Alte Bücher

Alte Bücher (Bild: Foto: Martin Pfetscher, alle Rechte vorbehalten)

Andererseits habe ich auch Freude an einem schönen Buch. Ich habe schon Bücher gekauft allein aus dem Grund, weil ich sie so schön fand, z.B. einen schönen Gedichtband oder eine Märchensammlung mit schönen Kupferstichen.

 

Wozu also E-Books? Wenn ich früher jemanden in der U-Bahn gesehen habe, der in einem E-Book-Reader las, dachte ich: "Wozu denn das? Brauchen wir fürs Lesen wirklich auch noch ein elektrisches Gerät? Da nehme ich doch lieber ein Taschenbuch mit."

 

Und doch habe ich mir einen E-Book-Reader gekauft. Und kann jetzt, nach einem halben Jahr, ein erstes Resümee ziehen.

Display eines E-Book Readers

Display eines E-Book Readers (Bild: Foto: Martin Pfetscher, alle Rechte vorbehalten, Text von M.P. Anderfeldt, Nutzung mit freundlicher Genehmigung)

Vorteile

Ich lese mehr. Ja, ich bin sicher, dass ich mehr lese, seit ich den E-Book-Reader habe. Das kleine Gerät ist immer dabei. Kein langes Überlegen, welches Buch ich irgendwohin mitnehme, der Reader kommt überallhin mit, beinahe wie Portemonnaie und Handy. Und wenn ich mal warten muss, ziehe ich einfach den Reader heraus und lese ein wenig. Für mich auf jeden Fall erfüllender, als das Smartphne zu zücken und gelangweilt herumzusurfen.

 

Im Dunkeln lesen. Für manche wahrscheinlich sinnlos, für andere eine sehr nützliche Funktion. Manche Reader haben ein eingebautes Licht, mit dem man auch im Dunkeln lesen kann, z.B. nachts im Bett. Dabei ist das Licht viel angenehmer und blendet nicht so stark wie bei einem Laptop oder Tablet-Computer und sollte auch den Partner nicht stören (wie etwa eine Nachttischlampe).

 

Kein Allround-Gerät. Ein Nachteil? Für mich eher ein Vorteil. Wenn ich mit einem Tablet-Computer lese, werde ich ständig durch irgendetwas abgelenkt; eine ankommende Email, ein "ganz kurzer" Nachrichten-Check oder der unvermeidliche Besuch bei FacE-Book. Mein Reader kann zwar theoretisch auch so ein bisschen Internet, aber die Funktion ist so gut versteckt (und funktioniert auch nicht wirklich gut), dass ich sie nicht nutze. Ich mag den Gedanken, dass der Reader nur zum Lesen da ist.

 

Bücher ausleihen. Viele kommunale Büchereien bieten eine Service, mit dem man E-Books ausleihen kann. Diese E-Books sind mit einer digitalen Signatur versehen und nach 2 Wochen nicht mehr benutzbar. Man muss sie also nicht mehr selbst abgeben – ein Segen für vergessliche Menschen wie mich. Ich leihe mir oft etwas aus der Stadtbibliothek (geht ganz einfach vom Computer aus) und lese es dann. Besonders geeignet natürlich für "leichte Kost" wie Krimis oder Thriller, die man einmal liest und in denen man nicht immer wieder blättern möchte. Kleiner Wermutstropfen: Ausgerechnet die beliebte Kindle-Serie von Amazon unterstützt das EPUB-Format der kommunalen Büchereien in Deutschland nicht.

 

Kostenloser Klassiker von Jules ...

Kostenloser Klassiker von Jules Verne als E-Book (Bild: Foto: Martin Pfetscher, alle Rechte vorbehalten)

Werke von Nachwuchsautoren lesen. Viele Nachwuchs- und Hobbyautoren bieten ihre Werke kostenlos oder für wenig Geld als E-Book zum Download an. Diese Autoren haben keinen Verlag und freuen sich oft über jeden Leser und jede Kritik. Auf Webseiten wie neobooks.com finden Sie tausende E-Books aus den verschiedensten Bereichen. Hier der Link zu einer kostenlosen Thriller-Kurzgeschichte. Sie können die Werke auch im Webbrowser auf Ihrem Computer lesen, aber das macht natürlich weniger Spaß als mit einem richtigen Reader.

 

Klassiker kostenlos. Zahlreiche Klassiker, deren Copyright abgelaufen ist, können Sie kostenlos im Internet herunterladen und dann bequem auf Ihrem E-Book-Reader lesen.

 

Ausgereifte Technik. Vermutlich sind E-Book-Reader in ein paar Jahren noch viel besser als heute, aber ich finde die jetzige Generation auch schon sehr beachtlich. Jeder bietet locker Platz für 1000 Bücher und mehr, wem das nicht genügt, der kann dank Speicherkarten sogar theoretisch unendlich viele Bücher darauf laden. Die Displays mit E-Ink oder vergleichbarer Technik zeigen ein völlig ruhiges und scharfes Schriftbild. Da der Akku nur beim Umblättern in Anspruch genommen wird, hält er wochenlang (bei kontinuierlicher Benutzung!) und auch wenn Sie öfter mal die Beleuchtung einschalten, muss das Gerät nicht ständig aufgeladen werden.

 

Die Bücher nehmen keinen Platz in der Wohnung weg. Natürlich ist es schön, viele Bücher zu Hause zu haben. Aber wenn die Wohnung angesichtsdutzendermit Büchern gefüllter Billy-Regale kaum noch zu benutzen ist, freut man sich auch, wenn die neueste Bucherwerbung mal nicht die Wohnung verstopft. Das geht zumindest mir so.

 

 

Nachteile

 

Aber auch die Nachteile sollen hier nicht verschwiegen werden.

 

Kein Kauf/Verkauf gebrauchter Bücher. Die meisten Bücher sind digital gegen Kopieren geschützt. Leider heißt das auch, dass man sie nicht einfach verkaufen kann, wenn man sie gelesen hat. Technisch wäre es sicher möglich, aber natürlich haben die Buchhändler kein Interesse daran, dass ihre Bestseller gebraucht plötzlich zum halben Preis angeboten werden. Bei gebrauchten Büchern (gedruckten, aus Papier) halten sich die Verluste wohl in Grenzen, immerhin fallen Packungs- und Versandkosten an und irgendwann ist das Werk auch zerfleddert und unansehnlich und nicht mehr viel wert. Bei E-Books wäre das natürlich nicht der Fall, sie könnten kostenlos per Email verschickt werden und das auch noch in perfektem Zustand, da sie sich ja nicht abnutzen. Vielleicht kann man E-Books irgendwann verkaufen, momentan aber nicht.

 

Auch nicht billiger. Damit kommen wir gleich zum nächsten Nachteil, der damit eng zusammenhängt. Denn nicht nur Sie müssen darauf verzichten, Ihre gelesenen Bücher zu Geld zu machen, Sie können auch selbst keine gebrauchten erwerben. Und da ein E-Book dank der Buchpreisbindung auch nicht (wesentlich) billiger sein darf als der Neupreis des entsprechenden "herkömmlichen" Buchs, sind diese gebraucht allemal günstiger als E-Books.

 

Blättern nervt. Ich finde, E-Books eignen sich besonders für Bücher, die man linear von vorne nach hinten durchliest. Denn das Blättern nervt. Zwar kann man bei E-Book-Readern Lesezeichen setzen, aber das funktioniert lange nicht so einfach und intuitiv wie bei einem Buch aus Papier. Neulich habe ich einen Roman aus der Reihe "Das Lied von Eis und Feuer" gelesen und wollte immer mal wieder nach vorne blättern, wo eine Landkarte abgebildet ist und nach hinten, wo ein Verzeichnis der wichtigsten Herrscherhäuser zu finden ist. Schon dieses Blättern hat mich ziemlich genervt.

 

Copyright abgelaufen: Kostenloser ...

Copyright abgelaufen: Kostenloser Klassiker als E-Book (Bild: Foto: Martin Pfetscher, alle Rechte vorbehalten)

Zum Vorlesen bedingt ungeeignet. Natürlich können Sie Ihrem Kind auch eine Geschichte aus dem E-Book-Reader vorlesen. Aber Sie müssen darauf achten, dass das Kind die Anzeige nicht berührt, damit das Gerät nicht umblättert (zumindest wenn eseinenTouchscreenhat). Außerdem sind Bilder und Zeichnungen natürlich nicht so schön, da E-Book-Reader mit E-Ink Technologie nur eine monochrome Anzeige haben. Für Bilderbücher also nicht empfehlenswert. Zum "reinen Vorlesen" ist der Reader natürlich okay, aber mir fehlt dann doch irgendwie das "Erlebnis Buch", wenn ich den Kindern ständig verbieten muss, das Lesegerät anzufassen.

 

Nicht so weiß wie Papier. Auch wenn eines der Geräte so heißt: So weiß wie Papier ist die Anzeige nicht. Die Bildschirmfarbe der meisten E-Book-Reader entspricht eher einem hellen Zeitungspapier-Grau, ist damit aber immer noch kontrastreicher als bei einem Taschenbuch ganz billiger Machart (wie es sie in den USA oft gibt). Die nächste Generation E-Books ist da sicher noch besser.

 

Und die Buchhandlungen? Wenn immer mehr Menschen ihre elektronischen Bücher im Internet kaufen, was passiert dann mit den Buchhandlungen? Wird es zu einem Buchhandlungssterben kommen, ähnlich wie bei den Musikgeschäften? Das wäre natürlich schade. Ich achte deshalb darauf, dass ich zumindest meine Bücher in ein einer echten Buchhandlung kaufe.

 

Resümee

Wer braucht denn nun einen E-Book-Reader? Ganz ehrlich: Ich denke, niemand. Ich habe einen, bin zufrieden damit und lese mehr als zuvor. Das ist natürlich erfreulich. Die Geräte sind leicht, es liest sich angenehm und die Batterie hält lange, aber so richtig viele Vorteile gegenüber einem herkömmlichen Buch bieten sie eigentlich nicht. Es sei denn, einer der genannten Vorteile ist Ihnen ganz besonders wichtig.

Also muss das wohl jeder für sich selbst entscheiden …

koi88, am 17.07.2013
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Bildquelle:
Karin Scherbart (Asterix bei den Pikten – Rezension)

Autor seit 11 Jahren
7 Seiten
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