fährt. Selbst wenn man das Einzugsalter bereits überschritten hat, kann man immer noch strafrechtlich verfolgt werden. Weiter unten auf dieser Webseite ist ein Link für mehr Informationen zum Militärdienst für Deutsche im Ausland.

• Als doppelter Staatsbürger muss man zwei Paesse nach jeweiligem Ablauf erneuern lassen, was mit mehr Kosten und Zeit verbunden ist, als wenn man nur einen Pass erhalten muss.

Die Beibehaltungsgenehmigung - Fahrkarte für die doppelte Staatsbürgerschaft

Die Beibehaltungsgenehmigung gewährt deutschen Staatsbürgern das Recht, bei einer Einbürgerung in ein anderes Land die deutsche Staatsbürgerschaft zu behalten. Bevor man eine Zweitstaatsbürgerschaft annimmt, muß man die Beibehaltungsgenehmigung erlangt haben, die Gebühren bezahlt und die Urkunde in den Händen halten, um die deutsche Staatsangehörigkeit nicht doch noch zu verlieren. Es wird empfohlen, die Zweitbürgerschaft nicht zu beantragen, bevor die Beibehaltungsgenehmigung erstattet wurde. Ich persönlich finde, dass die Vorgehensweise sehr auf das Zweitland ankommt. In Kanada ist die Bearbeitungsdauer für Staatsbürgerschaftsanträge zur Zeit ungefähr anderthalb Jahre lang und das nur wenn keine Komplikationen auftreten. Ich habe mich recht sicher dabei gefühlt, beide Anträge zur gleichen Zeit wegzuschicken. Man sollte dabei allerdings bedenken, dass auch die Beibehaltungsgenehmigung nicht unbedingt glatt durchgeht und evtl. zusätzliche Dokumente angefordert werden, was auch Zeit kostet. Wenn alle Unterlagen zur Zufriedenheit der Behörden eingereicht sind, beträgt die Bearbeitungsdauer der Beibehaltungsgenehmigung ungefähr drei bis vier Monate. In einigen Ländern wird der Beginn der Staatsbürgerschaft zum Zeitpunkt des Antrages zurückdatiert; hier ist man natürlich gut beraten, sich an die Empfehlung des Bundesverwaltungsamtes zu halten.

Um eine Beibehaltungsgenehmigung gewährt zu bekommen, muß man nachvollziehbare Gründe aufführen, dass der Erwerb der anderen Staatsangehörigkeit von Vorteil ist, und gleichzeitig eine fortbestehende Bindung an Deutschland demonstrieren. Natürlich kann nur dann eine doppelte Staatsbürgerschaft gewährt werden, wenn der andere Staat dies ebenfalls zuläßt.

Die Beibehaltungsgenehmigung wird beim Bundesverwaltungsamt beantragt. Das Antragsformular und ein Merkblatt kann man von der website des Bundesverwaltungsamtes herunterladen, weiter unten auf dieser Seite ist ein Link, der direkt dort hinführt. Wer sich dauerhaft in seinem Zweitheimatland befindet, kann den Antrag bei der deutschen Botschaft oder einem Konsulat stellen. Hier wird der Antrag auf Vollständigkeit überprüft und dann zum Bundesverwaltungsamt in Köln weitergeleitet. Nachdem eine Entscheidung getroffen wurde, wird der Antrag wieder zurück zum Konsulat geschickt, wo die Gebühren bezahlt werden müssen und bei positiver Entscheidung die Beibehaltungsurkunde abgeholt werden kann.

Die Gebühr für die Beibehaltungsurkunde beträgt 255 EUR und 51 EUR für jedes minderjährige Kind. Falls der Antrag abgelehnt wird, bezahlt man immer noch 191 EUR und falls man sich entscheidet, den Antrag zurückzunehmen, ist man zu einer Gebühr von 127 EUR verpflichtet.

Die Urkunde ist für zwei Jahre gültig, das bedeutet, man muss die zweite Staatsbürgerschaft innerhalb von zwei Jahren erlangen. Falls dies nicht gelingt, kann man die Beibehaltungsgenehmigung verlängern lassen. Wenn man diesen Termin jedoch verpasst, muss man wieder ganz von vorne anfangen und einen neuen Antrag einreichen.

Weiterführende Lektüre zum Thema doppelte Staatsbürgerschaft - Ein brisantes gesellschaftspolitisches Thema
Doppelte Staatsbürgerschaft, ein gesellschaftli...Deutsches Staatsangehörigkeitsrecht: Vorschrift...Multikulturelle Demokratien im Vergleich
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Der Antrag zur Beibehaltungsgenehmigung - Praktische Tipps und Sollte ich einen Anwalt engagieren?

Der erste Schritt zur Erlangung der Beibehaltungsgenehmigung ist das Zusammenstellen des Antrags. Der Antrag besteht aus den folgenden Teilen:

  • Antragsformular
  • Nachweis der deutschen Staatsangehörigkeit und der Aufenthaltsberechtigung im Zweitstaat
  • Angaben zu forbestehenden Bindungen an Deutschland
  • Gründe für den angestrebten Erwerb der zweiten Staatsangehörigkeit
  • Unterlagen, die aufgeführte Angaben und Gründe unterstützen

Der Antrag zur Beibehaltungsgenehmigung sollte nicht zu leicht genommen werden. Um eine Aussicht auf Erfolg zu haben, muss man sich mit dem Thema gründlich auseinandersetzen und seine Hausaufgaben machen. Ich spreche aus Erfahrung. Nachdem ich meinen Antrag das erste Mal eingereicht hatte, wurde mir mitgeteilt, dass die von mir aufgeführten Gründe für einen Erwerb der kanadischen Staatsbürgerschaft nicht relevant wären, da sie nur die üblichen Einschränkungen eines jeden Ausländers widerspiegelten und daher zumutbar wären. Meine Ausführungen würden keine konkreten Vorteile nachweisen. Ich war etwas verloren und nicht ganz sicher, was denn nun ein nachvollziehbarer Grund ist. Am Ende habe ich dann doch eine Rechtsanwältin hinzugezogen und mich beraten lassen. Die Rechtsanwältin hat meinen Antrag durchgesehen und mir Tipps gegeben, was fehlt, was rausgestrichen werden muss und wie ich das am besten mache. Sie wollte außerdem meinen neuen Antrag durchsehen bevor ich ihn einreiche, aber auf diese weitere Ausgabe habe ich verzichtet, Anwälte sind ja nicht gerade billig. Ich werde jeden Teil des Antrags hier kurz beschreiben und dabei weitergeben, was ich gelernt habe.

 

Das Antragsformular

In dem Formular werden bloß Personenangaben abgefragt: Name, Adresse, Passnummer, Aufenthaltsberechtigung im anderen Staat, minderjährige Kinder. Am besten liest man sich das ganze Formular durch, so vergißt man nicht, einen Teil auszufüllen. Ganz oben soll man verkünden, welche Staatsbürgerschaft man denn anstrebt. Ganz wichtig, Datum und Unterschrift nicht vergessen. Das Antragsformular ist der einfachste Teil.

 

Nachweise zur deutschen Staatsangehörigkeit und zur ausländischen Aufenthaltsberechtigung

Eine beglaubigte Kopie des gültigen deutschen Reisepasses und der Aufenthaltsberechtigung im Zielstaat muss beigelegt werden. In Kanada kann man für beglaubigte Kopien zu einem public notary gehen. Es gibt ganz sicher etwas Vergleichbares in jedem Land. Oder man kann die Kopien auf dem Amt oder dem Konsulat beglaubigen lassen. In jedem Fall kostet es Geld.

 

Angaben zu fortbestehenden Bindungen an Deutschland

Fortbestehende Bindungen sollten auf einem gesonderten Blatt beschrieben werden. Deutsche Sprachkenntnisse sollten demonstriert werden, was man ja schon durch die schriftlichen Ausführungen macht. Ich habe außerdem beschrieben, dass ich in Deutschland aufgewachsen bin, dort zur Schule gegangen und dann studiert habe sowie einige Jahre Berufserfahrung in Deutschland gesammelt habe. Falls es angebracht ist, kann man ein Zeugnis, Diplom oder Empfehlungsschreiben mit anhängen.

Beziehungen zu nahen Verwandten in Deutschland können hier aufgelistet werden, um die bestehenden Bindungen an Deutschland zu bekräftigen. Name und Anschrift der Verwandten sowohl die Art und der Umfang der Kontakte sollten hier aufgeführt und beschrieben werden. Ich habe hier z.B. under anderem meine Eltern mit Namen und Anschrift gelistet und beschrieben, dass ich mit beiden regelmäßig telefoniere oder skype und dass meine Mutter mich bereits dreimal in Kanada besucht hat, seit ich hier lebe. Man sollte möglichst um die zehn Kontakte auflisten.

Auch berufliche, geschäftliche und sonstige Beziehungen zu Deutschland können hier aufgeführt werden, ebenfalls mit Kopien von entsprechenden Unterlagen. Z.B. bei Immobilienbesitz in Deutschland kann man eine Kopie des Grundbuchauszugs oder des letzten Grundsteuerbescheids mit anfügen oder im Falle des Rentenbezugs eine Kopie des letzten Rentenbescheids. Man kann hier kreativ sein und jede Form von Bindung an Deutschland zum Vorteil auslegen.

Es wird auch als vorteilhaft gesehen, wenn man regelmäßig nach Deutschland reist. Hier kann man die Daten, wann man zu welchem Zweck nach Deutschland gereist ist und Kopien des Flugtickets oder der Flugdaten zum Beweis anhängen. Meistens bekommt man ja keinen Stempel im Pass, wenn man nach Deutschland einreist, aber ansonsten wäre eine Kopie der ensprechenden Seite im Reisepass es auch wert, angehängt zu werden. Ich persönlich bin noch immer nicht zurück in die Heimat gereist, hatte allerdings die Reise schon geplant und gebucht, als mein Partner sehr krank geworden ist, woraufhin ich die Reise abgeblasen habe. Diese Geschichte habe ich ebenfalls in den kleinen Aufsatz eingebaut und erklärt, dass ich plane, den Besuch in der Heimat bald nachzuholen.

 

Gründe für den Erwerb der anderen Staatsangehörigkeit

Hier sind Beispiele für konkrete Vergünstigungen oder die Vermeidung konkreter Nachteile gefragt. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass Erleichterungen beim Grenzübergang, das Wahlrecht, die ständige Erneuerung der Aufenthaltserlaubnis und eventuelle persönliche Gründe, die auf puren Emotionen basieren, keine ausreichende Basis für doppelte Staatsbürgerschaft darstellen. Wer seinen Antrag auf solche Angaben und Gründe aufbaut, wird sich fast schon garantiert eine negative Entscheidung einhandeln.

Akzeptable Gründe sind solche, die einen wirtschaftlichen Vorteil darstellen, der objektiv überprüft werden kann. Ein Beispiel dafür wären Arbeitsstellen, die nur an Staatsangehörige vergeben werden. Dies kann der Fall sein im öffentlichen Bereich oder beim Geheimdienst. Man kann entsprechende Anzeigen oft im Internet finden und als Beweis mit dem Antrag einreichen. Natürlich muss es glaubhaft sein, dass man diese Arbeitsstelle auch ausfüllen kann und die Fertigkeiten des Antragstellers den Anforderungen entsprechen. Es wäre wohl unglaubwürdig, eine Stelle als Ingenieur aufzuführen, wenn man nicht die entsprechende Ausbildung hat.

Ich persönlich hatte das Glück, bei einem globalen Unternehmen angestellt zu sein. Meine Firma hat einen Brief für mich aufgesetzt, in dem ausgeführt wird, dass es für meine Kariere in diesem Unternehmen von Vorteil wäre, wenn ich die kanadische Staatsangehörigkeit hätte, da sie mich dann für längere Projekte im Ausland einsetzen könnten, ohne zu befürchten, dass ich meine Aufenthalts- und Arbeitsberechtigung in Kanada verliere. Auch wäre es von Vorteil für die Firma, wenn ich die deutsche Staatsangehörigkeit behalte, da die Firma auch in der EU tätig ist und dann dort keine gesonderte Arbeitserlaubnis für mich beantragen müsste im Fall eines Arbeitseinsatzes dort. Nicht jeder ist in dieser Situation, aber wer diese Möglichkeit hat, sollte auf jeden Fall davon Gebrauch machen.

Andere akzeptable Gründe sind auch auf der website des Bundesverwaltungsamtes aufgeführt. Das Erbrecht habe ich weiter oben schon einmal angebracht. Die Gewährung von Sozialleistungen kann in einigen Ländern davon abhängig sein, ob man Staatsbürger ist. Auch Ausbildungsvergünstigungen für Staatsbürger können aufgeführt werden. Wer seine zweite Staatsangehörigkeit in Nordamerika sucht, kann das NAFTA-Abkommen anbringen, welches Staatsbürgern Kanadas, Mexikos und der USA ein erleichtertes Verfahren zur Arbeitserlaubnis in diesen drei Ländern ermöglicht. Staatsbürger könnten bevorzugt werden bei der Vergabe von Stipendien und Fördergeldern. Ebenfalls bei geschäftlichen Beziehungen, z.B. bei Aufträgen mit der öffentlichen Hand. Wer Immobilien besitzt oder zu kaufen plant, kann auch Vorteile als Staatsbürger erfahren. All diese Angaben müssen auch wieder mit beigefügten Kopien relevanter Dokumente belegt werden. Eine gründliche Erforschung der Regelungen und Gesetze im Zielland sollte betrieben werden, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen.

 

Mein ehrlicher Rat ist, falls man nichts in dieser Liste von Beispielen findet, das auf seine spezielle Situation zutrifft, ist es auf jeden Fall wert, das Geld für die Beratung mit einem Anwalt auszugeben. Der Rechtsanwalt sollte sich auf dem Bereich der doppelten Staatsbürgerschaft spezialisiert haben und umfangreiche Erfahrung nicht nur mit Beibehaltungsgenehmigungen sondern auch mit dem Zielland haben. In dem Fall kennt er sich mit den speziellen Gegebenheiten des anderen Staates aus und kann einem sehr wahrscheinlich mit relevanten Vorschlägen für die jeweilige Situation weiterhelfen. Wieviel Hilfe man von einem Anwalt in Anspruch nehmen möchte, kommt darauf an, ob man sich zum einen zutraut, den Rest nach der Beratung alleine zu bewältigen und zum anderen, wieviel Geld man zur Verfügung hat oder willens ist, für diesen Zweck auszugeben.

Wichtige Links - Wo sind Antragsformular und Merkblatt zu finden?

Bundesverwaltungsamt - Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit
Hier kann man die offizielle website des Bundesverwaltungamtes mit Bestimmungen und Voraussetzungen zur Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit finden.

Anträge und Merkblätter
Das Antragsformular und Hinweise zur Beibehaltung der deutschen Staatsangehörigkeit sind hinter diesem Link versteckt.

Gebührentabelle Staatsangehörigkeit
Natürlich ist die doppelte Staatsbürgerschaft nicht umsonst zu haben. Hier ist die Gebührentabelle versteckt. Allerdings sind nicht unbedingt alle Gebühren in der Tabelle zu finden, daher empfehle ich, auf jeden Fall das Merkblatt gut zu durchzulesen.

Wahlrecht bei dauerhaftem Wohnsitz im Ausland
Sie wohnen im Ausland und möchten dennoch an den deutschen Wahlen teilnehmen? Hier finden SIe weitere Informationen, wie Sie sich ins Wählerverzeichnis eintragen lassen können.

Wehrpflicht für Auslandsdeutsche
Sie wohnen im Ausland oder haben sogar die doppelte Staatsbürgerschaft und möchten in Erfahrung bringen, wie die Wehrpflicht davon beeinflußt wird? Hier finden Sie Antworten.

Der Antrag wurde bewilligt - und was nun?

Nun ist der Antrag auf Beibehaltungsgenehmigung also eingereicht und nach einer Wartezeit von ungefähr drei bis vier Monaten kommt ein Brief des Bundesverwaltungsamtes oder des zuständigen Konsulates ins Haus geflattert. «Sehr geehrte/r Herr/Frau Sowieso, ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass das Bundesverwaltungsamt in Köln Ihrem Antrag auf Erteilung einer Beibehaltungsgenehmigung [...] stattgegeben [...] hat.»

Gratulation, das sind gute Neuigkeiten. Jetzt kann man sich endlich um die andere Staatsbürgerschaft kümmern, um die es hier doch eigentlich geht. Aber halt, nicht ganz so schnell. Der bloße Brief, dass der Antrag genehmigt wurde, ist nicht genug. Nun muss man sich noch die eigentliche Beibehaltungsurkunde beim Amt oder Konsulat abholen und die Gebühren bezahlen. Erst dann kann man sicher sein, die deutsche Staatsbürgerschaft nicht zu verlieren. Als nächstes muss man dann zusehen, dass die andere Staatsbürgerschaft innerhalb von zwei Jahren bewilligt und beurkundet wird. Falls diese Zeit nicht ausreicht, muss man die Beibehaltungsgenehmigung verlängern lassen. Das kann wieder beim Konsulat oder Bundesverwaltungsamt gemacht werden, diesmal recht formlos. Es ist aber wichtig, diese Verlängerung zu erwirken, bevor die Frist abläuft, denn sonst muss man wieder ganz von vorne anfangen und verliert womöglich die deutsche Staatsangehörigkeit doch noch.

Nachdem man die zweite Staatsbürgerschaft erlangt hat, führt ein weiterer Weg zum Konsulat oder Bundesverwaltungsamt, nämlich um die Zweitbürgerschaft in Deutschland anzumelden. Das kann wieder formlos geschehen. Nach diesem letzten Schritt, kann man sich nun endlich zur doppelten Staatsbürgerschaft beglückwünschen.

Kanadier, am 31.03.2011
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