Namentliche Gemeinsamkeiten, die ins Auge fallen...

- Die erste und herausragendeste Parallele zwischen dem brillanten Diagnostiker des am (fiktiven) Princeton Plainsboro Teaching Hospitals in New Jersey/USA beschäftigten Dr. Gregory House und dem scharfsinnigen Privatdetektiv Sherlock Holmes in London aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle ist natürlich der Name. Beide Nachnamen ähneln sich in der Klangfarbe, und beide bedeuten dasselbe: Haus bzw. Heim. Vermutlich deutet der Name auf ihrer beider antisozialen, eigenbrötlerischen Status hin. Außer Bowling und Pokerspiel geht Dr. House keinen gesellschaftlichen Vergnügungen nach (sehen wir von den berüchtigten 'häuslichen' einmal ab), und von Holmes wird berichtet, dass er Monate in seiner Wohnung verbringen kann, ohne einen Fuß vor die Tür zu setzen, wenn er gerade keinen Fall hat.

- Doch damit nicht genug. Sowohl Dr. House als auch Sherlock Holmes haben einen Freund, dessen Namen sich ebenfalls ähnlich ist: Dr. House wird von Dr. James Wilson bei seinen Taten unterstützt, Sherlock Holmes von seinem Arzt und Mitbewohner Dr. John Watson. Genauso wie Holmes im Umgang mit Watson trotz einer zeitweiligen Wohngemeinschaft nie das vertrauliche "John" verwendet, hört man Dr. House Dr. Wilson niemals "James" nennen. Höchstens - und das hat wirklich Seltenheitswert - "Jimmy". Dann jedoch in recht mokantem Tonfall, wenn Dr. House meint, Dr. Wilson habe sich zu weit aus dem Fenster gelehnt mit seiner Neugier, seinem Leichtsinn oder einem unfreiwilligen Wortwitz.

Die nächsten Gemeinsamkeiten... sind nicht mehr ganz so offensichtlich

 - Naja, die zweite schon: Die Hausnummer. Aus Misstrauen vor Veränderungen wohnt Dr. House seit über fünfzehn Jahren in der Baker Street Nr. 221b, und genauso an seine (damals noch fiktive) Adresse gebunden ist Sherlock Holmes. Mit dem Unterschied, dass er etwa hundertzehn Jahre früher in London "praktiziert". Dort gibt es übrigens heute das Sherlock Holmes-Museum.

 

 

Sherlock Holmes

Sherlock Holmes (Bild: http://www.onesmedia.com/)

- Dr. House ist der Leiter einer differentialdiagnostischen Abteilung, die es genaugenommen in Krankenhäusern (noch) gar nicht gibt. Dort spezialisiert er sich auf scheinbar hoffnungslose medizinische Fälle, die er häufig mit unorthodoxen Methoden löst. Zugute kommen ihm dabei seine scharfe Beobachtungsgabe und sein rationales, logisches Denken. Eigenschaften, die auch Sherlock Holmes auszeichnen und deretwegen ihm häufig Gefühlskälte vorgehalten wird. Auch Dr. House muss mit diesen Anschuldigungen leben, ist jedoch - ebenso wie sein literarisches Vorbild Holmes - zu Emotionen durchaus fähig. Auch wenn sich beide nicht darum scheren, was andere über sie denken.

Wie Dr. House begibt sich auch Holmes auf berufliches Neuland: er behauptet von sich, der einzige Privatdetektiv zu sein, der sich in Fälle ungefragt einmischt, und nicht selten ist er Scotland Yard mit seinen unkonventionellen Methoden eine Nasenlänge voraus.

 - Äußerlich könnten Dr. House und Sherlock Holmes Brüder sein: sie werden als groß, schlank, fast hager beschrieben, mit verstörendem Blick und einer Vorliebe für das Extravagante (dass Dr. House als Arzt keinen Kittel trägt, dürfte als Extravaganz verstanden werden).

Jetzt wird's ein bisschen schwieriger...

- Beide, Dr. House und Sherlock Holmes, sind drogenabhängig und behaupten, nur mit Morphium bzw. Vicodin (ein Morphiumdevirat) funktionieren zu können.

- Sowohl Dr. House als auch Sherlock Holmes sind äußerst musikalisch. Dr. House spielt Klavier (meist Kompositionen von Johann Sebastian Bach) zur Entspannung, Sherlock Holmes Violine. Und meist eben... Bach.

- Wenn es ihnen aus moralischen oder persönlichen Gründen einleuchtend erscheint, lässt Dr. House schon mal einem Patienten seinen Willen, während Sherlock Holmes tatsächlich ein paar Täter absichtlich entkommen lässt.

- Die mysteriöse Irene Adler, angeblich Sherlock Holmes' große und einzige Liebe, taucht in "Dr. House" gleich zweimal auf. Im Pilot der Serie gibt es eine Miss Adler, und in der fünften Staffel erfahren wir von einem Buch als Geburtstagsgeschenk an Dr. House, dem eine Widmung von Irene Adler beiliegt. Schlussendlich stellt sich das Geschenk als ein "running gag" zwischen Dr. House und Dr. Wilson heraus, doch die Referenz ist da. Unumstößlich.

- In der finalen Folge der zweiten Staffel taucht ein Fremder im Krankenhaus auf und schießt Dr. House scheinbar ohne Grund nieder. Er stellt sich ihm und seinem Team als Jack Moriarty vor. Der geneigte Sherlock Holmes-Leser stellt sofort die Paralelle zu Holmes und dessen Widersacher James Moriarty her. Was Moriarty im weitesten Sinn anbelangt, gibt es noch eine weitere Gemeinsamkeit, die wir an dieser Stelle nicht verraten werden, da sie uns erst am Ende der letzten, achten Staffel aufgefallen ist. Vermutlich wird diese hierzulande erst nächstes Jahr ausgestrahlt. Bitte darauf achten, es ist nicht so schwer und lässt sich mit Holmes'schem Spürsinn leicht erkennen.

- Sherlock Holmes ist ein Bewunderer der deutschen Sprache. Zwar hält er sie für misstönend und sperrig, ist jedoch fasziniert von deren Vielfältigkeit. Dr. House würzt seine Sätze und Diagnosen hin und wieder mit deutschen bzw. jiddischen Ausdrücken. Da wird aus einem "comfortable" gern mal ein "gemudlig" und aus dem menschlichen Hinterteil der "Tokus". Überhaupt hat Dr. House ein Faible für deutsche Metaphern, beispielsweise über das hiesige Bahnsystem. Teilweise sind sie jedoch ein wenig böse und schwarzhumorig auf die Vergangenheit gemünzt.

- Seinen geheimsten Geheimvorrat an Vicodin bewahrt Dr. House in einem ausgehöhlten Sherlock Holmes- Roman auf ("Eine Studie in Scharlachrot"), zu sehen in der siebten Staffel.

- In der achten Staffel lernt der Zuschauer Dr. House' "biologischen" Vater kennen. Der heißt Thomas Bell und ist Schotte. Der Ursprungs-Holmes - das Vorbild für Sir Arthur Conan Doyles Romanhelden - war Dr. Joseph Bell, seines Zeichens Schotte und genialer Chirurg, aber auch Denker und Pionier im Medizinerwesen, der sich - wie Holmes - der damals neuartigen Forensik bedient. Ohne ihn würde es keinen Sherlock Holmes und vermutlich auch keinen Dr. House geben.

Dr. Gregory House (Hugh Laurie) (Bild: http://www.fox.com/)

Sherlock Holmes - der alte, neue Antiheld - Die Popularität ist ungebrochen.

Zu erwähnen wäre noch, dass die Kunstfigur Sherlock Holmes von Sir Arthur Conan Doyle derzeit ein beispielloses Revival erlebt, da sein Typ möglicherweise den Zeitgeist widerspiegelt.

Neuverfilmungen mit Robert Downey Jr. und Judd Law als Dr. Watson waren der Renner im Kino, und selbst ein hypermodernes Serienformat mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle als junger Sherlock und Martin Freeman als Dr. Watson in der computerisierten Neuzeit erwies sich als Überraschungshit.

Eine kleine Merkwürdigkeit zum Schluss...

Der neue Sherlock Benedict Cumberbatch hat sich bei der Entwicklung des Charakters mit Schauspielkollege Robert Downey Jr. abgesprochen und beraten, damit sich die Figur im Kino nicht allzu sehr vom TV-Format unterscheidet.

Zudem spielte er 2003 in der britischen Comedy-Serie "Fortysomething" (dt. Dr. Slippery) den Sohn des damals noch eher unbekannten Hugh Laurie. Eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit kann dabei tatsächlich nicht abgestritten werden.

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